Elfenlicht
klirrend schlug der Zündstab gegen die Flasche. Misht hielt den Atem an. Das Glas war heil geblieben. Zoll um Zoll zog er die Lunte unter dem Ballon hindurch. Dann lehnte er sich zurück und atmete schwer aus. Das war nichts für ihn! Drei Flaschen noch.
Verfluchte Elfen! Wie konnte man nur auf die Idee kommen, aus den Flakons, in denen reiche Weiber ihre Duftwässerchen verwahrten, und aus schillernder Seide Waffen zu machen? Was für die Schönheit geschaffen war, brachte nun Tod und Zerstörung.
Der Kobold wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und beugte sich zur nächsten Glasflasche hinab. Wieder begann er zu zittern.
DAS NETZ AUS RAUCH
»Was tun die Elfen da, Skanga?« Die Schamanin schnalzte abfällig mit der Zunge. »Elfentricks. Das versuchen sie immer, wenn sie unterlegen sind. Sorgen muss man sich nur machen, wenn sie so etwas nicht tun, denn dann halten sie sich für stark genug, um uns in einer ordentlichen Feldschlacht zu besiegen.« »Diese Dinger sehen unheimlich aus.«
»Der Himmel ist voller schwarzer Kugeln, die langsam in unsere Richtung schweben«, flüsterte Birga ihr ins Ohr.
Skanga legte dem Welpen ihre Hand auf die Schulter. Gilmarak, der junge König, war noch nicht einmal zehn Jahre alt. Er machte sich gut. Aber seit die Lutin ihr verraten hatten, dass dieElfen einen Überraschungsangriff planten, hatte die Schamanin kein Auge mehr zugetan. Emerelle hatte verloren. Daran konnte es keinen Zweifel geben! Höchstens zwei Jahre noch, dann würde sie vom Thron vertrieben sein. Doch immer wenn die Königin mit dem Rücken zur Wand stand, wurde sie besonders gefährlich. Sie war wie eine verwundete Schneelöwin, die ihre Jungen verteidigte, und man musste auf alles gefasst sein.
Skanga blickte zum Himmel, doch sie konnte die Dinge nicht sehen, die dort auf sie zukamen. Sie hatten keine Aura, und sie waren auch nicht von Magie durchdrungen.
Dafür bemerkte Skanga die Unruhe und die Angst, die sich in die Herzen der Krieger schlich. Sie konnte spüren, wie die Zuversicht ihrer Krieger ins Wanken geriet. Dem Pfeilhagel der Kentauren, die immer wieder anritten, eine Salve feuerten und feige davonstürmten, trotzten ihre Krieger.
Sie hatte ihnen gedroht, dass sie jede Sippe auslöschen würde, aus der ein Kämpfer hervorging, der den vermeintlich fliehenden Feinden hinterherlief und so die eigene Schlachtreihe in Unordnung brachte.
Skanga hatte angenommen, dass sie ihr Heer auf alles vorbereitet hätte! Aber diese Kugeln am Himmel hatte niemand je zuvor gesehen. Keiner wusste, was man von ihnen zu erwarten hatte. Nur eins war allen klar. Von den Elfen kam nie etwas Gutes!
Selbst Birga, ihrer Ziehtochter, die ihr sonst in stets gleichbleibendem Tonfall ihre Beobachtungen ins Ohr flüsterte, war die Anspannung anzumerken.
»Die schwarzen Kugeln kommen von Kutschen, die auf einem Hügel stehen. Es sind hunderte. Der ganze Himmel hängt voll mit ihnen, und der Sanhalla treibt sie uns entgegen.«
»Weißt du, was das ist, Fuchsgesicht?«
»Ballons!«, sagte Elija.
»Ich frage nicht, wie das heißt! Ich will wissen, was das ist!«Die Überheblichkeit des Lutin hatte ein unerträgliches Ausmaß erreicht. Sie war auf ihn angewiesen, und das wusste Elija Glops genau. Aber wenn der Feldzug erst einmal beendet war, dann würde sie sein Herz essen. Oder nein ... Besser sein Hirn. Klug war er, das musste man ihm lassen. Er hatte ihrer Sache gute Dienste geleistet. Sein Plan mit den Hügelgräbern hatte den Krieg überhaupt erst möglich gemacht ... Wusste der Henker, was er sonst noch für Pläne verfolgte.
»Ballons sind Kugeln aus dünnem Seidenstoff, den man auf Draht oder Weidenruten spannt. Dann leitet man heiße Luft in das Innere der Kugel. So wie Rauch in den Himmel steigt, steigt auch heiße Luft nach oben. Sie trägt den Ballon. Man könnte einen Mausling mit so einem Ballon fliegen lassen.« Er lachte. »Aber fliegende Mauslinge sind immer noch genauso ungefährlich wie Mauslinge zu Fuß. Die können nicht einmal einer Fliege was zu Leide tun.«
»Ballons.« Skanga sprach das Wort langsam, ließ es auf der Zunge zerfließen und suchte nach der Bedrohung, die sich dahinter verbergen mochte.
»Warum haben wir keine Ballons?«, fragte Gilmarak.
»Weil wir Krieger aus Fleisch und Blut haben. Das ist besser als Seide und heiße Luft. Solche Krieger eilen nicht davon, nur weil der Wind sich dreht.«
Das war es! Ganda schloss die Lider über ihren toten Augen und suchte nach der
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