Elfenkrieg
nicht: Elvion zu regieren mit jemandem vom Blute der Thesalis, den er kontrollieren konnte. Es war lächerlich gewesen, anzunehmen, Daeron hätte sie jemals geliebt.
»Guten Abend.« Daeron verbeugte sich knapp vor ihr, was ihr lächerlich und verhöhnend erschien. Vinae hatte nicht viel zu seinem Verrat und den schändlichen Vergehen gesagt, denn seine Drohungen waren allzu deutlich gewesen, doch dafür ließ sie ihn ihre Abneigung bei jeder Gelegenheit spüren.
»Benötigt Ihr wieder meine Dienste?«, fragte sie mit einem übertrieben höflichen Lächeln. »Ich kann Euch versichern, die Abgrenzung der Drachen hält.«
Daeron winkte ab. »Das ist jetzt unwichtig«, sagte er. »Die wichtigsten Vorbereitungen sind getroffen. Von mir aus soll die Königin der Drachenelfen mit ihren Leuten kommunizieren. Sie wird sie ohnehin nicht mehr erkennen. Außerdem wissen sie und Eamon bestimmt ohnehin schon, wo die Drachen sind. Wir warten auf sie.«
»Also brauche ich den Zauber nicht mehr zu erneuern?«
»Nein.« Er schob sie etwas zur Seite, was ihr allein schon durch die flüchtige Berührung zuwider war. »Hast du Veresil gesehen?«, fragte er dann etwas leiser und warf einen Blick zu den beiden Schlangenschilden, die Vinae stets begleiteten. »Ich vermisse ihn seit zwei Tagen.«
Nun wurde Vinae doch noch hellhörig und schenkte ihrem Gatten die volle Aufmerksamkeit. »Veresil?«, fragte sie voller Unglauben, denn der Anführer der Schlangenschilde war stets verlässlich und dem Fürsten gegenüber loyal gewesen. Es musste etwas passiert sein, wenn er tatsächlich seit zwei Tagenverschwunden war. Vielleicht war das Heer der Königin bereits näher als vermutet. Auch Nevliin würde einen Angriff auf Acre wagen, entweder allein oder mit seinen verbliebenen Rittern, doch konnte das etwas mit Veresils Verschwinden zu tun haben?
»Seid Ihr sicher, dass er nicht bei der Bewachung der Drachen oder der Königin ist?«, fragte sie nun deutlich besorgt. Natürlich war sie für einen Sieg der Königin und hoffte auf ein Gelingen von Eamons und Aurüns Plan, egal, wie dieser auch aussehen mochte – sie würde auch alles dafür tun, Daerons Pläne zum Scheitern zu bringen, doch die Opfer auf Sonnentaler Seite würden sie trotzdem treffen. Schließlich kannte sie die Krieger hier ihr ganzes Leben lang; die meisten wurden in diesen unnötigen Krieg gezwungen. Vermutlich vertrauten die Fürstenbrüder daher auch auf die Drachen, denn ihren eigenen Kriegern konnten sie nicht allen trauen. Es würde bestimmt einige geben, die während einer Schlacht überlaufen würden. Daher wollte es Vinae auch gar nicht so weit kommen lassen, ihre letzte Hoffnung bestand in einem Ende ohne Blutvergießen. Dazu musste sie jedoch das Herz an sich bringen und Aurün übergeben.
Eine Schlacht – Vinae konnte sich nur wenig darunter vorstellen. Es durfte einfach nicht so weit kommen.
»Nein, er ist spurlos verschwunden«, antwortete ihr Daeron, der ebenso beunruhigt schien. »Ich will, dass du das Schloss heute nicht verlässt. Du kannst raus in den Hof, aber in die Stadt gehst du erst wieder, wenn ich es dir sage.«
Vinae machte einen Knicks. »Wie Ihr wünscht.« Sie wollte sich eben umdrehen, da schlossen sich Daerons Finger um ihren Arm.
»Ich bin froh, dass du wohlbehalten zurück bist«, raunte er voller Sanftheit und beugte sich zu ihrem Ohr hinab. »Vielleichtbesuchst du mich heute nach dem Abendessen in meinen Gemächern und erzählst mir von deinen Plänen für das Land. Wir hatten seit deiner Rückkehr kaum Zeit füreinander.«
Vinae schluckte. Was spielten ihre Pläne noch für eine Rolle, wenn einer der Fürsten erst mal König war? Wie stellte Daeron sich das vor, oder würde er ihr diese Antworten heute Nacht geben? Wohl kaum.
»Wie Ihr wünscht«, wiederholte sie daher, in ihrem Bemühen, sich ihren Schreck nicht allzu sehr ansehen zu lassen, und wandte sich ab. Zu ihrem Glück ließ Daeron sie los, ohne seine Pläne für die Nacht weiter auszuschmücken.
Womöglich wollte er tatsächlich mit ihr über die Zukunft sprechen, jetzt, wo ein Kampf mit ziemlicher Sicherheit bevorstand und keiner wusste, was der nächste Tag brachte. Er hatte den Krieg gesucht, und jetzt würde er ihn bekommen, denn er zweifelte nicht an dessen Ausgang. Wegen der Drachen war er sich des Sieges sicher. Vinae fürchtete das Ende, egal, wie es ausgehen sollte. Sie hatte auf beide Weisen zu verlieren und wusste, dass sie den Fürstenbrüdern und ihrer
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