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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Wenn man sich allein schon die hohe Mauer ansah, die den Hafen von der eigentlichen Stadt abriegelte ... Breite Schmutzstreifen zogen sich über den hellen Stein, und in den Fugen wucherte Unkraut, ja, an manchen Stellen klammerten sich sogar junge Bäume in das Gestein. Die Wurzeln würden das Mauerwerk schwächen, und all der Schmutz beleidigte das Auge, aber das schien niemanden hier zu stören.
    Ganz deutlich sah er die funkelnden Helme von Wachen, die auf dem Wehrgang patrouillierten. Männer genug waren also vorhanden, um die Festungsanlagen in besserem Zustand zu halten.
    Ollowain ertappte sich dabei, wie er die Schusswinkel der Bastionen abschätzte, die sich drohend über dem Hafen erhoben, und wie er in Gedanken einen Angriff auf Iskendria plante. Nach dem Gemetzel um Phylangan hatte er sich geschworen, nie wieder ein Kommando zu führen. Aber alte Gewohnheiten warf man nicht einfach ab wie einen staubbedeckten Umhang.
    Erstaunlich, wie viele Schiffe im Hafen lagen. Es waren fast alles Galeeren, und sie hatten haarsträubende Baufehler. Was immer man von den Menschen halten mochte, eine Tugend besaßen sie zweifellos: Sie waren mutig bis zur Unvernunft. Sich in diesen besseren Eimern hinaus auf die hohe See zu wagen, erforderte schon einigen Schneid. Deshalb war der Schwertmeister auch entsetzt gewesen, als Ganda und Emerelle beschlossen hatten, das letzte Stück des Weges nach Iskendria an Bord eines Schiffes zurückzulegen. Allein die Tatsache, dass Ganda wirklich nach Ablauf einer Stunde mit einem Lederbeutel voller Reisegepäck im Thronsaal erschienen war, hatte Ollowains Weltbild einen derben Stoß versetzt. Er hätte jeden Eid darauf geschworen, die Lutin nach der Begegnung auf der Terrasse niemals wieder zu sehen.
    Aber sie war nicht nur zurückgekehrt, sie hatte sogar einen Reiseplan gemacht. Ganda war der Meinung, dass die Yingiz, die nach Albenmark gelangt waren, keinen Weg zurück in die Dunkelheit des Nichts kannten. Sie waren in der Finsternis eingesperrt, und die wenigen, die entkommen waren, waren nun ausgesperrt. Aus eigener Kraft konnten sie die Schutzzauber der Alben angeblich nicht durchdringen. Infolgedessen war es gleichgültig, ob sie bei ihrem Gespräch auf der Terrasse belauscht worden waren. Die Yingiz konnten ihr Wissen nicht weitergeben.
    Ollowain hielt das alles für hoch spekulativ. Seiner Ansicht nach gab es zu wenig Gewissheit, aber Emerelle war überzeugt gewesen.
    Die Lutin war der Meinung, dass man sich Iskendria auf den Albenpfaden nicht direkt nähern sollte, denn auf dem Weg durch das Nichts wurden sie mit Gewissheit beobachtet. Man musste nicht sehr klug sein, um darauf zu kommen, welches Ziel Reisende verfolgen mochten, die aus Emerelles Thronsaal durch das Netz der Albenpfade nach Iskendria gingen. Deshalb wollte Ganda ihre Spur verwischen. Ihr Vorschlag war es gewesen, zunächst an einen Ort in der Menschenwelt zu reisen, von dort ein kurzes Stück Wegs durch die Welt der Menschen zu nehmen und dann durch einen Albenstern in Iskendria in die Bibliothek zu gelangen. Emerelle hatte zugestimmt. Niemand hatte Ollowain gesagt, dass sie auf einer verdammten Insel herauskommen würden. Dort hatten sie keine andere Wahl gehabt, als sich diesem Bretterhaufen anzuvertrauen, den die Menschen in ihrer Vermessenheit ein Schiff nannten. Dass die Galeere auf hoher See nicht gekentert war, war seiner Meinung nach einfach nur Glück. Die Spanten waren in zu weiten Abständen gesetzt, und der Rumpf war viel zu bauchig. Bei einem Sturm bestand Gefahr, dass das Schiff einfach auseinander brach, und wenn sich die Galeere einmal quer in schwere Dünung legte, dann würde sie schneller kentern, als man über Bord springen konnte.
    Jämmerliches Maunzen riss Ollowain aus seinen Gedanken. Auf eine Planke genagelt trieb noch eine Katze vorbei. Dieses Barbarenpack! Nicht weit entfernt lag ein großes Floß. Priester in schneeweißen Wickelröcken sangen ein feierlich monotones Lied und wiegten dabei ihre nackten Oberkörper. Sie alle hatten sich die Schädel kahl geschoren. Selbst ihre Augenbrauen waren abrasiert. Die Augen waren mit einer dicken blauen Paste umrandet, was die Männer bedrohlich wirken ließ.
    Rings um das Floß lagen dutzende kleiner Boote, in denen sich ärmlich gekleidete Gestalten drängten. Fischer, vermutete Ollowain. Gebannt verfolgten sie das seltsame Schauspiel. Blaugraue Weihrauchschwaden zogen über das schmutzige Hafenwasser und erstickten den erbärmlichen

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