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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wer den Helden der Goldenen Halle einen Tag und eine Nacht Gesellschaft geleistet hat, den lädt Luth ein, für immer zu bleiben. Und dem Schicksalsweber widerspricht man nicht, es sei denn, man ist Ulric Alfadasson – doch das ist eine andere Geschichte. Zu ihrem Glück aber hatte Kadlin noch einen Freund ...«
    DEM VOLKE AUFS MAUL GESCHAUT – GESCHICHTEN DER EINÖDBAUERN IM NÖRDLICHEN FJORDLAND, GESAMMELT UND NIEDERGESCHRIEBEN VON SVEIN EIRIKSON, S. 72

INS HERZ DER FINSTERNIS

    Man konnte Elfen nicht trauen! Niemals! Wenn Skanga eines in ihrem Leben gelernt hatte, dann das. Es war kein Zufall, dass Emerelle sich unterwarf, und ganz gewiss nicht die große Liebe, die sie heuchelte. Sie hatte gewusst, dass die Yingiz kommen würden. Und sie hatte auch gewusst, dass sie mit den Geschöpfen der Finsternis allein nicht fertig würde, wenn sie in Massen kamen.
    »Der Wald sieht zum Fürchten aus«, flüsterte Birga ihr ins Ohr. »Das Gras ist welk wie in einem heißen Sommer. Von allen Bäumen ist die Rinde geschält. Bleich wie Knochen ragen sie in den Himmel.«
    Das reicht, knurrte die Schamanin. Sie wollte nicht wissen, wovor Birga sich fürchtete. »Pass auf, dass ich über keinen Ast falle, und sonst halt dein Maul!« Der Wald sieht zum Fürchten aus. Lächerlich! Wenn Birga sehen könnte, was sie sah, dann wüsste sie, was Furcht ist. Die Aura Alathaias zum Beispiel. Nie zuvor hatte Skanga so etwas gesehen.
    Oder die Aura von diesem Elfenritter Ollowain. Als sie ihn am Mittag zum ersten Mal sah, schien er nur einen daumengroßen Kopf zu haben. Jetzt war ihm ein neuer gewachsen.
    Oder die zerstörerischen Kraftlinien, die die Yingiz erschufen. Wie die Tentakel eines riesigen Kraken griffen sie von der Burg aus in den Himmel. Und wo sie hinab auf das Land reichten, da rissen sie jegliches Leben fort. Der tote Wald war nicht unheimlich. Ihn hatten die Yingiz abgeweidet.
    Skanga blickte zum Himmel hinauf. Die anderen schienen nicht sehen zu können, was dort geschah. Vielleicht war es auch besser so. Die beiden Heere hatten den Befehl erhalten, sich einen Tagesmarsch weit zurückzuziehen.
    Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn die Tentakel unter die Krieger griffen.
    »Wir haben den Weg hinauf zur Burg erreicht«, flüsterte Birga.
    Skanga verzichtete darauf, die jüngere Schamanin zurechtzuweisen. Sie brauchte all ihre Kraft, um den magischen Kokon aufrechtzuerhalten. Er schützte die kleine Gruppe: Emerelle, Alathaia, das Menschenkind, den Elfenritter mit seinem neuen Kopf und die geschwätzige Birga.
    Was wohl geschehen würde, wenn einer der Tentakel auf den Kokon traf? Nein, besser erst gar nicht an so etwas denken! Im Nichts hatte der Zauber sie und Branbart gut geschützt. Allerdings hatten die Yingiz im Nichts ihre Kräfte auch nicht vereint, so wie sie es jetzt taten.
    Alathaia hatte vorhin von einem zerbrochenen Albenstein gesprochen. Ein dritter Stein, den könnten sie jetzt gut gebrauchen! Wenn das alles hier vorüber war, dann würde sie sich diese Elfenschlampe vornehmen.
    Skangas Blick verweilte auf der Aura der Hexenfürstin. Nein, vielleicht war es klüger, freundlich zu ihr zu sein. In ihr schlummerte eine eigentümliche Finsternis. Es wäre besser, sie nicht zu reizen. Auch ohne einen Albenstein hatte sie große Macht.
    Jetzt waren die Yingiz überall. In Scharen kauerten die Schatten um sie herum. Kalt war es in Emerelles Schloss. Und der magische Glanz war wie alter Putz von den Mauern gefallen. Egal! Solchen Schnickschnack brauchten sie nicht. Wahrscheinlich würde sich Gilmarak ohnehin einen anderen Ort als Herrschersitz aussuchen. Sie würde ihm dringend dazu raten. Zum Glück tat der Junge meistens, was sie ihm empfahl. Emerelles Heerscharen schienen sich dem Ausgang des Duells zu fügen. Das war das einzig Gute an der Ankunft der Yingiz.
    Sie hatten allen solche Angst eingejagt, dass niemand mehr daran dachte, sich zu beschweren, dass es keinen Kampf gegeben hatte. Emerelle hatte ihre Krone zuletzt einfach verschenkt. Dass sie es wegen diesem Elfenkrieger getan hatte, mochte Skanga einfach nicht glauben. Da steckte bestimmt noch mehr dahinter!
    Etwas tastete nach dem Kokon. Fest umklammerte Skanga ihren Albenstein. Die fremde Macht zog sich wieder zurück. Die Tentakel, die Skanga gesehen hatte, griffen weit aus der Burg hinaus. Eigentlich sollten sie hier sicherer sein als draußen. Das Land versprach den Yingiz viel fettere Beute. Was waren eine Hand voll Weiber und ein Mann

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