Elfenlicht
Krieg niemals begegnet zu sein. Auch ich werde mit dir gehen, Elodrin.« Die Heilerin hielt den Blick gesenkt, so als schäme sie sich dafür, sich gegen Emerelles Befehl zu stellen.
»Auch ich komme ...«, setzte Obilee an.
»Nein!« Das hatte Elodrin befürchtet. Wenn die Rebellion erst einmal begonnen hatte, dann würde sie immer weiter um sich greifen. »Nein, Obilee! Du bist eine Vertraute der Königin. Du bist die Einzige hier in diesem Raum, die hoffen darf, Einfluss auf Emerelle zu nehmen. Du darfst dich unserer Sache nicht anschließen. Und auch du nicht, Caileen. Meine Entscheidung macht mich zum Verräter. Ich habe mein Recht verwirkt, die Truppen Albenmarks zu befehligen. Gib nicht auch du dieses Recht auf! Tausende werden durch die Steppe und über die Mondberge flüchten, um den Trollen zu entkommen. Eine entschlossene Reiterführerin kann sie vielleicht vor dem Schlimmsten bewahren. Albenmark braucht dich! Du darfst nicht länger auf meiner Seite stehen!«
Caileen war sehr blass. »Emerelle hat auch meine Ländereien aufgegeben.« Eine steile Zornesfalte erschien zwischen ihren Brauen. »Ganz gleich, was die Königin fordert, ich werde dafür sorgen, dass der Weg nach Arkadien für die Trolle lang und blutig wird. Ich werde an Ollowains Plänen festhalten. Und was soll mit den Kentauren werden? Sie können ihre Herden im Winter unmöglich über die Mondberge treiben. Und selbst wenn sie einen Weg fänden, wovon sollte ihr Vieh in Arkadien leben? Soll es unsere Weizenfelder abweiden? Die Kentauren können nicht fliehen. Emerelle wirft sie den Trollen buchstäblich zum Fraß vor!«
»Ich werde nach Carandamon gehen«, stellte Fenryl klar. »Auch meine Leute können nicht fliehen.«
»Vielleicht«, wandte Obilee ein, »will die Königin ja erreichen, dass die Trolle ihre Truppen aufteilen, sodass man sie leichter besiegen kann. Emerelle hat damit begonnen, ein neues Heer im Herzland auszuheben. Und es heißt, dass es viel Zulauf findet, weil die Trolle blutrünstige Geisterhunde an jeden Fürstenhof schicken, der sich ihnen nicht unterwerfen will.«
Aber kein Geisterhund kann ein halbes Dutzend Fürstentümer vernichten, dachte Elodrin, so wie Emerelle es mit einem Federstrich getan hatte. Zu fliehen war für viele schlichtweg unmöglich, und sich den Trollen zu ergeben, hieß, sich der Gnade von Fleischern auszuliefern. Mit ihrem Entschluss hatte Emerelle ihren Feinden die Vorräte geliefert, die sie brauchten, um schnell vorrücken zu können. Das Einzige, was nun zu tun blieb, war, Orgrim dort zu treffen, wo er am verwundbarsten war. Wenn er den Oberbefehl wieder aufgab, dann wäre viel gewonnen. Und Elodrin war fest entschlossen, genau das zu erreichen.
EIN UNGEFORMTES LEBEN
Elija war überrascht, wie schwer Ganda das Schicksal des Elfen nahm. Man hatte ihr Klagen und Weinen im ganzen Lager gehört, als sie vom Ausflug mit Nikodemus und den anderen zurückgekehrt war. Ihre Tränen schienen nicht mehr versiegen zu wollen. Während er auf ihr Klagen gelauscht hatte, war Elija aufgegangen, welch eine wunderbare Gelegenheit Ollowains Zustand bot. Er hatte Nikodemus geschickt, um Ganda zu holen. Es wäre besser, wenn sie nicht in Hörweite des Elfen miteinander sprachen.
Elija hatte sich ein Stück von der Herde entfernt. Er stand bei einem alten Büffelschädel und blickte nach Norden. Ein dunkelgraues Wolkenband stand am Himmel. Die Narbe an seinem linken Arm zwickte. Der Winter würde in diesem Jahr früh kommen. Und er würde sehr hart werden.
Elija beobachtete, wie Ganda und Nikodemus durch das hohe Gras geschritten kamen. Die Lutin trug enge Hosen und ein helles Hemd, dazu eine knappe Weste. Sie sah gut aus in der Tracht ihres Volkes. In all den Jahren, die sie fort gewesen war, schien sie um keinen Tag gealtert zu sein. Es gab eine Zeit, da war er sehr verliebt in sie gewesen. Er würde nicht zulassen, dass diese Gefühle zurückkehrten. Er brauchte einen klaren Kopf. Die Welt war dabei, sich zu verändern. Bald schon wäre die Tyrannei der Elfen gebrochen. Er durfte sich nicht durch seine Gefühle ablenken lassen!
»Du hast mich zu dir befohlen.« Gandas Stimme klang ungewohnt rau.
»Nikodemus, lass uns bitte allein.« Er wartete, bis sein Bruder außer Hörweite war. Die Lutin hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Ihre Augen waren ganz rot von ihren Tränen.
»Es tut mir leid, dass der Elf dir solchen Kummer bereitet. Was ist mit ihm geschehen?«
»Seit wann kümmert dich das
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