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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Bewegungen des Kriegers erschienen ihr seltsam vertraut. Der Kämpfer war ganz in Weiß gekleidet. Nervös trommelten ihre Finger auf den Schwertknauf. Wer war das? Er trug eine weiße Maske und dazu eine eng anliegende Mütze mit Pferdeohren. Wie geschmacklos! Wollte der Kerl sie verhöhnen?
    So wie sie trug auch er einen Leinenpanzer. Auf Arm-oder Beinschienen und einen Schild hatte er verzichtet. In der Rechten hielt er ein blankes Schwert. Sein Wuchs, die katzenhafte Art, mit der er sich bewegte, in all dem glich er Ollowain! Wer war dieser Krieger?
    Emerelle kniete nieder und streifte ihre Sandalen ab. Die Shalyn Falah, die weiße Brücke, war ein tückischer Ort für einen Zweikampf. Es gab kein Geländer, und der Brückenweg war leicht gewölbt. Von den Wänden der Klippen stürzte Wasser in die Tiefe. Ganz gleich wie der Wind drehte, fast immer wurde Sprühwasser zur Brücke getragen und ließ den polierten weißen Stein glatt und rutschig werden. Es war klüger, hier barfuß zu kämpfen.
    Dumpfer Trommelschlag erklang auf der Seite der Trolle, als ihr Krieger die Shalyn Falah betrat. Auch er war barfuß! Ohne zu zögern, kam er auf sie zu. Mit der Linken nestelte er an seiner Maske. Als er die Mitte der Brücke erreichte, nahm er sie ab und warf sie mit lässiger Geste in den Abgrund.
    Ollowain!
    Emerelle traute ihren Augen nicht! Wieder griff sie sich an ihr Herz. Wie konnte es sein, dass er vor ihr stand und sie ihn nicht fühlte?
    Er hob das Schwert zum Fechtergruß.
    »Ollowain?« Er reagierte nicht auf seinen Namen! Was hatte Skanga ihm angetan?
    »Los! Kämpfen.« Seine Stimme war verändert.
    »Wer bist du?«
    »Klaves. Diener in Elijas Herde. Ich trage den Dung der Echsen. Und Trolltrottel totmachen kann ich auch ...« Er wirkte plötzlich erschrocken. »Das darf ich eigentlich nicht sagen, Weißmädchen.«
    Emerelle starrte ihn einfach nur an. Wie redete er? Was war mit ihm geschehen? »Komm, Weißmädchen!« Er deutete mit dem Schwert auf ihre Brust.
    »Du willst mich töten? Warum? Du warst mein Schwertmeister. Erinnerst du dich denn nicht?«
    Klaves runzelte die Stirn. »Ich bin Elijas Diener. Und wenn ich dich totmache, werde ich vom Diener zum Krieger. Krieger müssen keinen Echsendung mehr schleppen.« Er hatte sogar noch sein altes Schwert, bemerkte Emerelle. Sie legte ihre Hand auf den Schwertgriff. Sie konnte es nicht ...
    »Du würdest mich töten, Klaves?«
    »Elija hat gesagt, ich soll mit dir kämpfen. Ich bin ein guter Diener. Ich tue immer, was Elija mir sagt.«
    »Und wenn ich nicht mit dir kämpfen möchte?« Er sah sie erschrocken an. »Das geht nicht. Elija hat gesagt, ich muss kämpfen. Nimm jetzt dein Schwert in die Hand. Das brauchst du zum Kämpfen!« Der Wind wehte ihr Gischt ins Gesicht und verbarg so ihre Tränen. Was hatten sie mit ihm gemacht? Er war nicht mehr Ollowain. Aber er hatte immer noch das Gesicht des Mannes, den sie liebte. Ihre Finger tasteten nach dem Albenstein unter ihrer Leinenrüstung. »Darf ich dich mit einem Stein an deiner Stirn berühren?«
    Er trat einen Schritt zurück. »Nein! Wir kämpfen jetzt, Weißmädchen!« Emerelle kniete nieder. Sie hatte in ihrem Leben manches getan, das ihr schlaflose Nächte bereitet hatte. Sie hatte Unrecht geduldet, zum Wohle Albenmarks. All dies war vergebens gewesen, wenn sie nun kampflos aufgab. All die Toten der letzten Monde waren für nichts gestorben. Doch sie konnte nicht.
    Sie zog ihr Schwert und legte es ihm zu Füßen. Sie wusste nicht, was geschehen war. Doch zumindest ihr Herz hatte sie nicht getäuscht. Der Ollowain, den sie gekannt hatte, war tot. Aber sie würde ihn wieder zurückholen! Sie würde alle seine Leben wieder zurückholen! »Du hast mich besiegt«, sagte sie leise.
    Der Krieger sah sie verwirrt an. »Das geht so nicht. Erst muss man kämpfen. Dann siegt man.« »Stell deinen Fuß auf mein Schwert und strecke deine Waffe dem Himmel entgegen.« Er gehorchte sofort. Sie hatten ihn durch und durch zu einem Diener gemacht.
    Auf Seiten der Trolle brach wildes Jubelgeschrei los. Ihr junger König und Skanga kamen den Serpentinenweg hinab. Orgrim, Ganda und andere, die Emerelle nicht kannte, folgten ihnen.
    Sie wagte es nicht zurückzublicken. Sie konnte nicht in die Augen all derer sehen, die sie verraten hatte. Aber ganz gleich, wie schlecht die Trolle auch herrschen mochten, es wäre Frieden. Das Massaker war abgewandt.
    »Darf ich mit meinem Stein deine Stirn berühren?« Sie hatte alles

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