Elfenkrieg
an den Mauern und Türmen zu erkennen waren, auch im Hof lagen noch vereinzelte Bruchstücke des Tores und der Fassade. »Sie trafen uns unvorbereitet. Außerdem befahl die gefangene Königin uns, in Lurness zu bleiben und die Burg zu schützen. Dann flogen die Drachen mit der Königin davon, und die ... Ritter verhinderten die Verfolgung, indem sie das Tor beschädigten. Die Zugseile sind gekappt, die Scharniere zerstört. Zum Glück haben die Drachen die Brücke ganz gelassen, sonst säßen wir hier noch länger fest.«
»Wenn euch die Königin befahl, hierzubleiben, wieso macht ihr euch dann zum Aufbruch bereit?«
Die Kriegerin zog die Stirn in Falten. »Sollen wir etwa nichts tun?«, fragte sie. »Die Königin wurde entführt. Wir müssen sie befreien.«
»Wisst ihr denn, wer dahintersteckt? Oder wo ihr suchen sollt?«
»Natürlich nicht, aber ...«
»Aber ihr könnt Lurness nicht ohne Verteidigung lassen. Wer weiß, vielleicht ist ja auch das der Plan der Nebelpriester.«
»Und was ist mit der Königin?«
Eamon rieb sich mit der Hand übers Kinn. »Darum kümmere ich mich«, antwortete er, auch wenn er nicht wusste, wo er zu suchen anfangen sollte.
»Wir«, warf Aurün dann noch ein und sicherte ihm damit die Unterstützung zu, auf die er gehofft hatte. »Ich schlage vor, wir holen uns alle erst mal Schlüssel zu den Weltentoren, damit wir schneller vorankommen, und dann suchen wir einen Tempel nach dem anderen ab.«
Eamon nickte. »Du hast recht. Wir müssen schnell sein und ...«
»Verzeiht, Herr.« Die Kriegerin trat einen Schritt auf ihn zu. »Die Königin verwahrt die Schlüssel zu den Weltentoren in den Schatzkammern unter der Burg. Nur sie besitzt den Schlüssel dazu.«
»Die Schatzkammer kriegen wir schon auf.« Eamon sah sich im Hof um und versuchte abzuschätzen, wer von diesen zahlreichen Kriegern besonders mächtig mit der Gabe der Magie gesegnet war. Es musste ein einstiger Lichtelf sein, denn die magischen Schlösser waren bestimmt noch schwerer zu knacken als die anderen. »Aurün«, er wandte sich an die Drachenelfe, »finde heraus, wer in diesem Haufen der mächtigsteMagier ist. Du«, er wandte sich an die Kriegerin, »sieh zu, dass das Tor in Ordnung gebracht wird und die Wachen wieder alle auf ihre Posten gehen. Die Krieger sollen sich kampfbereit halten, aber niemand verlässt Lurness. Ich suche in Liadans Gemächern nach den Schlüsseln zum Weltentor oder denen zur Schatzkammer.« Seufzend fuhr er sich mit beiden Händen durch das Haar. »Und dann suchen wir diese verdammten Priester. Wer weiß, wohin Nevliin mit dieser Hexe verschwunden ist.«
»Nevliin ist hier«, kam plötzlich eine ihm wohlbekannte Stimme von der Wehrmauer, die ihm einen Moment vor Schreck durch alle Glieder fuhr.
Alle drei fuhren herum und blickten nach oben, wo soeben der Fürst von Valdoreen die Treppe herunterkam. Nevliin musste ebenfalls mit dem Seil über die Mauer gekommen sein, und obwohl es auf den ersten Blick so schien, als wäre er allein, zog Eamon sofort eines der Kurzschwerter hinter seiner Schulter hervor und richtete es auf den Verräter.
»Du wagst es«, knurrte er und trat ihm entgegen. »Nach allem, was du verbrochen hast ...«
Nevliin blieb vor ihm stehen, gänzlich unbeeindruckt von der auf ihn gerichteten Schwertspitze. »Ich habe so einiges verbrochen«, sagte er und sah sich auf dem äußeren Hof um, wo die versammelten Krieger auf Befehle warteten, »aber mir scheint, mit dem, was hier vor sich geht, habe ich nichts zu tun.«
»Wo ist die Priesterin?«, fragte Aurün und schob sich an der Kriegerin vorbei zu Nevliin. »Ist sie bei Euch?«
»Sie ist tot.« Nevliin sah Eamon in die Augen und nicht Aurün, als er sprach. »Ich habe sie getötet.«
Eamons Arm verlor von einem Moment auf den anderen jegliche Kraft. Die Spitze des Schwertes sackte zu Boden. Mitjeder Nachricht hätte er gerechnet, selbst damit, dass das ganze Heer der Nebelpriester vor dem Tor stand, doch zu hören, dass Nevliin die Anführerin umgebracht hatte, raubte ihm buchstäblich den Verstand.
Nevliin schien einiges hinter sich zu haben. Sein blondes, stets perfekt zurückgekämmtes Haar wirkte angesengt. Auf seiner Haut waren rote Striemen zu erkennen, die Silberrüstung schien hingegen intakt.
»Ich habe die Priesterin nach Ueden begleitet«, fuhr er nüchtern fort und hielt seinen starren Blick auf Eamon gerichtet. »Um das Herz zu holen, und dort habe ich sie umgebracht. Die anderen Nebelpriester hat der
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