Elfenkrieg
über den unsicherenUntergrund und hüllte Vinae dabei in glitzernde Tropfen, die ihr Gesicht und die Kleider benetzten. Durch Kies und Löwenzahn gelangte sie an das andere Ufer und wurde sofort wieder vom Wald verschluckt. Von hier aus führte ihr Weg nun steiler den Hang hinauf, wo sie das Pferd nach einer Weile wendete und durch Heidelbeersträucher gen Süden ritt. Vinae kannte den Weg, sie würde sich hier niemals verirren. Das Weltentor lag in der entgegengesetzten Richtung an einem Pfad in der Nähe der Brücke, doch es war zu gefährlich, sich dort zu treffen. Auch wenn durch das neue Gesetz der Königin nur noch ihre Ritter unter ihrem Befehl durch die Weißen Hallen schreiten konnten, war Vinae lieber vorsichtig und beließ den Treffpunkt am alten Ort. Sie selbst war noch niemals in dieser Zwischenwelt gewesen, durch die ein schnelles Reisen in die verschiedenen Welten möglich war. Ardemir hatte ihr erzählt, die Weißen Hallen bestünden nur aus Licht, über das man wandelte, als würde man schweben. Durch verschiedene Höhlengänge gelangte man von dort schließlich in eine weitere Halle der jeweiligen Welt, wo sich an den Wänden die Zugänge wie riesige bunte Wandgemälde befanden. Mit einem Schritt dort hindurch war tagelanges Reisen auf einen kurzen Augenblick verkürzt. Vor der Wiedervereinigung Elvions, als der Osten und Westen des Reiches noch durch eine Barriere ins Schattenund Lichtreich geteilt gewesen waren, hatte es auch eigene Zugänge für die jeweilige Welt in den Weißen Hallen gegeben. Heute befanden sich die Wandbilder jedoch in derselben, denn die Hallen waren mit dem Verschwinden der Barriere wieder zusammengeschmolzen und vereint. Ein Unwissender wäre wohl nicht einmal in der Lage, ein Weltentor von einem gewöhnlichen Felsen zu unterscheiden, doch jene Elfen mit hohem magischem Potential spürten die Energie selbst aus großer Entfernung.
Vinaes Weg führte sie jedoch in eine andere Richtung. Die Lichtung war nicht allzu weit entfernt, durch das dichte Gestrüpp jedoch schwer zu finden.
Dort angekommen, stieg sie vom Pferd und sah sich zwischen den weißen Stämmen der Bäume um, durch deren gelbgrünes Blätterdach einzelne Lichtstrahlen fielen und eine märchenhafte Atmosphäre schufen. Vinae zog die Kapuze des Umhangs zurück und rückte das silberne Haarband zurecht, das sich glitzernd hell von ihrem schwarzen Haar abhob. Sie trug es zumeist straff am Hinterkopf zusammengebunden, da es ihr so weniger im Weg war, auch wenn es ihre Mutter nicht gern sah. Meara sah ohnehin nichts gern, was sie tat. So gefiel es ihr auch nicht, dass ihre Tochter stets wie eine Kriegerin und nicht wie eine Magierin gekleidet war.
»Du bist spät.«
Vinae lächelte, als sie die vertraute Stimme hörte, und drehte sich um.
Ardemir trat als Erster aus dem Dickicht, wobei nicht ein Zweig unter seinen Füßen brach. Ihr fiel sofort das kurze Haar auf, das mehr an einen Unfall denn an eine Frisur erinnerte. Doch noch bevor sie sich weitere Gedanken darüber machen konnte, sah sie die hochgewachsene Frau, die dicht hinter ihm erschien. Die Augen der Fremden funkelten selbst aus dieser Entfernung in einem grellen Grün, und auch das feuerrote Haar, welches in großen Wellen beinahe bis zur Taille reichte, strahlte ungewöhnlich intensiv. Ihre weiße Haut wirkte transparent und schien einen Hauch von Grün in sich zu tragen, als wäre sie Teil des Waldes.
Vinae wusste sofort, dass dies eine Drachenelfe war, auch wenn sie niemals zuvor jemandem aus diesem Volk begegnet war.
Die Frau lächelte freundlich, und Vinae fielen die Schürfwundenan der Stirn und Wange auf. Sie hatte Mühe, das Lächeln zu erwidern und die grellen Augen nicht zu offensichtlich anzustarren, doch zu ihrem Glück erschien Fürst Nevliin von Valdoreen auf der Lichtung, der ihr kurz zunickte. Es war nicht schwer, ihm ein Lächeln zu schenken. Er war nicht besonders gesprächig oder höflich, aber sie mochte ihn trotzdem. Sie wusste nicht wieso, doch seine Schwermut hatte schon bei ihrer ersten Begegnung ihr Herz berührt. Sie hatte sich nie vor ihm gefürchtet, wie so viele andere es taten. Im Gegenteil. Solange sie zurückdenken konnte, war sie seine größte Bewunderin gewesen. Er hatte ihr einige Finten mit dem Schwert gezeigt, auch wenn sie wahrlich keine Kämpferin war und sich lieber über Magie mit ihm unterhielt. Was meistens so verlief, dass sie sprach und er nickte, doch das machte ihr nichts aus. Er war ein begnadeter
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