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Elfenkrieg

Elfenkrieg

Titel: Elfenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Qunaj
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etwas zurück, dunkle Gestalten knieten neben dem Toten nieder und suchten nach Lebenszeichen, doch für Vinae waren es nichts als Traumfiguren in einer anderen Dimension.
    Feucht vom warmen Blut rutschten ihre Finger über den Brief. Fackeln waren entzündet worden, so dass sie die verschnörkelten Buchstaben lesen konnte. Es war eine Liste. Namen, drei Seiten lang.
    Immer noch in ihrer Trance, blätterte sie Seite für Seite um, überflog die Namen und verharrte schließlich bei den letzten. » Nefgáld, Elrohir, Enra. «
    Ein wimmernder Laut drang durch die Luft, der wohl von ihr selbst stammte, als sie zurück auf die Fersen sank und auf den zitternden Brief starrte. »Es ist genug«, stand unter den Namen ihrer Freunde, die ihr eine Familie gewesen waren. »Sie alle fielen durch meine Hand. Jetzt ist es genug. Keine weiteren Toten mehr.«
    »Meine Herrin?« Immer mehr Schlangenschilde fanden sich ein, und der eine oder andere versuchte sie anzusprechen, doch Vinae konnte nicht antworten.
    In ihrem Kopf begann sich alles zu drehen, der metallisch salzige Geschmack von Blut breitete sich in ihrem Mund aus, und sie fühlte, wie ihre schnellen und kurzen Atemzüge sie hyperventilieren ließen. Ihre Hand krallte sich um den Brief, und sie sah immer noch Enras Gesicht vor sich.
    »Sie sind abgereist. Enra hielt es für das Beste, um den Jungen nicht noch weiter zu reizen. Sie wollte keine Zeit verlieren.«
    »Nein!«
    Die Schlangenschilde drehten sich verblüfft zu ihr um, als Vinae auf die Beine sprang und mit gerafften Röcken zurück zum Schloss lief. Das durfte nicht wahr sein. Die Orakel, die Tempeldiener, die Nebelpriester, ihre Mutter, Gregoran, Ardemir, die Silberritter, Veresil und jetzt auch noch Enra und die Jungen. Wofür? Wie krank musste jemand sein, um solches Leid zu verbreiten? Wie viele Tote musste sie noch hinnehmen? War die Königin die nächste? Oder ihr Vater? Nevliin? Aurün? Wen wollte Daeron noch aus dem Weg haben? Wie hatte sie nur glauben können, als Fürstin des Sonnentals irgendjemanden schützen zu können? Seit sie sich zu diesem Handel hatte hinreißen lassen, war alles nur noch schlimmer geworden!
    Mit beiden Händen stieß sie das Tor zum Schloss auf. Sie musste nicht lange suchen. Daeron kam ihr mit weiteren Schlangenschilden die Treppe herab entgegen. Der Tumult war ihm nicht entgangen, doch schien er nicht im Geringsten beunruhigt zu sein.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben verlor Vinae jede Beherrschung.
    »Mörder!«, kreischte sie durch die Halle. Daeron blieb, verblüfft über ihren Ausbruch, stehen. Sie musste auch wirklich furchteinflößend aussehen, von oben bis unten voller Blut und puren Hass in den Augen. »Ihr habt sie alle umgebracht!« Ohne sich um die anderen zu kümmern, drückte sie Daeron die verschmierten Papierbögen gegen die Brust. »Ihr habt sie umgebracht! Einfach so! Sie alle ... sie sind tot!«
    »Vinae ...« Er versuchte sie festzuhalten, doch Vinae war nicht mehr zu bändigen. Jetzt war es genug. Sie war nicht mehr das kleine Mädchen. Die letzten Wochen hatten sie zu einer anderen gemacht, jeder Tote auf ihrem Weg hatte sie verändert. Mit all ihrer Kraft schlug sie auf ihn ein.
    »Ich wurde Eure Frau!«, schrie sie so laut, dass ihre Kehle weh tat. »Um deren Leben zu schützen, doch Ihr habt sie genommen!«
    »Vinae ...« Seine ruhige Stimme brachte sie beinahe um den Verstand. »Sag mir, was passiert ist.« Daeron entriss ihr die blutigen Papierfetzen und ließ sie zu Boden fallen. Dann packte er ihre Schultern und hielt sie eisern fest. »Was ist passiert?«, fragte er noch einmal.
    »Veresil!«, spie sie ihm ins Gesicht. »Auch ihn habt Ihr auf dem Gewissen! Ihr habt ihn für Eure Morde benutzt, ihn zu einem Meuchler gemacht, bis er daran zerbrach. Er war einmal ein Mann, und Ihr habt ihn zerstört – wie so viele andere«
    »Vinae, ich bitte dich ...«
    »Nein! Schluss mit den süßen Worten!« Ihr Atem ging so schnell, dass sie um jedes Wort kämpfen musste. »Ihr, Daeron«, keuchte sie. »Ihr seid das Gift dieses Landes. Ihr tötet lautlos, und beinahe hättet Ihr mich ebenfalls gekriegt. Aber jetzt ist es genug. Meine Familie ist tot, aber für mich existiert Ihr gleichfalls nicht mehr.«
    »Sag das nicht.« Sein Griff um ihre Arme wurde stärker. »Vinae, mir blieb keine andere Wahl. Dieser Junge hätte es immer wieder versucht, ich konnte ihn nicht straflos davonkommen lassen. Er hat einen Anschlag auf uns verübt.«
    »Ihr gabt mir Euer Wort!

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