Elfenlicht
was du gerade treibst?«, fragte er eher traurig als erbost. »Ich liege nackt zwischen deinen Schenkeln, und du fragst mich, was ich von der einzigen anderen hübschen Frau halte, die auf diesem verfluchten Bauplatz herumläuft? Was ist das? Eine Falle? Willst du mich auf die Probe stellen? Bist du eifersüchtig? Willst du fühlen, ob sich bei mir etwas regt, wenn ich an sie denke?«
»Habt ihr Männer auch noch etwas anderes im Kopf als eure Schwänze?«
»Bei den Göttern! Wenn du meine Einfalt nicht ertragen kannst, dann sag mir doch einfach geradeheraus, was du denkst!«
»Ich denke, dass Kadlin deine kleine Schwester ist.«
Ulric ließ sich auf den kleinen Schemel neben dem Bett sinken. »Ach, Halgard ...«
»Komm mir jetzt nicht damit. Hast du sie einmal beobachtet? Blut, der nun wirklich kein handzahmes Schoßhündchen ist, lässt sich von ihr kraulen. Ja, er frisst ihr sogar aus der Hand. Und auch sie hat keinerlei Angst vor ihm.«
»Kadlin ist tot!«, sagte Ulric eisig. Er begriff nicht, was in Halgard gefahren war, aber er würde bei diesem schlechten Scherz nicht weiter mitspielen.
»Man hat ihre Leiche nie gefunden. Und auch nicht die Leiche deiner Mutter.« »Sie sind auf der Flucht in die Berge erfroren. Und ich bin froh, dass niemand ihre halb gefrorenen und von Aasfressern entstellten Leichen hinunter nach Sunnenberg gebracht hat. Ich bin froh, dass ich sie so in Erinnerung behalten habe, wie ich sie kannte.«
»Eben, deshalb bist du ja auch blind für die Wahrheit. Stell dir deine Schwester fünfzehn Jahre älter vor. Sie hätte Kadlins Alter. Und gab es nicht einen Fischer namens Kalf im Dorf? Er war doch mit dabei, bei der Flucht über das Eis. Kadlins Vater heißt auch Kalf.«
»Der Fischer war ein großer, stattlicher Kerl mit blonden Haaren.«
»Und unser Kalf ist ein großer, stattlicher Kerl mit kahl rasiertem Kopf und kurzem Bart. Ich war blind. Ich habe den Fischer nie gesehen. Aber könnte es nicht der Kalf aus dem Dorf sein? Du musst dich doch noch an ihn erinnern!«
Ulric hob abwehrend die Hände. »Bitte hör auf! Ich will davon nichts wissen. Sie alle sind in den Bergen gestorben. Und warum sollte Kadlin den Fischer Vater nennen? Das ergibt doch keinen Sinn!«
»Sie war ein kleines Mädchen«, fuhr Halgard unbarmherzig fort. »Wenn man ihr erzählt hätte, Kalf sei ihr Vater, dann hätte sie es sicher geglaubt. Und dann noch die Sache mit den Trollen. Vielleicht haben sie ihr schon einmal geholfen? Vielleicht hat der Troll in der Höhle sie deshalb gerettet, statt sie zu schlachten.«
Ulric streifte sich seine Hosen über. »Es ist genug. Komm mich suchen, wenn du wieder bei Verstand bist. Ich will das nicht hören!« Mit diesen Worten trat er aus der kleinen Hütte, die im Windschatten der Festungsmauer lag. Er eilte zwischen den schwitzenden Arbeitern hindurch zum Brunnen und tauchte den Kopf in den großen Wassertrog.
Halgard war gut darin, den Dingen auf den Grund zu gehen. Obwohl sie noch Kinder gewesen waren, hatte sie herausgefunden, dass die roten Fäden in ihren Holzpuppen ihre Lebensfäden darstellen sollten. Und nun das!
Der Krieger suchte unter den Arbeitern nach Kalf. Er entdeckte ihn beim Torturm. Der alte Jäger trug auf einem Holzgestell behauene Steine zu den Maurern am Turm. Von der Statur her mochte er dem Fischer gleichen ...
Ulric verwarf den Gedanken. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein! Wenn es stimmte, was Halgard dachte, dann hätte Asla, seine Mutter, ihn im Stich gelassen! Verlassen wegen diesem Fischer. Das war unmöglich! Das hätte sie niemals getan. Sie hatte ihn geliebt! Es war ein Unglück, dass er in Honnigsvald verloren gegangen war. Seine Schuld ... Sie hatte doch die Elfe Yilvina geschickt, um ihn zu holen. Asla hatte ihn geliebt!
Ulric blickte wieder zu dem alten Jäger. Kalf hatte die Maurer erreicht und wuchtete das Tragegestell von seinem Rücken. Erhatte wirklich Ähnlichkeit mit dem Fischer. Und dass Blut Kadlin mochte, war in der Tat seltsam. Fremden traute er gewöhnlich nicht ...
Aber was machten die beiden dann hier? Wenn Kalf ihm seine Mutter und seine kleine Schwester gestohlen hatte, dann würde er sich doch wohl kaum hierher wagen, wo er befürchten musste, wieder erkannt zu werden. Er lieferte sich dem Zorn des Königs aus! Sein Vater war ein friedliebender Mann. Aber wenn er erfahren müsste, dass Kalf Kadlin und Asla entführt hatte ... Nicht auszudenken! Als er noch kleiner gewesen war, war Ulric manchmal
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