Elfenlicht
Kraft der Magie. Es war kein guter Platz, um zu zaubern. Nur ein einziger Albenpfad lag in der Nähe des Schlachtfelds, und er widersetzte sich. Das Blau war stark in ihm. Die einzige Farbe, die sie nie richtig gemeistert hatte. Die Farbe des Himmels, die ihre alte Meisterin Matha Naht ihr vorenthalten hatte. Magie war überall. Doch in den Pfaden der Alben floss sie mit besonderer Kraft. Dort war es leichter, sie dem eigenen Willen zu beugen. Der Wind widersetzte sich ihr! Schweiß rann ihr über das Gesicht. Nicht einmal eine einzelne Böe konnte sie dem Himmel abringen. Wenn sie Zeit hätte und Opfer bringen könnte, dann würde sie einen richtigen Sturm entfesseln können. Aber so ...
»Geht es dir nicht gut?«, flüsterte Birga.
Skanga versetzte ihr einen ärgerlichen Knuff. Manchmal war sie einfach nur lästig! Ständig belauerte sie einen! Sie hatte auch immer versucht, mit ihr zur Nachtzinne zu reisen. Regelrecht aufgedrängt hatte sie sich. Was sie wohl von Orgrim wollte?
Skanga war in den letzten Jahren immer wieder in die Andere Welt gereist. Sie hatte sogar den jungen König mitgenommen. Doch nichts vermochte Orgrim zu bewegen, sein Herzogtum zu verlassen. Er hatte sich zwei Weiber genommen und acht Welpen gezeugt. Skanga lächelte gehässig. Sechs davon waren Weiber. Aber Orgrim liebte sie alle. Er war ein seltsamer Krieger. Er flüchtete vor dem Krieg.
Als Skanga einsehen musste, dass er die Nachtzinne nicht verlassen würde, hatte sie versucht, von ihm die Kunst der Kriegsführung zu erlernen. Doch allzu bald hatte sie erkannt, dass ihr dazu die Begabung fehlte. Sie wusste darum, wie man Heere aufstellte und führte. Aber was ihr fehlte, war die Gabe, mit beweglichem Geist auf plötzliche Änderungen zu reagieren. Orgrim hatte versucht, ihr ein Spiel der Elfen beizubringen, bei dem man schwarze und weiße Figuren auf einem eigens gefertigten Tisch hin und her schob. Der Herzog schrieb sogar seine Gedanken und Gefühle auf! Skanga musste jedes Mal lachen, wenn sie daran dachte. Sie kannte keinen anderen Troll, der das tat. Niedergeschriebene Gedanken waren tot und begraben. Das begriff Orgrim nicht. Gedanken mussten frei sein und sich verändern dürfen.
Die Schamanin spürte, wie die Unruhe im Heer immer weiter wuchs. Es war schwer gewesen, ihre Trollkrieger dazu zu zwingen, in einer Reihe anzutreten und nicht einfach wild gegen den Feind zu stürmen. Auch wenn Skanga keine große Feldherrin geworden war, hatte sie einige grundlegende Einsichten der Kriegsführung dennoch begriffen. Die Krieger mussten mit ihren Schilden eine feste, hölzerne Mauer bilden, sonst würden die Reiter sie gnadenlos auseinander treiben und ein Blutbad unter ihnen anrichten.
Dass die Lutin ihr die Pläne der Elfen verschafft hatten, war der Schlüssel zum Sieg. Auch wenn sie nichts von den ... wie hießen diese Dinger gleich? Barlons? Egal! Skanga hatte den linken Flügel ihres Heeres verstärkt. Gut versteckt in einem breiten Streifen Buschland lagen fünftausend Trollkrieger unter dem Befehl des Rudelführers Brodgrim. Er hatte ihr lange als Kundschafter gedient und sich in den letzten Jahren als ein fähiger Anführer erwiesen. Wenn die Schlacht begann, würde Brodgrim zum trockenen Fluss durchbrechen und den Elfen den einzigen Rückzugsweg nehmen. Wenn dies gelang, saß ihr Heer gefangen zwischen dem übermächtigen Trollheer und den Bergen. Dann würden sie bis zum letzten Kobold vernichtet werden. Das wäre der Anfang vom Untergang. Von so einer Niederlage würde sich selbst Emerelle nicht mehr erholen. Das Verderben der Elfen war, dass sie ihre Toten nicht schnell genug ersetzen konnten.
Skanga blickte zum Himmel. Wenn nur diese Barlons nicht wären! Es war verwünscht! Sie führte das Heer, und sie war die Einzige auf der ganzen Ebene, die nicht sehen konnte, was dort auf sie zukam.
»Die ersten dieser schwarzen Kugeln schweben jetzt über uns«, flüsterte Birga.
Der Gestank der Angst lag in der Luft. Die meisten Trollkrieger würden sich ohne Bedenken nur mit einem Stein in der Faust einem Höhlenbären zum Kampf stellen. Aber vor der Heimtücke der Elfen fürchteten sie sich. Zu viele blutige Niederlagen hatte ihr Volk erlitten! Und niemand hatte vergessen, dass Emerelle sie für Jahrhunderte aus ihrer Heimat vertrieben hatte.
Hinter der Schlachtreihe erklang das ängstliche Blöken der jungen Hornechsen. Ein durchdringender, tiefer Laut. Er war Öl in die Glut der Angst. »Können deine Fuchsschnauzen
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