Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
Thronsaal so einsam gefühlt. Nur das leise Rauschen des Wassers war zu hören. Nicht einmal das Lied der Nachtigallen störte die Ruhe. Sie waren verstummt, seit die Schatten die Burg heimsuchten.
    Schließlich tat Emerelle einen tiefen Atemzug. »Du musst dich irren, Alvias.«
    »Herrin, ich selbst sprach mit einem Kentauren, der ihn sterben sah. Glaube mir, dass ich nicht leichtfertig Nachricht über einen Tod bringe. Er gab sein Leben, um Caileen, die Gräfin von Dorien, zu retten. Er starb, wie er lebte. Wie ein Ritter.« Alvias räusperte sich verlegen. Seit Tagen hatte er versucht, sich die Worte zurechtzulegen, mit denen er es Emerelle sagen konnte, und nun redete er solch pathetischen Unsinn!
    »Gab es ein Feuer?«
    Emerelle schien ihm ein wenig blasser geworden zu sein. Alvias verstand ihre Frage nicht. »Ein Feuer, Herrin? Wie meinst du das?«
    »Kam er in Flammen um?«
    »Nein, Herrin. Er wurde von Trollen umringt und niedergemacht.« Jetzt lachte die Königin. »Du weißt, dass er der beste Schwertkämpfer Albenmarks ist, Alvias. Das wäre niemals geschehen.« Der Hofmeister sah Emerelle fest an. Er hatte es ihr ersparen wollen. Wahrscheinlich hätte auch er nicht begriffen, was wirklich geschehen war, hätte er nicht um den Streit zwischen der Königin und ihrem Schwertmeister gewusst und nicht jene Zeilen gelesen, die Ollowain unbedingt noch vor der Schlacht hätten erreichen sollen. »Herrin, bitte glaube mir. Er ist den Trollen entgegengegangen und hat nicht einmal versucht, sein Schwert gegen sie zu erheben. Es war kein Kampf. Es war eine Hinrichtung. Das sind die genauen Worte des Kentauren Senthor, der Ollowain sterben sah. Ich habe ihn überzeugen können, diese Geschichte nicht weiterzuerzählen, damit der Tod eines Helden nicht von Gerüchten und unziemlichen Ge
    schichten besudelt wird.«
    »Aber hast du seine Leiche gesehen, Alvias?«
    »Nein, Herrin. Melvyn hat Ollowain gesucht. Er scheint seinen Tod noch schwerer als die anderen genommen zu haben. Er hat sein Leben riskiert, um den Leichnam des Schwertmeisters zu bergen. Aber er konnte ihn nicht finden.«
    Emerelle schüttelte den Kopf. Sie wirkte nicht mehr wie eine Herrscherin auf den Hofmeister, sondern wie ein junges Mädchen, das sich trotzig gegen jede Vernunft weigerte anzuerkennen, welch tragische Folgen der Streit mit dem Schwertmeister gehabt hatte. »Er ist nicht tot. Deshalb konntet ihr auch keine Leiche finden.«
    »Herrin, vielleicht ist er ins Mondlicht gegangen. Oder ... Du weißt, was die Trolle mit den Toten auf den Schlachtfeldern tun. Gerade mit jenen, vor deren Mut sie Respekt haben.«
    »Genug! Ich verbiete dir, so zu sprechen. Ich ...«
    »Herrin, bitte.«
    Die Königin legte die Hand auf ihr Herz. »Ich weiß, dass er nicht von uns gegangen ist. Ich spüre ihn hier in meinem Herzen. Er lebt. Es geht ihm gut. Wo immer er auch sein mag. Er hat mich nicht verlassen!«

WIEDER BEI DER HERDE

    »Welch eine seltsame Form von Hass.« Ganda zuckte zusammen. Sie hatte Elija nicht kommen hören. Der Kommandant stand im Eingang zu ihrem Zelt und stützte sich an eine der Stangen, die fest mit dem Holzgerüst auf dem Rücken der Hornschildechse verbunden war.
    »Nikodemus glaubt, dass er einer deiner Folterknechte war.« Elija trat ein und ließ die Zeltklappe hinter sich zufallen. Er stand breitbeinig da und hielt mühelos das Gleichgewicht auf dem schwankenden Holzboden, der sich bei jedem Schritt der Hornechse leicht hob und senkte. »Hat er Recht?«
    Ganda wusste, dass es aussichtslos war, dem Kommandanten etwas vorzumachen. »Nein«, sagte sie leise. »Dieser Elf hat mich verraten. Und dennoch schulde ich ihm etwas. Er hat um mein Leben gekämpft.«
    Der Lutin setzte sich neben sie an das Krankenlager. »Sie sind gut darin, uns Schuldgefühle zu machen, Ganda. Das liegt daran, dass sie uns vorgaukeln, so weit über uns zu stehen. Wenn sich dann einer von ihnen um uns kümmert und Dinge tut, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, sind wir ganz fassungslos vor Glück und haben das Gefühl, ihnen fortan etwas zu schulden. Das ist einer der Mechanismen ihrer Herrschaft.«
    Ganda blickte müde zu Elija auf. »Vielleicht hast du Recht. Wenn ja, dann funktioniert es verdammt gut. Ich dachte, ich hasse ihn. Und jetzt sitze ich hier und kämpfe um sein Leben.«
    »Bist du sicher, dass er es dir danken wird?«
    »Darum geht es nicht. Ich brauche seinen Dank nicht. Ich tue es ...«
    »Du hast mich falsch verstanden. Sieh ihn

Weitere Kostenlose Bücher