Elfenkrieg
die Nebelpriester und die Königin Liadan. Es ging um Liadans Reich und wie es beschützt werden konnte, nicht um die Rettung der Drachen. Das hatte Aurün nun endlich begriffen.
Die Nacht war längst hereingebrochen, als sie schließlich wieder zurück zur Höhle ging, um sich dort auf ihrem provisorischen Deckenlager niederzulegen und ihren tosenden Gedanken im Schlaf etwas Ruhe zu gönnen. Sie würde eine Lösung finden – morgen. Und wenn sie dafür der Priesterin eigenhändig die Kehle durchschneiden musste. Sie würde das Herz selbst zurückbeschaffen.
Natürlich fand sie Ardemirs Schicksal schrecklich. Wie könnte sie nicht? Sie hatte Ardemir schon immer gemocht, doch er war nun einmal ein Opfer in diesem Krieg mit den Nebelleuten, genauso, wie es ihr Vater gewesen war. Für ihn und etwaige andere Ritter konnte sie nicht ihr Volk aufs Spiel setzen.
Gestärkt von dieser Überzeugung trat Aurün schließlich in den rauchgeschwängerten Hohlraum des Felsens und blieb verblüfft stehen.
Die Priesterin war fort, ebenso Eamon, einzig Nevliin war zurückgeblieben.
»Sie sind am Fluss«, erklärte Nevliin, ohne von seinen Händen aufzublicken, die er im Schoß gefaltet hatte. Er saß auf dem Lager der Priesterin und starrte ins Leere.
»Wieso begleitet Ihr sie nicht?«, fragte Aurün und trat näher. Es war nicht das erste Mal, dass die Priesterin zum Fluss am Fuß des Berges gebracht wurde, damit sie sich waschen konnte, doch es fiel Aurün schwer, zu glauben, dass Nevliin sie auch nur einen Moment lang aus den Augen ließ.
Als er sich ihr schließlich zuwandte, erkannte sie, dass auch er nicht begeistert darüber war. »Sie wollte es so«, sagte er knapp.
Aurün war schon aufgefallen, dass sich die Priesterin immer mehr von Nevliin zurückzog, ja manchmal kam es ihr sogar vor, als hätte diese unbesiegbare Magierin Angst vor ihm.
»Und hat sie noch etwas gesagt?«, fragte sie, immer noch unwillig, über diese Person zu sprechen. Doch sollte die Priesterin noch etwas über die Drachen preisgegeben haben, musste sie dies wissen.
Nevliin schüttelte den Kopf. Dann verharrte er jedoch plötzlich, blickte an ihr vorbei, und seine Augen verengten sich.
Langsam erhob er sich und ging auf die andere Höhlenseite zu, dorthin, wo Aurün vorhin zusammengebrochen war.
»Was ist?«, fragte Aurün. Es schien ihr immer noch abwegig, allein mit diesem Ritter zu sein, der so viele ihrer Leute auf dem Gewissen hatte. Doch sie hatte gelernt, sich mit ihm abzufinden, und mehr als das Nötigste sprach sie ohnehin nicht mit ihm.
Nevliin bückte sich und hob ein Kästchen auf. Noch ehe Aurün reagieren konnte, hatte er es schon geöffnet und nahm die Phiole mit Ureliigs Blut heraus.
Aurün schnappte nach Luft. Wie kam der Schlüssel dorthin? Sie musste ihn verloren haben, während Eamon und Nevliin sie verbunden hatten. Er musste aus ihrer Tasche gefallen sein! Wie hatte das nur passieren können, wo sie ihn doch besser hütete als ihren Augapfel! Ihn nun in Nevliins Händen zu sehen war beinahe schlimmer, als wäre die Phiole auf dem Boden zerschellt.
Nevliin schien ebenso wenig begeistert von dem zu sein, was er da in Händen hielt. Aurün wusste nicht, ob sie ihn jemals zuvor so gesehen hatte, doch er schien sie überhaupt nicht mehr zu bemerken. Entsetzt, als hätte er einen Geist vor sich, starrte er das Gefäß in seiner Hand an. Die Sehnen seines Unterarmes hoben sich deutlich hervor. Aurün fürchtete, er könnte die Phiole vielleicht zerbrechen.
»Nevliin?«, fragte sie vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken, doch der Ritter reagierte nicht. Seine Brust hob und senkte sich ungewöhnlich schnell. Seine Hand begann zu zittern. Jeden Moment würde er die Phiole fallen lassen.
»Nevliin!« Behutsam und doch bestimmt legte Aurün ihre Hand auf seine, in welcher er den Schlüssel hielt.
Nevliin zuckte zusammen und sah sie an. Niemals zuvor war er ihr so unheimlich erschienen. Noch schlimmer jedochwar, als sich plötzlich einer seiner Mundwinkel zu einem Lächeln hob, was sein Gesicht wie eine Fratze aussehen ließ. Plötzlich wirkte er irgendwie erleuchtet . Irgendein Rätsel, von welchem nur er etwas wusste, schien sich für ihn gelöst zu haben, doch dieser Ausdruck hielt nur für den Bruchteil einer Sekunde an. Denn sofort kehrte die Leere in seine schwarzen Augen zurück.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte sie, während sie die Phiole sorgfältig im Schutz des Kästchens verstaute.
Nevliin sah an ihr vorbei zum
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