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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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fallen. Er hätte sie erwürgen können ... Das alles hätte sie ihm auch früher sagen können. Und diese Art, von der Königin zu sprechen ...
    Das alles hier würde nur ein paar Tage dauern, ermahnte sich der Schwertmeister in Gedanken. Er musste sich zusammenreißen, er zählte nichts. Es ging allein darum, den Auftrag der Königin zu erledigen. Sie würden in der Bibliothek nach dem Wissen der Alben forschen und zurückkehren. So schwer konnte das ja nicht sein. Die Bibliothekare würden ja wohl wissen, was in ihren Büchern stand!
    »Mache ich noch weitere Fehler?«, fragte Ollowain betont gleichmütig.
    »In Bezug auf deine Kleidung oder eher allgemein?«
    »In Bezug auf unsere Mission. Alles Weitere geht dich nichts an.«
    »Glaubst du etwa, ich würde darüber hinaus etwas mit dir zu tun haben wollen?«
    Bleib ruhig, ermahnte er sich erneut. »Schön, dass wir uns wenigstens in einem Punkt einig sind. Also, mache ich, was meine Verkleidung angeht, einen weiteren Fehler?«
    Ganda leckte sich herausfordernd mit der Zunge über die Nasenspitze. »Nein. Die Verkleidung sitzt. Und was viel wichtiger ist, der Mann darin erfüllt genau die Erwartungen, die man hier an einen Wüstenkrieger hat. Steif, stolz und stumm. Alles vollkommen.«
    Ollowain wandte sich ab und beobachtete, wie die Galeere an einem langen, steinernen Kai anlegte. Die Ruder wurden eingezogen. Das schwere Schiff rieb sich knirschend an dicken Taurollen, die verhindern sollten, dass der Rumpf Schaden nahm. Eine Laufplanke wurde an Bord geschoben. Auf dem Kai drängten sich Händler, die dem Kapitän etwas zuriefen und offenbar gleich an Ort und Stelle mit dem Ankauf der Ladung beginnen wollten.
    »Erwartet man von uns, dass wir uns in irgendeiner Form verabschieden?«, fragte Ollowain, ohne zu Ganda hinabzublicken.
    »Das habe ich eben schon erledigt. Wir können gehen, Vater.« Der Schwertmeister griff nach ihrer Hand und eilte den steilen Laufsteg hinauf. Ganda konnte kaum mit ihm Schritt halten und beklagte sich lauthals. Wie hatte sie ihn genannt? Steif, stolz und stumm. Solche Väter gaben nicht viel um die Klagen ihrer Töchter.
    Das Gedränge bremste den Schwertmeister schon nach wenigen Schritten. Der Hafen war schlecht geplant. Hier trieben sich viel mehr Menschen herum, als seine Erbauer erwartet hatten. Sie schoben sich an ihnen vorbei und knufften sie mit den Ellenbogen, um Platz zu bekommen. Der Gestank der ungewaschenen Leiber raubte Ollowain den Atem. Längst wünschte er, er hätte sein parfümiertes Tuch nicht ins Hafenbecken geworfen. Rasch legte er die Linke auf seine Geldbörse. Sicher trieben sich hier auch Diebe herum. Der Ort war wie geschaffen für sie.
    Eine Kolonne halb nackter Männer kreuzte ihren Weg, die auf breiten Schultern Säcke trugen. Sie hatten hölzerne Beißringe zwischen den Zähnen, um vor Anstrengung nicht so fest die Zähne aufeinander zu beißen, dass sie brachen.
    Traniger Gestank wehte von einer Braterei herüber, wo kleine Fleischfetzen auf Holzspießen schmorten. Ein Schreihals pries die Schönheit eines schneeweißen Wasserbüffels an. In Käfigen auf einer niedrigen Tribüne konnte man noch weitere Tiere sehen. Einen Affen, mehrere Tauben, sogar eine weiße Schlange gab es dort, außerdem reichlich Hunde und Katzen.
    »Der Kerl hat aber tüchtig mit Kreidestaub nachgeholfen«, rief Ganda belustigt. »Vielleicht sollte ich mir so ein Opfertier kaufen und einen der Stadtgötter darum bitten, dass du mir nicht den Arm ausreißt, wenn du es das nächste Mal wieder eilig hast.«
    »Vielleicht sollte ich ihn fragen, ob er kleine blasshäutige Mädchen kauft?«, entgegnete Ollowain entnervt.
    Ganda sah ihn eindringlich an. Dann entwand sie ihre Hand seinem Griff. Warum war sie plötzlich so empfindlich? Wer so austeilte wie sie, der sollte auch etwas einstecken können. Er hielt sich dicht bei ihr, damit sie im Gedränge nicht verloren ging. Sie wechselten kein Wort mehr miteinander.
    Der Schwertmeister führte sie in Richtung des Hafentors, ein enges Nadelöhr, durch das alle Besucher und Waren in die Stadt gelangten. Plötzlich bemerkte er einen Trupp Soldaten.
    Vor ihnen teilte sich das Geschiebe. Die Krieger trugen kurze Panzerhemden aus silbernen Schuppen und Röcke aus dicken Leinenstreifen. Ihre großen, runden Schilde waren weiß und zeigten in Blau das Wappen eines springenden Delfins. Auf den wuchtigen Bronzehelmen wippten weiße Rosshaarkämme. Eine eindrucksvolle Truppe für die Verhältnisse

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