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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Schwert beschrieb einen blitzenden Bogen. Der Rückhandschlag traf den Troll mitten ins Gesicht.
    Melvyn spürte, wie unter der Wucht des Treffers Knochen brachen. Wie alle Reiterschwerter war seine Waffe kopflastig und schlecht ausbalanciert für einen Kampf zwischen zwei Fechtern. Doch dafür war diese Klinge auch nicht erschaffen worden. Sie sollte mit tödlicher Wucht unter fliehende Feinde fahren.
    Wolkentaucher stieg in einer steilen Kurve dem Himmel entgegen und stieß in wilder Freude einen Siegesschrei aus. Melvyn schwang sich hoch und griff mit der Linken nach der Hauptstange des Himmelssteigs. Dann warf er einen flüchtigen Blick zurück über die Schulter. Der Rudelführer der Trolle lag hingestreckt zwischen seinen Kriegern. Die Hufe von Artaxas trommelten auf hastig hochgerissene Schilde. So retteten die Trolle ihre Köpfe, doch die Wucht der Lamassutritte schleuderte sie in den Staub.
    Immer höher stieg Wolkentaucher empor. Er flog jetzt in weiten Kreisen mit ausgebreiteten Schwingen. Der Adler ließ sich vom Aufwind über der heißen Ebene tragen.
    Aus großer Höhe erinnerte das Schlachtfeld ein wenig an einen Falrach-Tisch. Einheiten schrumpften zu Spielfiguren. Man überblickte alles, jede Bewegung auf dem Feld. Was unten am Boden durch Staub und Rauch verborgen blieb oder durch die Eigenheiten des hügeligen Geländes, hier oben war es offenbar.
    Ollowain war mit den silbern schimmernden Reihen der Elfenritter ins Herz des Trollheeres vorgestoßen. Die Schlachtlinien der Reiter hatten sich aufgelöst. Das Bild wurde bestimmt von Reitern, die nun in kleinen Gruppen den Fliehenden nachstellten. Immer weiter stoben sie auf die Ebene hinaus. Weit vorn an der Spitze erkannte Melvyn einen Ritter mit wehendem weißem Mantel. Aus der Höhe war es unmöglich zu sagen, ob es sich um Ollowain oder Graf Fenryl handelte. Doch wer auch immer es war, er hatte sich zu weit vorgewagt. Man musste ihn warnen. In seiner Flanke begannen die Trolle sich zu sammeln. Bald wäre ihm der Rückweg abgeschnitten.
    Melvyn musste den Kopf verdrehen, um den Reiter nicht aus den Augen zu verlieren, während Wolkentaucher seine Kreise zog. Unter ihnen schwebten Artaxas und Eisfeder. Weit im Osten stieg eine riesige Staubwolke in den Himmel. Melvyn musste lächeln, als er daran dachte, wie Nestheus den Schwertmeister verflucht hatte. Der junge Kentaurenkrieger hatte kurz nach Sonnenaufgang den Befehl erhalten, mit hundert Pferdemännern weit nach Osten abzurücken. Dort sollten sie Bündel aus trockenen Zweigen sammeln, um diese dann an Seilen hinter sich her zu ziehen. Ihre einzige Aufgabe in der Schlacht bestand darin, so viel Staub wie möglich aufzuwirbeln und den Trollen vorzugaukeln, dass sich noch ein zweites Heer von Osten her näherte. So würde Nestheus keinen einzigen Schwerthieb in dieser Schlacht führen.
    »Siehst du die Bewegung dort unten bei dem Bach? Dort im Buschstreifen«, erklang Wolkentauchers Stimme in seinen Gedanken.
    Melvyn war ein wenig ärgerlich über die Ablenkung. Er hatte auch den Ritter mit dem weißen Umhang aus den Augen verloren. Er drehte sich und brauchte eine Weile, bis er das Geländestück ausgemacht hatte, das der große Adler meinte.
    »Was ist dort?«, schrie der Wolfself. Obwohl er die Adler nun so lange kannte und er ein Windsänger war, der sich mit den majestätischen Greifvögeln allein durch Gedanken verständigen konnte, fühlte er sich sicherer, wenn seine Stimme den Gedanken Worte folgen ließ. Melvyn wusste auch, dass das Brausen des Windes die meisten seiner Worte verschlang; aber dennoch vermochte er in Augenblicken wie diesen nicht an sich zu halten. Statt zu antworten, glitt der Adler in einem weiten Bogen tiefer. Melvyn hatte durchaus scharfe Augen, doch wenn er mit Wolkentaucher flog, fühlte er sich stets blind wie ein Maulwurf.
    Dann endlich bemerkte auch er die Bewegung. Hunderte Gestalten schlichen geduckt durch die Büsche. Ein verborgenes Heer! Und es bewegte sich geradewegs auf die Flanke der Kutschen zu, aus denen die Ballons aufgestiegen waren. Auf dem Weg, den die Trolle eingeschlagen hatten, würde ein hoher Hügelkamm sie vor den Blicken der Kobolde verbergen. Erst die letzten zweihundert Schritt mussten sie durch offenes Gelände.
    »Wenn die Trolle die Kobolde überrumpeln, dann schneiden sie dem restlichen Heer den Rückzug ab.«
    Melvyn fluchte. In weniger als einer halben Stunde mochte sich ihr Sieg in eine Niederlage verwandeln. »Bring mich runter zu

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