Elfenkrieg
fürchte, Elvion steht Krieg bevor.«
»Und du musst zurückgehen?« Rosa versuchte, verständnisvoll zu klingen, aber Eamon kannte sie zu gut, um die Furcht in ihrer Stimme zu überhören.
»Ich weiß es nicht.« Er strich sich mit der Hand über die Stirn. »Wir werden Besuch bekommen, heute Abend. Dann werde ich Genaueres erfahren.«
»Du siehst auch nicht aus, als würdest du dich über diesen Besuch besonders freuen. Wer ist es, der zu uns kommt, dass du so ein Gesicht machst?«
Eamon blickte auf, er musste beim Anblick der alten Frau schmunzeln, die er seit ihrer Geburt kannte und die ihn mit den arglosen Augen eines Kindes ansah. »Es ist Ardemir«, sagte er. »Du kennst ihn. Er war bereits einmal hier.«
»Ardemir.« Rosa lächelte. Die Falten an ihren Augen und um die Mundwinkel vertieften sich, ließen sie jedoch nur noch freundlicher aussehen. »Ich erinnere mich. Ich war noch ein Kind, als er hier war. Er hat mich zum Lachen gebracht.«
»Ja, darauf versteht er sich.«
»Und wer begleitet ihn?«
Eamon schüttelte erneut den Kopf. »Du kennst mich zu gut.« Er lehnte sich im Stuhl zurück und verdeckte mit den Händen die Augen. So verharrte er einige Augenblicke, ehe er sich wieder aufrichtete und zu Rosa blickte, die ihn erwartungsvoll ansah. »Eine alte Bekannte wird mit ihm kommen, Aurün, eine Drachenelfe.«
»Also eine Frau.« Sie lächelte. »Und wer kommt noch?«
Eamon seufzte schwer. »Ein ... Freund.«
»Aha.« Die kleine Gestalt stützte sich mit den Händen anden Armlehnen ab und zog sich ein Stück nach vorn. »Ich nehme an, besagter Freund ist ein berühmter Ritter und hat dir einst das Mädchen gestohlen? Ein Freund, der Erinnerungen in dir weckt, die du lieber nicht wieder ausgraben möchtest?«
»Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit ...«
»Du wusstest, dass dieser Tag kommen würde, Eamon.«
»Ja.« Er beugte sich vor, stützte seine Ellbogen auf die Knie und legte seine Stirn in die Hände. Mit geschlossenen Augen versuchte er, die Gefühle zu verdrängen, die diese Nachricht in ihm weckte.
»Du kannst nicht ewig weglaufen.«
»Ich weiß.«
»Vielleicht solltest du wirklich zurückgehen.«
Eamon blickte auf.
»Nur für eine Weile. Du bist einfach fortgegangen. Elvion ist dein Zuhause. Dort ist deine Familie.«
»Nein.« Er lehnte sich vor, nahm die kalte Hand der Frau, die einst wie eine Tochter für ihn war, später wie eine Schwester und Freundin und jetzt wie eine Mutter. »Elvion war niemals mein Zuhause«, sagte er. »Ich bin ein Dunkelelf, egal, was jetzt ist. Das Schattenreich existiert nicht mehr, ich habe in Elvion keine Familie. Hier ist mein Zuhause. Hier ist meine Familie.«
»Ach, Eamon.« Rosa legte ihre Hand auf seine. »Du musst deiner Schwester vergeben. Um deinetwillen. Stell dich deinem Freund. Dies hier«, sie deutete mit der Hand durch den Raum, »wird alles noch hier sein. Du wirst hier immer ein Heim haben, aber vergiss deine Wurzeln nicht.«
»Ich bin Tausende von Jahren alt. Wieso musst du immer so weise sein?«
»Ich bin ein Mensch.« Sie lachte, und in diesem Momentwar das Mädchen in ihr wiederzuerkennen. »Wir haben nicht so lange Zeit. Bei uns geht alles etwas schneller.«
»Ja.« Eamon senkte seinen Blick. Er wusste, dass ihr nur noch wenige Jahre blieben, wenn überhaupt. Er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, Abschied zu nehmen. Doch so schwer das Leben hier in der Menschenwelt auch war, so schmerzvoll es war, diejenigen, die er liebgewonnen hatte, zu begraben, es war immer noch leichter, als zurückzugehen. Elvion war nicht mehr seine Welt. Er gehörte nicht dorthin, und er hatte auch nicht vor zurückzugehen.
»Deinem Freund wird es auch nicht unbedingt bessergehen«, sagte Rosa und tätschelte seine Hand. »Aber du wirst sehen, ihr werdet euch beide freuen.«
»Das bezweifle ich.« Eamon seufzte. »Nevliin dient meiner Schwester. Ich verstehe nicht, wie er das tun kann, nach allem ... Er ist ein Ritter, immer noch, als wäre nichts geschehen.«
»Was weißt du über sein Leben? Du hast ihn nicht mehr getroffen. Alles, was du weißt, ist eine flüchtige Nachricht irgendeines Boten.«
»Er hätte nach Valdoreen zurückgehen können, er ist der Fürst, dort ist seine Heimat.«
»So wie deine in Lurness?« Rosa schüttelte ihren Kopf. »Ihr beide scheint euch sehr ähnlich zu sein.«
»Nein.« Eamon lachte gequält. »Das sind wir nicht, nicht im Entferntesten.«
»Nun.« Rosa zog das Fell beiseite und richtete sich
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