Elfenkrieg
lediglich an der weißen Rüstung lag oder an den vibrierenden Worten, doch ein längst vergessener Nevliin schien sich von den Toten zu erheben. Die Narben in seinem Gesicht erinnerten zwar immer noch an die letzten Jahre, doch waren sie mit einem Mal nicht mehr so auffällig.
Zum Vorschein kam der Nevliin, mit dem Eamon vor vierundachtzig Jahren in den Krieg gezogen war, der Nevliin, dem Vanora verfallen war, und der Nevliin, der kein Erbarmen kannte.
Die Worte, die er sprach, waren an das Schicksal gerichtet. Jene Macht, die Nevliin und Vanora zusammengeführt und wieder getrennt hatte, jene Macht, auf die Nevliin alles setzte, um endlich frei zu sein, jene Macht, die Nevliin am meisten fürchtete.
Es war keine Magie, die ihn so sehr veränderte und zum Weißen Ritter machte, den alle Welt kannte. Die Wandlungschien aus seinem Inneren vonstattenzugehen. Als hätte er seinen Weg gefunden.
Eamon wünschte, er hätte diesen Mann nie wiedersehen müssen, denn er ahnte, dass dieser Kampf der letzte des Weißen Ritters sein würde.
Vinae sah Daeron zu spät, als dass sie ihm noch hätte ausweichen können. Lieber wäre sie zwar einfach umgedreht und in die andere Richtung des Korridors verschwunden, doch es hatte ohnehin keinen Sinn. Wollte er zu ihr und etwas mit ihr besprechen, so würde er sie überall finden, und Vinae hatte keine Lust, sich den ganzen Tag vor ihm zu verstecken. Zumal sie sich seit ihrer Rückkehr ohnehin wie eine Gefangene in Acre fühlte.
Doch damit war sie nicht allein. Ein gigantischer Käfig, welcher den gesamten Marktplatz einnahm, war vor dem Schloss aufgestellt worden, und darin drängten sich drei Dutzend Drachen. Verwandelte Silberritter, welche die Königin Liadan mit sich gebracht hatten. Auch die Königin war eingesperrt worden, jedoch unten in den Verliesen, wo sie niemand sehen konnte. Es würden noch weitere Silberritter erwartet, hatte ihr Daeron mitgeteilt, die sich jedoch offenbar nicht in Drachen verwandelt hatten und länger für ihren Weg nach Acre benötigten.
Auch Fürst Menavor war kaum noch in der Außenwelt zu sehen, da er das Drachenblut zu sich genommen hatte. Irgendwo kontrollierte er in seinem Delirium des Blutes das Herz. Vinae hatte die neuerliche Gedankenabschottung der Drachen vorgenommen, was ihr nicht sehr leichtgefallen war. Nach ihrer Rückkehr und dem Bericht über Mearas Tod hatte ihr Daeron jedoch die Unterlagen ihrer Mutter überreicht, und siehatte sich streng an die Anweisungen gehalten, um die Magie aufrechtzuerhalten, ohne sich damit selbst zu sehr zu schwächen.
Natürlich hatte sie sich anfangs geweigert, bei diesem Verbrechen mitzumachen, doch Daeron hatte sehr deutliche Worte gefunden, um sie zu überzeugen.
Sie war erst seit ein paar Tagen zurück, die sie wieder unter der Aufsicht von Schlangenschilden verbracht hatte. Sie war nun die einzige Thesalis und für die Magie hier in Acre verantwortlich. Eine Magie, welche der Königin schaden sollte, und doch konnte Vinae nichts dagegen unternehmen, wollte sie die Sicherheit der Siedlungen nicht gefährden.
Doch sie hatte auch nicht vor, diesen Zustand auf Dauer zu dulden. Nicht nur, dass sie die Königin, ihre Tante, zu treffen versucht hatte, sie streunte auch Tag und Nacht durch das Schloss auf der Suche nach dem Drachenherzen. Sobald sie auch nur einen Hinweis darauf hätte, wo sich Menavor damit verschanzte, würde sie sich das Herz holen. Dann würde sie damit verschwinden und es zurück zu Aurün bringen.
Ihre Angst war jedoch, dass sie dazu gar nicht wegmusste, dass Daerons Plan aufging und die Königin der Drachenelfen mit dem Bruder der Elfenkönigin ganz von selbst zu ihnen kam. Denn hier warteten die Drachen auf sie, die den letzten Widerstand wegfegen und sie vernichten würden. Einer Einnahme von Lurness stand danach nichts mehr im Weg, doch zumindest hatten sie Liadan als Köder für Eamon und Aurün noch am Leben gelassen. Vinae wollte sich gar nicht vorstellen, was gewesen wäre, hätte man die Königin bereits getötet.
Daeron versperrte ihr den Weg und sah sie mit seinen Raubvogelaugen an. Bisher hatte sie ihm und einer gemeinsamen Nacht entgehen können. Ihre Entführung durch einen Drachen und der Tod ihrer Mutter hatten sie arg mitgenommen,daher hatte Daeron sie auch nicht weiter bedrängt. Anscheinend meinte er, um Kinder in die Welt zu setzen, sei noch genügend Zeit, hatte er erst einmal die Weltherrschaft an sich gerissen. Um etwas anderes ging es ihm ja ohnehin
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