Elfenkrieg
Grogon erledigt.«
»Das Herz?«, fragte Aurün. Die Aufregung war ihr deutlich anzuhören. »Ihr habt es? Ihr habt das Herz geholt?«
Nevliin wandte sich ihr zu. »Nein«, sagte er knapp und blickte wieder zu Eamon. »Meara hat es an sich genommen.«
»Meara?« Endlich konnte er wieder Worte formen. »Sie hat das Herz? Wo ist sie jetzt?«
»Meara ist ebenfalls tot.«
Nun entglitt Eamon auch der Griff des Schwertes, es fiel scheppernd zu Boden.
»Tot?«, keuchte er und spürte, wie er wankte. Das Bedürfnis, sich irgendwo festzuhalten, ergriff Besitz von ihm und doch schaffte er es irgendwie, aufrecht stehen zu bleiben. Die Nachricht vom Tod der Priesterin hatte ihn kaum berührt. Er hatte sich schon vor langer Zeit von Vanora verabschiedet, doch Mearas Tod traf ihn unvorbereitet. Sie war seine Gegenspielerin gewesen. Er konnte sich eine Welt ohne sie nicht vorstellen.
»Und wo ist das Herz jetzt?«, fragte Aurün.
»Die Sonnentaler Fürsten haben es«, antwortete Nevliin.
»Was ist mit Meara passiert?« Eamon versuchte, einen kühlenKopf zu bewahren, sosehr diese Nachrichten ihn auch entsetzten.
Nevliin sah ihn wieder mit seinen kalten Augen an. » Ich habe auch sie getötet«, sagte er, ohne mit der Wimper zu zucken. »Gemeinsam mit dem Grogon, der jetzt vermutlich auch schon tot ist.«
»Und Vinae?«, fragte Eamon voller Angst. »Was weißt du über sie? Und Ardemir?«
»Vinae ist wohl zurück nach Acre, von Ardemir weiß ich nichts.«
»Er wird wohl ebenso unter dem Bann des Herzens stehen«, meinte Aurün und sprach damit seine eigene Vermutung aus. »Ich wusste ja immer schon, dass die Sonnentaler Fürsten Verbrecher sind. Aber wenigstens wissen wir jetzt, wo wir suchen müssen, um das Herz zu bekommen.«
Nevliin nickte und maß Aurün einen Moment lang mit einem Blick, den Eamon nicht zu deuten vermochte. Er schien sie von oben bis unten zu mustern, was eine sehr ungewöhnliche Handlung für ihn war. Normalerweise interessierte er sich nicht für andere. »Deswegen bin ich hier«, sagte er, wieder an Eamon gerichtet. »Ich gehe nach Acre und weise die Fürsten in die Schranken. Vorher brauche ich aber einen Schlüssel zum Weltentor. Wo ist Liadan?«
Das Geschehen hier in Lurness war schnell erzählt, doch zu Eamons Überraschung schien Nevliin tatsächlich bestürzt über diese Nachricht zu sein. Sein scharf geschnittenes Gesicht wirkte noch härter, die Augen schimmerten noch dunkler, als Eamon und die Kriegerin schließlich mit der Erzählung geendet hatten.
»Sie haben also Liadan«, sagte er. »Das hätten sie nicht tun dürfen.« Er ging an Eamon, Aurün und der Kriegerin vorbei und mit weitgreifenden Schritten hinauf in den inneren Hof,von wo aus man die Burg betreten konnte. Eamon hatte Mühe, ihm zu folgen.
»Du kannst dich uns anschließen«, sagte er, als er ihn endlich eingeholt hatte. Aurün wollte nun an Eamons Statt in Liadans Gemächern nach Schlüsseln suchen, denn mit Nevliin hatten sie ohnehin einen mächtigen Magier, und die anderen Krieger würden bleiben, wo sie waren. »Aurün und ich gehen nach Acre und holen das Herz.«
Nevliin warf Eamon einen kurzen Blick zu, eilte jedoch weiter, ohne sein Tempo zu verringern. » Ich gehe nach Acre«, sagte er in einem Ton, der keine Widerrede duldete. »Die Fürsten sind zu weit gegangen. Genauso wie Meara. Sie hat ihre Rechnung bezahlt.«
»Du willst die Fürsten töten?« Eamon hatte bisher noch nicht darüber nachgedacht, schließlich waren die beiden Brüder Angehörige des Hochadels und konnten nicht einfach so gemeuchelt werden. Begingen sie Hochverrat, mussten sie vor Gericht gestellt werden. Doch wenn sie Widerstand leisteten? Wenn sie im Kampf fielen?
Wie sollten sie zu dritt gegen das ganze Sonnental und die Drachen bestehen? Oder lag darin ihr Vorteil? Sie könnten sich ungesehen ins Schloss schleichen und das Herz an sich nehmen. Die Drachen wären somit befreit und würden nicht mehr für die Fürsten kämpfen. Danach müssten sie nur noch Liadan befreien und, ob sie wollte oder nicht, auch Vinae. Ein einfacher Plan.
»Zuerst müssen wir Liadan befreien«, sagte Nevliin, als sie die Eingangshalle der Burg betraten. »Nichts ist wichtiger, denn solange sie Liadan in ihren Händen haben, halten sie ein Druckmittel.«
Eamon blieb verwundert stehen, holte jedoch sofort wieder auf, als Nevliin die Treppen hinaufstürmte. Niemals hätte ergedacht, dass Nevliin Liadans Leben auch nur einen Pfifferling wert war. Doch er
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