Elfenlicht
schwimmenden Koloss und der Steilwand war eine Lücke von mehr als zwanzig Schritt. Der Eisberg hatte leichte Drift in Richtung der Felsen. Das hinterste der Trollschiffe lag auf der anderen Seite des Eisbergs. Der Fjord war an dieser Stelle recht eng. Backbord konnte Fenryl Riffe im Wasser entdecken. Diese letzte Galeasse hatte beste Aussichten, ihnen den Weg zu verlegen. Wenn der Kapitän geschickt manövrierte, würde es ihm vielleicht sogar gelingen, eine der Elfengaleeren zu rammen. Auf jeden Fall würden sie etliche Steinsalven auf kurze Distanz abbekommen.
Der Graf entschied sich für das Risiko. »Bringt die Ersatzruder an Deck!«
Das Menschenmädchen erwachte aus seiner Lethargie und versuchte, sich nützlich zu machen. Sie half den Seeleuten, die Ruder aus dem Stauraum zu heben. Es waren zehn. Anschließend ging sie zum Bug, hob den Schild eines Verwundeten und schirmte einen der Bogenschützen ab.
Die Galeere flog nur so über das dunkle Wasser. Ihr Schwesterschiff folgte ihnen in der Kiellinie. Bei einem Blick über die Schulter sah Fenryl, wie die Trolle die Meerwanderer enterten. Sie stießen auf keinen Widerstand. Offensichtlich hatte Nardinel den Kriegern verboten, sich zu verteidigen. Hoffentlich fanden sie in den Trollen gnädige Sieger. Zumindest konnten die Krieger auf den Schiffen noch nicht wissen, was in der Bucht an der Nachtzinne geschehen war.
»Bogenschützen zurück vom Bug!«, rief Fenryl. »Nehmt die Ruder. Und dann haltet das Eis fern vom Bug.«
Steinbrocken prasselten auf Deck. Das zweite und dritte Trollschiff hatten sie inzwischen hinter sich gelassen. Doch die vierte Galeasse war ihnen bedenklich nahe gekommen. Sie nutzten inzwischen schon deutlich größere Steine als Geschosse. Allerdings schienen sie schlechter zu treffen.
Eis schrammte unter ihrem Rumpf entlang. Die Männer am Bug versuchten mit den langen Rudern die dicksten Brocken von der Galeere fortzuschieben.
Schreie erklangen auf dem Ruderdeck. »Backbordruder drei, acht und sechzehn ausgefallen!«, rief jemand zu Fenryl hoch.
Der Graf verdrehte den Kopf, aber von seiner Position an der Ruderpinne konnte er nicht sehen, was backbord geschah. Allerdings ahnte er, was die Trolle vorhatten. Sie zielten keineswegs schlechter als zuvor. Sie hatten lediglich ein anderes Ziel.
Die Ruder! Mit jedem Treffer machten sie die Galeere langsamer.
Fenryl sah, wie auch steuerbord die Ruder drei, acht und sechzehn eingeholt wurden, damit sich die Kräfte nicht ungleich verteilten und die Galeere zu den Klippen hin abdriftete.
»Fünf Faden!« rief der Lotse.
Unruhig sah Fenryl zu den Felsen. Er musste dichter heran, wenn er den Trollen entkommen wollte. Aber wenn sie drei Faden unterschritten, liefen sie Gefahr, auf Grund zu laufen. Durch das viele Eis wurde es sogar noch riskanter, sich den Klippen zu nähern. Ein falsches Manöver, und sie waren zwischen Felsen und treibenden Eisbrocken eingeklemmt.
Ein kleinerer Stein traf dicht neben dem Grafen die Reling und riss ein Stück aus dem Holz. Schleuderer waren in die Masten der Galeassen gestiegen. Das hatte gerade noch gefehlt!
An Deck lagen die ersten Toten.
Das vierte Schiff war mörderisch nah. Wieder zielte eine Salve Steine auf ihre Ruder. Der Graf hörte Holz splittern und die Schmerzensschreie der Männer, denen die langen Ruderstangen gegen die Leiber hieben.
»Ruder vier und einundzwanzig ausgefallen!«, kam die Meldung vom Ruderdeck.
Plötzlich stand der Baumeister der Menschen neben ihm. Er hielt Fenryl einen Helm hin. »Setz den auf. Sie werden versuchen, dich zu töten. Wenn der Mann am Steuer ausfällt, dann sind wir alle verloren.« Gundaher hatte sich so gestellt, dass er Fenryl mit seinem breiten Rücken abschirmte.
Wie um die Worte des Menschen zu bestätigen, zupfte ein Stein an seinem Umhang. Hastig setzte sich der Graf den Helm auf. »Bogenschützen! Holt mir die Schleuderer von den Masten.«
»Drei Faden!«
Fenryls Hände krampften sich um das Seitenruder. Ein Ruck lief durch den Schiffsrumpf. Etwas knirschte wie Krallenhände über das Holz. »Holt die Ruder ein!«, befahl er. Die Gasse zwischen dem großen Eisberg und den Klippen war nicht mehr weit entfernt. Mit etwas Glück hatten sie genug Fahrt, um hindurchzukommen. Zur Not konnten sie an der Wand des Eisbergs entlangstaken.
Wieder lief ein Zittern durch den Schiffrumpf. Ein Bogenschütze wurde umgerissen. Eines seiner Augen hatte sich in einen blutigen Krater verwandelt.
Noch zehn
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