Elfenkrieg
dagegen. Aurün war froh, dass sie saß, denn niemals hätte sie sich noch auf den Beinen halten können.
»Natürlich Ritter«, antwortete die Priesterin. »Verzeiht, werte Königin der Drachenelfen, doch Euer Volk ist so gut wie ausgestorben. Es gibt nur noch wenige Drachen. Zu wenige – und dem haben wir Abhilfe verschafft. Die Königin – Eure Schwester, Eamon – ist stur und lässt nicht mit sich reden. Um ihre Leute ist es nicht besonders schade, andere können wir mit Worten bekehren, diese engstirnigen Ritter brauchen dazu schon etwas mehr.«
»Kaltherziges ...« Eamon machte einen Satz auf sie zu, doch Nevliin versperrte ihm den Weg.
»Was bedeutet das?«, fragte er die Priesterin, ohne die Hand von Eamons Brust zu nehmen und ihn weiterhin zurückzuhalten. »Kann Ardemir geheilt werden?«
»Geheilt?« Die Priesterin sah in die Runde. »Der Drache ist nun in ihm, in seinem Blut. Dafür gibt es keine Heilung. Nur den Tod.«
»Ihr lügt.« Nevliin ließ Eamon los und trat auf sie zu. »Welche Möglichkeit gibt es noch? Es muss eine geben.«
Mit einer Handbewegung wies die Priesterin zu Aurün. »Die wird ihr aber nicht gefallen«, meinte sie, doch Eamon winkte ab.
»Nennt uns die Möglichkeit. Um Ardemir zu retten ...«
»Ardemir verwandelt sich in einen Drachen«, unterbrach ihn die Priesterin ernst, »genauso wie die anderen Ritter. Anfangs halten sie ihre neue Gestalt nur kurz, kehren immer wieder zu ihrer elfischen Gestalt zurück, aber es wird nicht lange dauern, bis sie endgültig zu Drachen werden und der Elf in ihnen stirbt.«
»Es sei denn?«, fragte Nevliin.
»Es sei denn«, fuhr die Priesterin mit einem Blick zu Aurün fort, »das Drachenherz wird vernichtet.«
»Das ist unmöglich!« Jede Schwäche vergessend, sprang Aurün auf. Sie musste sich an der Wand festhalten, doch immerhin konnte sie aufrecht stehen. »Eine Zerstörung des Drachenherzens würde mein Volk auseinanderreißen! Die Drachen von den Elfen trennen! Das könnt ihr nicht machen. Noch dazu kann das Herz nur derjenige zerstören, der Ureliigs Blut in sich hat – das wahre Blut, und derjenige würde selbst daran sterben. Die Vernichtung des Herzens würde denjenigen umbringen, der es tut. Das ist Wahnsinn!«
»Wir müssen diese Möglichkeit in Erwägung ziehen«, meinte Eamon völlig ruhig, was Aurün zurück gegen die Wand fallen ließ.
»Was?«, keuchte sie. »In Erwägung ziehen, ein ganzes Volk zu ermorden? Uns zu einfachen Elfen zu machen und die Drachen von uns zu lösen?«
»Für Ardemir ...«
»Ardemir?« Das Blut pochte in ihren Schläfen. Sie konnte die drei Gestalten im Schein des Feuers nur noch verschwommen sehen. Alles um sie herum begann sich zu drehen. »Wieso Ardemir?«, brüllte sie. »Was ist mit mir, mit allen anderen Drachenelfen?«
»Und was ist mit allen anderen Rittern?« Eamon ging auf sie zu, doch Aurün hangelte sich an der Wand entlang in Richtung Ausgang.
»Nein!«, schrie sie und meinte, so viel Überzeugung und Befehlsgewalt in ihre Stimme zu legen, dass keine Widerrede mehr aufkommen konnte. »Ich bin die Königin der Drachenelfen, und das Herz ist mein! Keiner von euch wird es anrühren. Es war dieses Miststück hier, das Ardemir verhext hat. Wendet euch an sie!«
Sie konnte nicht zurücksehen, um irgendwelche Reaktionen abzuwarten, und stürmte, so schnell es ihr malträtierter Körper schaffte, hinaus in die frische Luft.
Das alles war nun endgültig zu viel. Nicht nur, dass die Nebelpriester die Drachen für ihre Zwecke benutzten, nein, sie vergingen sich auch noch an dem Blut und spielten Gott. Sie vergewaltigten ein ganzes Volk und riskierten dessen vollkommene Zerstörung – und die Einzige, die daran schuld war und etwas dagegen unternehmen konnte, wurde hier wie eine Königin behandelt!
Wohin war Aurün da nur geraten? Immer noch fraßen Nevliin und Eamon der Priesterin aus der Hand! Wie hatte sie auch nur anderes annehmen können? Sie versteckten ihre Gefühle vielleicht, und doch würden sie sich beide eher umbringen, ehe diesem Monster ein Haar gekrümmt werden würde. Selbst Eamon! Was brauchte es, um ihm die Augen zu öffnen? Wie konnte er auch nur daran denken, ihr Volk zu zerstören? Alles, was es ausmachte? Sie war die Königin! Wie konnte er glauben, sie würde dabei tatenlos zusehen? Hatte ihre Liebe zu ihm sie tatsächlich so lange geblendet, dass sie nicht mehr sah, was hier vor sich ging? Niemanden interessierte, was mit den Drachen war. Allen ging es nur um
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