Elfenkrieg
sie tonlos und blickte zu Ardemir auf. »Ich werde es herausfinden.«
Vinae musste sich trotz all der Sorgen, die sie ständig begleiteten, bemühen, nicht völlig in den kastanienbraunen Augen unterzugehen, die im Licht der Sonne golden glitzerten.
»Versprich mir, dass du vorsichtig sein wirst«, sagte Ardemir, wobei er ihren Blick gefangen hielt.
»Das bin ich doch immer.«
»Vin.« Er nahm ihr Gesicht in seine Hände, küsste sie auf die Stirn und verharrte so in diesem Kuss. Sie konnte ihn einatmen hören, leise seufzen, und als er sie schließlich wieder losließ, hatte sein Ausdruck etwas Zärtliches an sich. »Pass auf dich auf«, sagte er. »Du willst eine Tempeldienerin werden. Gefährliche Zeiten für solch ein Streben.«
Vinae nickte. »Ich passe schon auf mich auf.«
Wenig beruhigt, aber mit einem Lächeln ging er ebenfalls fort, um sich auf den Weg in die Welt der Menschen zu machen und den einstigen König der Dunkelelfen zu treffen.
Vinae blieb noch einige Augenblicke reglos stehen und konzentrierte sich auf das schwächer werdende Gefühl seiner Lippen auf ihrer Stirn, ehe sie sich auf den Rückweg machte.
Zu ihrer Mutter und den Fürsten.
Die Nacht war sternenklar, die schmale Mondsichel spendete kaum Licht, jedoch genug, um das Haus der Gräfin Berill als schwarzen Schatten zu erkennen. Das vierstöckige Gebäude mit seinen vielen Erkern und Türmchen thronte an der Steilküste und überblickte von dort aus das Meer, das als schwarzer Schleier gegen die Klippen donnerte. Es waren nur vereinzelt Lichter durch die Fenster zu erkennen. Die Bewohner schliefen noch, während sich der Horizont hinter den Hügeln langsam rot zu färben begann.
Eamon hatte es nicht eilig, zurückzugehen, und überwand gemächlich die letzten Schritte des Pfads, der von der Bucht die Klippen hinaufführte.
Matt leuchtende Eiskristalle überzogen das Gras und verströmten den Geruch von Schnee. Der Winter hatte sich noch nicht gänzlich verabschiedet, auch wenn bereits die ersten Blumen blühten. Der Weg bis zum Haus war nicht weit, ein kleines Fleckchen Grün, welchem die Gräfin all ihre Liebe schenkte, indem sie sich um jede einzelne Pflanze kümmerte.
Leise, um niemanden zu wecken, öffnete Eamon die Hintertür des Hauses und schlich in den dunklen Raum, in dem sich zumeist Bedienstete aufhielten. Von dort ging er weiter in die Eingangshalle, von der zu beiden Seiten Treppen in die oberen Stockwerke führten. Über ihm funkelte das vergoldete Geländer der Galerie im Schein der Wandleuchten, der Kronleuchter war noch nicht entzündet.
Es war sein Zuhause, er hatte es erbaut, als Heim für jene, denen der Krieg alles genommen hatte. Für und mit seinem Freund Graem und dessen Frau Miadora, die längst gestorben waren. Eamon hatte ihnen beigestanden, als der Herzog sie wegen ihres Reichtums bedroht hatte. Er hatte Graems Enkeltochter auf ihrem Weg zur Gräfin von Vinelba begleitet und stand ihr immer noch zur Seite, jetzt, wo auch ihr Leben langsam zu Ende ging. Sie war beinahe siebzig Jahre alt, und in dieser Welt war dies wahrlich selten. Eamon vermutete, dass es die Zwillinge waren, die sie noch an dieses Leben banden – ihre Enkeltöchter. Die beiden Mädchen, welche ihre Eltern nie hatten kennenlernen dürfen. Ihre Mutter war bei der Geburt gestorben, und ihr Vater hatte sich kurz darauf das Leben genommen. So waren sie hier im Haus an den Klippen aufgewachsen, bei Eamon.
»Schleich da nicht so herum. Du machst mich nervös.«
Eamon hielt an der Tür zum Salon inne und spähte hinein. Dort saß die Gräfin Berill in ihrem Lehnstuhl am Kamin.
»Ich wusste nicht, dass du wach bist, Rosa.« Er trat in den zwielichtigen Raum, der einzig durch das Feuer im Kamin und ein paar wenige Kerzen beleuchtet wurde, und blickte zu der zarten Gestalt, die in dem Schaukelstuhl zu verschwinden drohte. Das weiße Haar hatte sie wie immer zu einem Zopf geflochten, ein Fell schützte sie vor der Kälte in den Nächten. Ihr Gesicht war schmal und von Falten übersät, doch die grünen Augen hatten sich immer noch etwas Jugendliches bewahrt.
»Es war das Tor, nicht wahr?« Die Gräfin deutete auf einen Stuhl ihr gegenüber. Eamon ließ sich seufzend nieder und nickte.
»Es war ein Bote meiner Schwester«, sagte er, immer noch aufgewühlt von den Informationen, die er eben erhalten hatte.
»Du siehst nicht aus, als wären es gute Neuigkeiten, die er gebracht hat.«
Eamon schüttelte den Kopf. »Es gibt Kämpfe. Ich
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