Elfenkrieg
viel zu tun bis heute Abend, und du Eamon«, sie lächelte, »du wirst uns helfen und dich gefälligst auf unseren Besuch freuen, hast du verstanden?«
Eamon nickte widerwillig und half ihr aus dem Stuhl. Er konnte zumindest so tun, als würde ihn der bevorstehende Besuch nicht derart aufwühlen.
Der Tag verging viel zu schnell. Die gesamte Dienerschaft wurde von Rosa ununterbrochen herumgescheucht. Die Zwillinge waren auch nur schwer auszuhalten. Selbst Mairi wurde mit zunehmender Stunde aufgeregter. Isla holte Eamons Buch aus der Bibliothek und erzählte ihrer Schwester die Geschichte der Wiedervereinigung Elvions, wobei sich Eamon bemühte, nicht zuzuhören.
Es war ihm leichtgefallen, all die Erlebnisse aufzuschreiben, als wäre er lediglich ein Beobachter gewesen und nicht unmittelbar beteiligt. Wie ein Märchen, das er den Kindern erzählte und ihn nicht selbst betraf. Doch jetzt, mit dem plötzlichen Erscheinen der Figuren aus dieser Geschichte, wurde es wieder zur Wirklichkeit. Das Buch erwähnte nichts von seinen Gefühlen für Vanora, schilderte jedoch ihre Beziehung zu Nevliin. Ein Märchen, das er hatte festhalten wollen, was ihm wohl als eine Art Wiedergutmachung erschienen war.
Und obwohl Eamon sich bemühte, Islas Erzählungen keine Aufmerksamkeit zu widmen, entging ihm ihre Schwärmerei für den Weißen Ritter nicht. Sie konnte sein Bildnis stundenlang ansehen, ohne dass es ihr langweilig wurde, und nun versuchte sie auch ihre Schwester für ihn zu begeistern, indem sie all seine Vorzüge aufzählte. Der berühmte Weiße Ritter und seine Prinzessin. Ein Märchen.
Eamon wusste nicht, wann genau die Besucher aus Elvion eintreffen würden. Daher wurde er von Stunde zu Stunde unruhiger. Die Sonne verschwand hinter dem golden glitzernden Meer, und mit der Dunkelheit öffnete sich das Tor an der Bucht. Isla bemerkte es als Erste, da sie bereits seit Sonnenuntergang am Fenster saß und in den Garten hinausblickte. »Ein weißes Licht!«, rief sie mit schriller Stimme und ließ damit Eamons Herz schneller schlagen.
Rosa musste sie zurückhalten, damit sie nicht sofort nach draußen lief, und so machten sie sich schließlich gemächlichen Schrittes auf, um seine Freunde zu empfangen. Mairi stützte ihre Großmutter, die mindestens ebenso aufgeregt wie ihre Enkeltöchter war, und führte sie durch das feuchte Gras in Richtung Steilküste.
Natürlich sah Eamon die drei Silhouetten lange vor den anderen, und dieses Mal wünschte er sich, er hätte die Augen von Menschen. Er lebte wohl schon zu lange unter ihnen, da selbst er vom Erscheinen der Elfen beeindruckt war – von der Art, wie sie über das Gras zu schweben schienen, mit einer Leichtigkeit und Anmut, die nichts mit den Leuten hier in der Stadt gemein hatte. Alle drei führten ihr Pferd am Zügel und näherten sich schnell. Aurün stach mit ihrem smaragdgrünen Kleid zwischen den beiden Silberrittern hervor, und auch das Leuchten ihrer Augen war schon von weitem zu erkennen. Nevliins Silberrüstung war ein ungewohnter Anblick, da Eamon sichihn nur schwer ohne seine weiße Rüstung hatte vorstellen können.
»Einfach unglaublich«, flüsterte Isla, der es offensichtlich schwerfiel, an der Seite ihrer Großmutter zu bleiben und sich ihrem Tempo anzupassen.
Rosa, deren weißes Haar im Mondlicht schimmerte, starrte gebannt nach vorn. »Das ist es«, sagte sie, ohne ihren Blick abzuwenden, was Eamon ein Schmunzeln entlockte. Es freute ihn, dass sich ihr langersehnter Wunsch nun erfüllte, noch einmal Elfen zu begegnen.
»Eamon!«, rief Ardemir schon von weitem und löste sich von den anderen. Es war diese Stimme, die Eamon lachen und das ungute Gefühl sofort verschwinden ließ. Auch er beschleunigte seine Schritte und ließ Rosa und die Zwillinge hinter sich.
»Du siehst furchtbar aus«, sagte er, als er seinen Vetter in die Arme schloss, woraufhin Ardemir ihn in die Seite boxte.
»Und du, werter Vetter, siehst aus wie ein Mensch.« Er zerzauste ihm das struppige Haar, was Eamon so merkwürdig vertraut war, dass es ihm einen Moment lang vorkam, als wäre er niemals fort gewesen.
»Lass dich nicht ärgern«, hörte er plötzlich eine weitere vertraute Stimme. »Er ist nur wütend, weil er jetzt auch so aussieht.«
Eamon wandte seinen Blick von Ardemir und sah in die grünen Augen der Drachenelfe. Auch sie löste ein überraschend warmes Gefühl in ihm aus, das all seine Ängste vor diesem Abend lächerlich wirken ließ.
»Hallo, Aurün«, sagte
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