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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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erst begonnen. Nicht mehr lange, und die halb fertige Burg wäre von den Tälern abgeschnitten. Wenn der Winter einmal Einzug hielt, dann wären die Wege unter Schneebergen begraben. Dann würde es sehr einsam hier oben werden.
    Der König hatte die meisten Arbeiter zurück nach Hause geschickt, als der Frost kam. Nur ein paar Steinmetze waren geblieben. Sie behauten unter Gundahers Aufsicht die Steine, die im nächsten Frühjahr gebraucht wurden. Er hatte verboten, weitere Mauern zu errichten, sobald der Frost begonnen hatte. Kadlin hielt das für irgendeinen dummen Aberglauben. Was machte es Mauern und dem grauen Matsch, den er anrühren ließ, um ihn zwischen die Steine zu schmieren, schon aus, ob es heiß war oder schneidend kalt? Aber der König hörte auf Gundaher. Dabei war Alfadas sonst kein sonderlich abergläubischer Mann ...
    Kadlin lachte. Was wusste sie schon von Alfadas! Sie war eine einfache Jägerin. Den König bekam sie nur von Ferne zu sehen. Aber sie mochte ihn. Wenn er nur nicht so oft so traurig aussehen würde! Offensichtlich überstieg es Silwynas Kräfte, ihn glücklich zu machen. Die Elfe mied sie, seit sie ihr Tal verlassen hatte. Kadlin konnte sich das nicht erklären. Während ihrer Kindheit im einsamen Tal waren Silwynas Besuche immer die Höhepunkte des Jahres gewesen. Die Elfe hatte sie mit auf die Jagd genommen, und sie war viel weniger streng als Kalf gewesen. Sie hatte Kadlin und ihre Schwester, die kleine Silwyna, gelehrt, auf den Baumwipfeln zu laufen und sich so geschickt im Schnee zu bewegen, dass sie fast keine Spuren hinterließen. Sie hatte ihnen die Heilkräfte der Kräuter, Rinden und Blätter erklärt und die Eigenarten der Tiere. Und sie konnte wunderbar Geschichten erzählen. Alfadas musste schon ein sehr eigenartiger Mann sein, wenn er unglücklich war, obwohl Silwyna an seiner Seite lebte. Kadlin jedenfalls war immer glücklich gewesen, wenn Silwyna an ihrer Seite gewesen war, und dass die Elfe nun so tat, als kennten sie einander nicht, machte ihr sehr zu schaffen. Sie wünschte sich einen anderen Namen oder zumindest eine andere Haarfarbe. Silwyna hatte ihr von der toten Tochter des Königs erzählt und wie sehr Kadlin ihr ähnelte. Es musste wohl sehr schwer für den König sein, sie dauernd in der halb fertigen Burg zu sehen. Auch sie hatte angefangen, ihn zu meiden, wo immer das möglich war.
    Ihr Vater fühlte sich ebenfalls nicht wohl hier. Kalf ließ keine Gelegenheit aus, auf die Jagd zu gehen und die Burg zu verlassen. Kadlin konnte nicht begreifen, warum alle sich so seltsam verhielten. Wahrscheinlich war sie zu dumm, die Gesetze eines Königshofs zu begreifen. Sie lächelte in sich hinein. All das war ihr egal, so lange sie sich jede Nacht in Björns Kammer schleichen konnte. Es war angenehm, nicht als einzige Frau in der Unterkunft der Jäger übernachten zu müssen.
    Anfangs hatten die anderen Männer gemeint, sie müssten ihr mit dummen Sprüchen kommen, aber nach einigen Raufereien hüteten sie zumindest in ihrer Nähe ihre Zungen.
    Kadlin eilte den Wehrgang entlang bis zum südlichen Eckturm. Die Jägerin war stolz auf die großartige Arbeit, die sie alle in diesem Frühjahr und im Sommer geleistet hatten. Mehr als hundert Schritt war die vordere Burgmauer lang, die fast die Hälfte des Passes blockierte. Sie hatte zwei mächtige Ecktürme und einen Torturm, der mehr als zwanzig Schritt hoch war. Niemals hätte sie es für möglich gehalten, dass man so hoch bauen konnte. Gundaher konnte wahrlich Wunder wirken. Wahrscheinlich gab es nirgends sonst auf der Welt einen so hohen Turm. Bestimmt waren auch die Trolle sehr beeindruckt und würden den Pass künftig meiden.
    Kadlin dachte an den Troll, der sie und Björn gerettet hatte. Es war ein großes Unrecht, dass er als Lohn für seine Taten einen Pfeil in die Brust bekommen hatte. Sie wünschte, sie würde ihm noch einmal begegnen und ihm sagen können, wie sie darüber dachte. Vielleicht konnte man sogar mit den Trollen in Frieden leben, wenn die anderen auch so waren wie Brud. Seit der Begegnung mit Brud quälte sie immer wieder ein Albtraum. Sie war gefangen in einer großen Höhle mit vielen Trollen. Und vom Eingang her hörte sie das Heulen eines entsetzlichen Sturms. Ihr war kalt, obwohl eines der grauhäutigen Ungeheuer sie in den Armen wiegte. Ein Troll mit Schmucknarben auf der Brust. An einem Feuer in der Höhle saßen Asla und Kalf. Sie hatten solche Angst, dass sie kein Wort sprachen und nicht

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