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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Anstrengungen, sich durch die Menge zu kämpfen. Er musste auf den Hügel gelangen und diese Hitzköpfe auseinander bringen.
    Nestheus stellte sich vor Kirta. »Mein Leib ist ihr Schild.« Auch er legte die Hand auf sein Schwert. »Zwinge mich nicht, mein Weib gegen dich zu verteidigen, Vater. Mein Leben lang habe ich dir gehorcht. Ich war dir ein guter Sohn. Du hast mich Stolz gelehrt und Edelmut. Du hast mich den Ehrenkodex gelehrt, dem ein Krieger folgen soll. Und nun bist du es, der mit der Hand auf dem Schwertknauf vor einem unbewaffneten Weib steht. Hüte dich vor mir, Vater, denn das Kind, das du zum Manne erzogen hast, ist bereit, nach deinen Worten zu leben.«
    Orimedes standen Tränen in den Augen. »Sie hat ihn verhext«, schrie er mit schriller Stimme. »Du bist nicht mehr mein Sohn. Mein Sohn wäre niemals zum Verräter an seinem Volke geworden.«
    Melvyn erreichte die Hügelkuppe. Er wollte sich zwischen die beiden Kentauren werfen, als Flügelrauschen über ihm erklang. Ein gewaltiger Schatten erschien am Nachthimmel. »Kommt zu mir, Kinder«, rief Artaxas mit Donnerstimme.
    Kirta stieß einen überraschten Schrei aus. Ihre Hufe zuckten in der Luft. Sie wurde emporgehoben. Ein Schwert blitzte. Metall kreischte auf Metall. Orimedes hatte sein Schwert gezogen. Nestheus versuchte seinen Hieb zu parieren. Ein flacher Schnitt lief quer über seine Brust. Dann wurde auch er emporgehoben.
    Melvyn blickte in den Himmel. Artaxas! Das Antlitz des Lamassu war vor Anstrengung verzerrt. Die beiden durch seine Magie dem Himmel entgegenzuheben, brachte ihn ganz offensichtlich bis an den Rand seiner Kräfte. Kirta und Nestheus schwebten jetzt an seiner Seite.
    Orimedes schwang in hilfloser Wut sein blutiges Schwert. »Ich verstoße dich, Nestheus. Du hast dich gegen dein Volk gewandt. Es wäre dir bestimmt gewesen, alle Stämme zu führen. Doch jetzt bist du ein Verfemter! Und wer immer dir Unterschlupf gewährt, den wird mein Zorn treffen. Glaube nicht, dass du mir entkommen wirst. Sobald ich meinen Eid gegen Ollowain erfüllt habe, werde ich mich auf die Suche nach dir machen. Und wenn ich dich finde, dann werden du und deine Hure die Strafe für Verrat erleiden. Mit gebrochenen Läufen werde ich dich in der Steppe aussetzen, damit die Wölfe dich holen. Verflucht seiest du! Ich reiße dich aus meinem Herzen!«
    Artaxas und die beiden Kentauren verschwanden im Dunkel des Nachthimmels. Auf der Wiese aber breitete sich eine bedrückte Stimmung aus. Melvyn schritt durch die Menge. Er lauschte auf die flüsternden Stimmen. Selbst etliche Uttiker waren von Nestheus beeindruckt, obwohl er sich gegen ihren Fürsten gestellt hatte.
    Der Wolfself fand einen halb leeren Lederschlauch auf dem Boden liegend. Er prostete zum Himmel. »Ich wünsche euch Glück, meine Freunde.« Dann begann er zu trinken. Er würde sehr viel trinken in dieser Nacht!

GEBRATENES IN HONIGKRUSTE

    »Der Schneelöwe hatte dort im Kiefernbruch seinen Fressplatz. Manchmal schleppen Löwen ihre Beute über weite Strecken an einen sicheren Ort.« Eirik, der Anführer der Jäger des Königs, deutete zu der Barriere aus Felstrümmern und zersplitterten Stämmen. »Wir haben dort ein Nest voller Knochen gefunden. Er hätte nicht jagen müssen. Es liegt auch ein Rehkitz dort. Es ist noch keinen Tag tot.«
    Ulric roch das Aas. Er mochte Eirik nicht. Seit ihrer Kindheit waren sie beide verfeindet, auch wenn der Jäger nicht mehr den Fehler machte, seine Fehde offen auszutragen. Ulric wusste, dass Eirik schlecht über ihn redete. Wann immer sie sich begegneten, spürte er Misstrauen und Wut. Und Angst, auch wenn Eirik das niemals zugeben würde. Der Jäger glaubte die Geschichten wirklich, die sich die tratschenden Weiber abends am Feuer oder an den Waschplätzen am Fjord erzählten. Er hielt ihn und Halgard für Wiedergänger. Für Tote, die durch die Zaubermacht der Elfenkönigin noch einmal in die Welt der Lebenden zurückgekehrt waren.
    Der Jäger deutete auf die Blutspritzer am Boden. Zwischen den Steinen funkelte das Stichblatt einer Saufeder. Ein Stück weiter lag der zersplitterte Schaft der Waffe. »Björn hat versucht, sie zu retten. Er hat den Löwen abgelenkt. Siehst du den blutigen Tatzenabdruck hier? Er muss Björn übel zugerichtet haben.«
    Ulric sah vor allem das Blut rings herum auf den Felsen und die eingetrocknete Lache, dort wo Lambis Sohn gelegen hatte. »Und dann?« Ulric war kein schlechter Fährtenleser, aber Eirik war ein Meister. Ihm

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