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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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kostbar sind, um sie hier zu lassen, anderswo lagern.«
    Reilifs Mundwinkel zuckten. »Wir hatten nicht damit gerechnet ... Was geschehen ist, ist so ungeheuerlich. Ich ... Ich werde die Hüter des Wissens zusammenrufen. Wir werden aus unseren Fehlern lernen, Lutin.«
    Ganda machte es keinen Spaß, ausgerechnet denjenigen in die Enge zu treiben, der sich außer Ollowain um ihre Genesung gesorgt hatte. Aber sie musste Reilif von dem falschen Buch fortbringen. Je weiter, desto besser. »Eure Fehler hätten mich beinahe das Leben gekostet. Du wirst doch wohl nicht von mir erwarten, dass ich darüber schweige, wenn ich vor der Königin stehe.«
    »Die Bibliothek befindet sich in der Zerbrochenen Welt und unterliegt damit nicht der Autorität der Königin«, wandte der Hüter des Wissens steif ein.
    »Entschuldigst du damit eure Fehler?«
    Reilifs Mundwinkel zuckten jetzt stärker. »Nein, das tue ich nicht«, sagte er niedergeschlagen. »Es tut mir aufrichtig leid, welches Ungemach dir widerfahren ist. Wenn ich könnte, würde ich ...«
    »Findest du die Bezeichnung 'Ungemach' nicht ein wenig untertrieben? Dass ich noch lebe, ist ein glücklicher Zufall. Eine Giftschlange in seinem Bett zu finden, das überschreitet bei wei
    tem das, was ich unter Ungemach verstehe.«
    »Gewiss.«
    »Was für ein Text ist das?«, herrschte Ganda ihn an.
    »Es geht um die finstersten Spielarten der Magie. Ich weiß nicht, was genau hier steht, und freiwillig würde ich es niemals lesen. Schriften, die drei schwarze Siegel tragen, sind durch und durch verderbt. Es geht um Dinge, die einem den Seelenfrieden nehmen, wenn man sie weiß. Sie werden an einem geheimen Ort verwahrt, den nur wir Hüter des Wissens kennen. Diese Schrift sollte umgehend dahin zurückgebracht werden.«
    Ganda hätte niemals damit gerechnet, eine so ehrliche Antwort zu bekommen. Sie hatte Reilif wohl mehr aus dem Gleichgewicht gebracht, als er sich bisher hatte anmerken lassen. Und er hatte mehr gesagt, als sie wissen wollte. »Ich werde dich nicht aufhalten, wenn du die Schriftrolle dahin bringst, wo sie hingehört. Wenn es nach mir ginge, würden solche Texte verbrannt werden.«
    »Es genügt jetzt, Ganda«, mischte sich Ollowain ein. »Meister Reilif hat sich entschuldigt. Hör endlich auf mit deinen Beschimpfungen! Es ändert ohnehin nichts mehr.«
    Der Hüter des Wissens verneigte sich knapp. »Ihr entschuldigt mich bitte.« In aller Eile zog er sich zurück.
    Ganda lehnte sich erschöpft an den Tisch. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Sie mussten hier fort. So schnell wie möglich. Müde schloss sie die Augen. Jeder hier in der Bibliothek konnte der Mörder sein. Es war unmöglich abzuschätzen, wie seine wahre Gestalt aussah. Obendrein konnte er sich ja jedes beliebigen Leibes bemächtigen.
    »Hast du mir etwas zu sagen?«
    Ollowain stand plötzlich vor ihr. Sie musste einen Aussetzer gehabt haben. »Was meinst du?« Er deutete auf ihre linke Hand, die halb in dem falschen Buch versunken war, dem Spiegelbild ohne Substanz.
    Ganda seufzte. Wenn sie versuchte, Ollowain zu erklären, was geschehen war, würde ihnen beiden am Ende seine Ehre im Weg stehen. »Das ist jetzt nicht von Belang«, antwortete sie entschieden.
    Der Elf hob eine Braue, stellte aber keine weiteren Fragen. Stattdessen bat er sie, sich den Falrach-Tisch anzusehen.
    Ganda gab nach. Doch sie taumelte vor Erschöpfung. Die Spielfiguren tanzten ihr vor den Augen. Falrach bedeutete ihr nichts. Sie konnte nicht erkennen, was der Elf ihr zeigen wollte.
    »Das Spielbrett zeigt diesen Augenblick«, sagte er mit seltsam distanzierter Stimme.
    Wenn er jetzt bloß nicht wieder durchdreht, dachte sie verzweifelt. Ich brauche dich, verdammt. Kann ich mich denn niemals auf dich verlassen?
    »Die schwarze Königin steht allein. Das ist Emerelle. Ihre Magierin ist aus dem Spiel geschlagen, und ihre Helden stehen weit auf dem Brett verteilt. Eine ganz ähnliche Aufstellung habe ich vor ein paar Tagen auf einem Spielbrett in Emerelles Burg gesehen. Ich glaube, es war eine Warnung. Das Brett stand so, dass ich es auf jeden Fall sehen musste. Hier allerdings ist Emerelle nicht direkt von Feinden umringt. Die Figuren der weißen Seite stehen jedoch in guter Ordnung tief in ihrer Hälfte des Spielfelds. Und ich hatte gehofft, das Heer der Trolle sei vernichtet.«
    »Vielleicht ist es das auch.« Ganda war dieser Mystizismus um das Falrach-Spiel zu viel. »Wer sagt, dass die weißen Figuren für die Trolle stehen? Das

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