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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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seine Stimme überschlug sich fast, als er weitersprach. »Du musst für etwas brennen, Ganda. Es ist gleich, für was! Sei es die Leidenschaft für einen Mann oder für ein hehres Ziel. Wenn du das nicht tust, dann vegetierst du nur, und nichts unterscheidet dich von einem Tier. Entfache das Feuer in dir! Folge mir auf meinem Weg, und dein Leben wird auf eine Weise reich werden, wie du es dir nicht im Entferntesten vorstellen kannst. Du fragst mich, wie ich mit den Trollen paktieren kann. Dieses Bündnis hat all ihren Koboldsklaven die Freiheit gebracht! Und wenn die Elfen erst einmal besiegt sind und mit ihnen all jene, die sie unterstützen, dann wird es in ganz Albenmark keine Knechtschaft mehr geben. Es zählt dann nicht mehr, in was für einen Leib eine Seele geboren wird. Es zählt allein das Feuer in deiner Brust, das dich auf deinem Lebensweg vorantreibt. Es wird immer Handwerker geben, Soldaten und Anführer, die sich berufen fühlen, die Schicksale ganzer Völker zu lenken. Aber deine Geburt wird nicht mehr darüber bestimmen, was dereinst aus dir werden wird. Dies ist die Welt, in der ich leben will. Es ist die Welt, die ich erschaffen werde, Ganda. Der Lauf der Geschichte ist vorherbestimmt. Es ist unausweichlich, dass sich die Unterdrückten gegen die Tyrannen erheben werden. Die Gesellschaft entwickelt sich weiter, so wie ein Knabe zum Mann heranwächst. Es ist unausweichlich, dass das Joch der Elfentyrannei abgeworfen wird. Die einzige Frage ist, welche Generation die Kraft für diesen großen Kampf aufbringen wird. Ich habe mich entschieden, dass die Zeit gekommen ist. Und mein Jungbrunnen ist es zu sehen, wie sich durch meinen Willen und meine Taten die Welt um mich herum zum Besseren wandelt.«
    Ganda betrachtete das Schlachtfeld, und Elija schien ihre Gedanken zu erraten.
    »Wir dürfen nicht zimperlich sein, Kommandantin Schlüsselchen. Was wir erleben, ist eine Geburt. Und bei jeder Geburt fließt auch Blut.«
    Die Lutin bezweifelte, dass Elija jemals bei einer Geburt zugegen gewesen war. Doch das Feuer, von dem er sprach, war Wirklichkeit. Er brannte, und sie beneidete ihn darum. Sie hatte kein Ziel.
    »Warum greifen uns die Elfen nicht an?«
    »Weil wir doch nur Diener und Händler sind. Wir sind keine Bedrohung. Sie können sich nicht vorstellen, dass sich die Sklaven, die jahrhundertelang jede Drecksarbeit erledigt haben, einmal gegen sie erheben werden. Ihre Welt steht still. Sie ist voll
    kommen, und deshalb darf sich in ihr nichts ändern. Ich sagte dir ja schon, jeder lebt in seiner eigenen Welt. Meine bewegt sich. In nicht allzu ferner Zukunft wird es einen Tag geben, der die Elfen sehr überraschen wird. Sie glauben, dass die Fronten klar verlaufen.« Elija deutete hinaus auf das Schlachtfeld. »Dort ist der Ort, an dem der Krieg stattfindet, so denken sie. Doch bald schon werden wir den Krieg mitten in ihre Paläste tragen.«

AUF ADLERSCHWINGEN

    »Dort unten, der sieht aus wie ein Rudelführer. Den schnappen wir uns!« Wolkentaucher antwortete ihm in Gedanken. Er kippte über den linken Flügel ab und stürzte in die Tiefe. Eisfeder schloss sich dem Sturzflug an und auch der große Lamassu Artaxas. Wenn sein stierleibiger Gefährte zu einem tollkühnen Flugmanöver ansetzte, hielt Melvyn jedes Mal die Luft an. Er erinnerte sich noch zu gut an den Tag, an dem sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Artaxas war auf eine Felswand zugeflogen, ohne auch nur den geringsten Versuch zu unternehmen, dein Hindernis auszuweichen. Dass er noch lebte, grenzte an ein Wunder. War es Ungeschick oder etwas anderes? Der große Stiermann hatte es ihm nie verraten.
    Der warme Wind brannte Melvyn im Gesicht. Er lockerte die Muskeln seines Schwertarms. Ein paar Augenblicke noch ... Die Trolle hatten sie entdeckt und stoben auseinander. Sie waren mutige Krieger, das musste man ihnen lassen. Dass sie sich trotz der katastrophalen Verluste wieder zu sammeln versuchten, hatte Ollowain nicht vorhergesehen. Sie mussten die Rudelführer töten und die Schamaninnen. Ihr Heer musste den Kopf verlieren; nur dann würden sie auch das Herz verlieren, noch weiter zu kämpfen.
    Wolkentaucher spreizte das Gefieder, um den Sturzflug abzufangen. Melvyn ließ sich auf dem Himmelssteig nach hinten kippen. Die Kniegelenke um die Querstange gehakt, hing er mit dem Kopf nach unten. Er sah, wie der Rudelführer der Trolle versuchte sich wegzuducken. Wolkentaucher flog mit rasender Geschwindigkeit an dem Troll vorbei. Melvyns

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