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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schnell fließender, tiefer Bach, der selbst jetzt nicht zugefrorenen war. Ein halbes dutzend Quellen ergossen sich in den See; deren Wasser wurde nun weiter angestaut.
    Ulric ging vorne, als sich die Kolonne der Überlebenden wieder in Bewegung setzte. Schnaufend bahnte er den Nachfolgenden einen Weg durch den tiefen Schnee. Immer einen Schritt vor den anderen ... Bloß an nichts anderes denken! Schritt um Schritt um Schritt ... Ihr Ziel war zunächst die halb vollendete Passfestung. Von dort konnten sie einen ausgeruhten Boten nach Firnstayn schicken. Bis zu der Festung waren es noch vier oder fünf Tagesmärsche, wenn das Wetter sich hielt. Sollte aber ein Sturm aufziehen, dann waren sie alle verloren. Sie hatten kaum Vorräte. So würden selbst jene, die von den Amuletten vor der Kälte geschützt wurden, zuletzt vor Hunger und Erschöpfung sterben.
    Denk so etwas nicht, ermahnte sich Ulric. Wir können es schaffen, wenn Firn uns wohlgesonnen ist und wenn Elodrin und seine Krieger die Trolle hinhalten.
    Ein majestätisches Knirschen und Knacken lenkte ihn ab. Ulric blieb stehen, um den Hang hinabzublicken.
    Risse breiteten sich über das Eis des Sees aus. Das angestaute Wasser drückte die Eisdecke empor. Das Eis zerbarst. Ein klagender Laut, fast wie Wolfsgeheul, hallte durch das Tal.
    Vom Ende der Schlange kämpfte sich Halgard zu ihm vor. »Wo ist Blut?«, fragte sie aufgebracht.
    Ulric sah sie erschrocken an. »Ich dachte, er wäre bei dir!« »Ich ...« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie griff nach seiner Hand. »Als wir aufgebrochen sind, war er noch bei mir. Er tänzelte um mich herum wie ein Welpe. Und er hat mir seine Schnauze in die Hand gestoßen. Wie ... wie zum Abschied.«
    Eine hinkende schwarze Gestalt erschien zwischen den Bäumen der Insel und schleppte sich zum Eingang der Höhle. Dort ließ sie sich auf die Hinterbeine nieder und reckte die Schnauze dem Himmel entgegen. Ein langer, klagender Laut entwand sich Bluts Kehle.
    Es war unmöglich, jetzt, da das Eis aufgebrochen war, Blut zurückzuholen. Das Wasser würde steigen, bis es das Grab und die kleine Insel verschlungen hatte. Niemals würden die Trolle den Leichnam des Königs finden.
    »Er singt meinem Vater ein Totenlied.«
    »Und auch uns«, flüsterte Halgard.
    Er drückte ihre Hand. Dann gingen sie weiter. Bluts Heulen folgte ihnen noch bis zur Dämmerung. Dann brach es ab.

EINE NEUE WELT

    Welch eine Wunderwelt! Obwohl sie nun schon drei Tage lang in Albenmark war und inmitten eines Flüchtlingszugs steckte, wurde Kadlin nicht satt sich umzusehen. Alles hier war intensiver. Die Farben, der Duft der ersten Blüten, der Geschmack des Essens, der Klang der Musik. Selbst wenn sie etwas berührte, hatte sie das Gefühl, dass sie stärker empfand.
    Auch Gundaher war von der neuen Welt hingerissen. Er erholte sich schnell von der Wunde in seinem Rücken. Eine Heilerin der Elfen hatte ihn behandelt; hinterher hatte er verwirrt erzählt, es habe sich angefühlt, als sei sie in ihm gewesen und habe den Schmerz an seiner Stelle getragen.
    Sieben Tage waren seit der Flucht aus dem Fjord vergangen. Kadlin hatte für sich beschlossen, die Erinnerung an die brennenden Schiffe aus ihrem Gedächtnis zu streichen. Elodrin war anders gewesen als die meisten Elfen. Düsterer. Allein die Götter mochten wissen, was ihn zu dieser Bluttat bewogen hatte.
    Wohin man auch blickte, Albenmark war durchtränkt von Schönheit. Doch der Weg durch die Finsternis war schrecklich gewesen. Am vierten Tag ihrer Flucht hatte Fenryl sein Schiff durch ein Tor aus Licht gebracht, das plötzlich inmitten der See erschienen war. Dahinter hatte sich eine Dunkelheit aufgetan, verglichen mit der Kadlin selbst eine bewölkte Neumondnacht wie ein lichter Frühlingsmorgen erschien. Diese Finsternis war auf schreckliche Art lebendig gewesen. Lauernd hatte sie entlang des Pfades aus Licht gekauert. Noch eine Erinnerung, die sie vergessen wollte.
    Sie musste mit allem brechen, was dunkel und traurig in ihr war. Ihre Flucht hatte sie auf einen weiten See gebracht und schließlich in eine weiße Stadt. Alle Häuser dort waren weiß und aus Stein errichtet. Es gab keine offenen Jauchegruben, stattdessen waren selbst die Straßen aus Stein, und wohin sie ihre Abfälle leiteten, war Kadlin schleierhaft. Firnstayn, die größte Siedlung, die sie je gesehen hatte, nahm sich neben dieser Stadt wie ein schmutziges kleines Dorf aus. Alles hier war groß! Manche Häuser waren von Säulen

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