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Elfenkrieg

Elfenkrieg

Titel: Elfenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Qunaj
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und tastete mit den dürren Fingern durch die Gitterstäbe. »Was machst du denn schon wieder hier, Kind?«
    Vinae schmunzelte. Er nannte sie immerzu Kind, obwohl sie doch viel älter war als er. In gewisser Weise hatte er aber recht. Sie war für eine Elfe noch sehr jung, knapp über achtzig Jahre alt, und Aden erschien ihr allein durch seine Erscheinung viel älter, so dass ihr die Bezeichnung »Kind« aus seinem Mund nicht so seltsam erschien.
    »Deremir«, flüsterte sie und beantwortete damit seine Frage.
    Der Alte seufzte schwer. »Sie haben ihn hingerichtet, nicht wahr?«
    »Ihn und seine Familie.« Vinae stemmte sich gegen die Ketten, um etwas näher zu kommen, auch wenn der Schmerz an den Handgelenken dadurch nur noch schlimmer wurde. »Wisst Ihr etwas darüber?«, fragte sie. »Was hat er verbrochen?«
    Ein fürchterliches Husten und Röcheln drang aus der Dunkelheit. Es dauerte einige Augenblicke lang, bis sich Aden wieder einigermaßen gefangen hatte.
    Vinae lehnte sich ein wenig vor, spähte in das Licht, das durch den Nebenraum hereindrang und lauschte. Die Wachen unterhielten sich, waren in ein Gespräch vertieft. Sie würden nicht so schnell zurückkommen. Daher schob sie ihren Umhangzur Seite, nahm ein flaches Fläschchen aus der eingenähten Tasche an der Innenseite heraus und versuchte, es Aden zu reichen. »Streckt Eure Hand aus«, sagte sie. »Ich habe Wasser für Euch.«
    »Wasser?« Aden rutschte näher, fuchtelte wild mit den Händen. Die Fürsten gaben ihm stets nur so viel zu essen und zu trinken, um ihn am Leben zu erhalten, doch Vinae wusste, dass sein Tod nicht mehr fern war.
    Den brennenden Schmerz ignorierend, stemmte sie sich gegen die Ketten, versuchte, die suchenden Finger des Alten zu erreichen, und schließlich gelang es ihm, das Fläschchen zu umfassen. Schneller, als sie es diesem gebrechlichen Körper zugetraut hätte, ließ er sich zurückfallen, öffnete geschickt den Verschluss und trank gierig den gesamten Inhalt auf einmal, wobei ihm gut die Hälfte aus den Mundwinkeln floss.
    »Ich danke dir«, keuchte er. »Aber du solltest besser auf dich achtgeben. Dies ist kein Ort für ein junges Mädchen.« Er schob das Fläschchen vorsichtig, um keinen unnötigen Lärm zu verursachen, zurück in ihre Zelle, und Vinae ließ es wieder unter ihrem Umhang verschwinden.
    »Wisst Ihr, was mit Deremir passiert ist?«, fragte sie noch einmal.
    Aden kroch wieder etwas näher. »Sie haben ihn gestern gebracht«, sagte er. »Angeblich haben sie ihn in Derial gefangen genommen.«
    »In Derial?« Vinae kniff ihre Augen zusammen. »In der Tempelstadt? Was hat er dort gemacht?«
    »Angeblich einen Mordanschlag auf die Königin geplant.«
    »Das kann nicht sein. Hat er irgendetwas gesagt?«
    »Nein.« Aden seufzte schwer. »Du weißt, sie haben ihm welche von Daerons Giften gegeben. Er wusste nicht, was umihn herum geschah, aber warte.« Der alte Mann senkte seine Stimme, die weißen Augen starrten sie an. »Er hat immer wieder von einer Nachricht gesprochen.«
    »Einer Nachricht? Was für einer?«
    »Ich weiß nicht ... Nein, doch ... ›Der wahre Glaube‹ . Ja, das hat er immer wieder gesagt.«
    Vinae ließ sich zurücksinken und lehnte sich gegen die feuchte Wand. Sie wusste nicht, was das alles zu bedeuten hatte, aber dass es etwas bedeutete, war ihr klar. Sie musste Ardemir fragen, ob er oder vielleicht die Königin irgendetwas von Deremirs Gefangennahme wussten.
    Die Nacht verging wie stets im Kerker unendlich langsam. Trotz des Umhangs fror sie. Der Gestank war fürchterlich, und Aden war zu schwach, um noch weiterzureden. So war sie allein in der Dunkelheit, dachte an Nefgáld und seine Eltern, die sie nicht hatte retten können, an das kleine Mädchen, das vom Gift der Artiluspflanze krank war, und an alle anderen, die sich für die beiden Fürsten und Meara zugrunde richten ließen. Es musste etwas geschehen. Dieses Reich war dem Untergang geweiht, und Königin Liadan saß in Lurness in ihrer Festung und unternahm nichts dagegen. Zugegeben, sie verschloss zumindest nicht ihre Augen vor den Problemen im Sonnental. Sie dachte, durch die neuen Gesetze etwas zu erreichen. Gerechte Prozesse, das Sicherstellen der Schlüssel für die Weltentore, um den Handel mit den Menschen einzustellen, doch was nützte es? Die Fürsten gaben nichts auf diese Gesetze. Sie interessierten sich nicht für Prozesse. Sie brauchten keine Menschen, um das Gift auf ihren Feldern zu ernten. Die Königin war

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