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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Schritt bis zum Eisberg. Seine hohen Flanken würden sie vor dem Beschuss schützen.
    »Drei Faden!«, rief der Lotse.
    Gundaher stöhnte auf. Der Stein eines Schleuderers hatte ihn in den Rücken getroffen. Der Baumeister biss die Zähne zusammen. Er hielt sich weiter auf den Beinen und diente Fenryl als lebender Schild.
    Ein Geschoss traf die linke Hand des Grafen. Er hörte seine Knochen splittern. Blut quoll ihm unter den Fingernägeln hervor. Gundaher griff mit ins Ruder, um die Galeere auf Kurs zu halten.
    »Drei Faden!«, rief der Lotse. Panik schwang in seiner Stimme mit.
    Der kalte Atem des Eisbergs erfasste das Schiff. Seine schillernd blauweißen Wände wurden der Galeere zum Schutzschild. Mit den Rudern hielt die Mannschaft Abstand zu dem Koloss.
    »Drei Faden!«
    Der Rumpf ruckte. Mit einem Knall splitterte eine Planke. Sie verloren immer mehr an Fahrt. Die Männer an Deck benutzten die Ruder, um sich an der Flanke des Eisbergs entlangzudrücken.
    In der Ferne war Rumoren zu hören.
    »Vier Faden!«
    Eine Lawine aus kleineren Eisklumpen prasselte an Deck. Besorgt musterte Fenryl die Flanke des Berges. Das Eis war von tiefen Rinnen durchzogen. Sollte sich ein Klumpen von der Größe eines Stiers lösen, wären sie verloren. Ein solcher Brocken würde mühelos die Decks durchschlagen und das Schiff versenken. Neben dem Eisberg erschien Fenryl die Galeere zerbrechlich wie ein Spielzeug.
    Weit entfernt prasselte etwas ins Wasser. Der Gletscher! Fenryl hielt den Atem an. Seine Männer stemmten sich mit aller Kraft in die Ruder. Hinter ihnen war jetzt auch die zweite Galeere in den engen Kanal aus Eis und Felsen eingelaufen.
    Die Dünung hob ihr Schiff; im gleichen Rhythmus hob sich der Eisberg. Überall entlang seiner Flanke gingen kleine Lawinen ab. Eisklumpen schlitterten über Deck. Die Eiswand driftete der Steilklippe entgegen.
    Etwas rammte den Rumpf. Der Graf atmete keuchend aus. Holz splitterte.
    »Wir haben ein Leck!«, rief jemand unter Deck.
    Noch immer war die Galeere ein Spielball der Dünung. Backbord schlugen sie gegen die Wand aus Eis. Ein Teil der Reling wurde eingedrückt.
    Dann schob sich der Rumpf in freies Wasser.
    Noch einige bange Herzschläge ...
    Jubel erhob sich. Sie hatten es geschafft! »Sieehben Faaahhden!«, sang der Lotse in vertrauter Litanei.
    Gundaher küsste Fenryl stürmisch auf die Wangen. »Das war ein Wunder! Bei Tjured, du hast ein Wunder vollbracht, Kapitän.«
    Hinter ihnen glitt auch ihr Schwesterschiff aus dem Kanal.
    Fenryl sah, wie die hinterste Galeasse der Trolle versuchte beizudrehen, aber dem plumpen Schiff würden sie nun leicht entkommen können.

DAS GRAB EINES KÖNIGS

    »Jetzt geh schon! Ich kann dein weinerliches Gesicht nicht länger ertragen. Lass mich allein, damit ich über die Scherze der Götter lachen kann«, fauchte Ottar. Selbst jetzt brannte noch Wut in seinen Augen. Wie seine Schwester Asdis gehörte er zu denen, die in Eiriks Bann standen. Aus dem scheuen kleinen Jungen, der sich stets in den Schutz seiner großen Schwester rettete, wenn Gefahr im Verzug war, war ein harter Krieger geworden, der zur Leibwache des Königs gehört hatte.
    »Wir könnten dich tragen«, sagte Ulric und wusste es doch besser.
    »Und dann kippen wir spätestens morgen gemeinsam um? Mit dir möchte ich nicht einmal begraben sein, Wiedergänger. Ich bleibe hier.« Er schnaubte ein freudloses Lachen. »Was für ein wunderbarer Witz! Ich werde lebend zu den Toten gelegt, und ein Toter, der nicht von den Lebenden weichen will, flennt sich gleich meinetwegen die Augen aus dem Kopf. Hätte ich diese Geschichte in einer Schänke in Firnstayn gehört, hätte ich sicher herzhaft gelacht.«
    Ulric blickte zu seinem toten Vater. Er hielt noch immer sein Schwert in der Hand. Seltsam verdreht lag er da, so wie er auf dem Schlachtfeld gefallen war. Der Frost verhinderte, dass man ihn mit über der Brust verschränkten Händen bestattete, wie es Sitte war.
    Auch all die anderen Leichen verharrten in der Körperhaltung, in der der Tod sie gefunden hatte. Die Elfen hattennur zwanzig Gefallene vom Schlachtfeld mitgebracht. Die Übrigen waren den Trollen zum Fraß geblieben, dachte der Prinz bitter.
    Elodrin hatte die Trolle glauben lassen, dass er mit seiner ganzen Streitmacht zurückgekehrt sei. So hatten sie zwei Tage gewonnen. In Wirklichkeit war der Fürst von Alvemer aber mit weniger als hundert Kriegern gekommen. Dafür hatte er allerdings ein Geschenk mitgebracht, dessen Wert

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