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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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dann ein Dutzend. Binnen weniger Herzschläge hallte die Eisebene wider vom Dröhnen der schweren Schilde. Sein Heer entrichtete Branbart einen letzten Gruß.
    Vielleicht war Branbarts Seele jetzt ganz nahe. Irgendwo musste sie ja sein, dachte Skanga, und sie hoffte, dass ihr König diesen Abschied miterlebte. Aber auf diese Hoffnung allein hätte sie nicht bauen können. Sein Volk brauchte etwas Sichtbares.
    Höher und höher stieg die magische Kugel, und dann ließ Skanga den Zauber in einem gleißenden Leuchten vergehen, das einen Lidschlag lang von Horizont zu Horizont reichte. Das Lärmen verstummte. Alle starrten in den eisigen Winterhimmel.
    Die Schamanin spürte die Hitze des Albensteins durch ihr Flickengewand. Der Zauber hatte sie die letzten Kräfte gekostet. Bei jedem Atemzug spürte sie die gebrochenen Rippen, und das Handgelenk, das Branbart ihr verdreht hatte, brannte immer noch vor Schmerz. Mit zitternden Händen klammerte sie sich an ihren Stab. Birga war bei ihr, bevor sie etwas sagen konnte. Behutsam half ihr die junge Schamanin auf die Beine. Sie stützte Skanga, als ihre Meisterin den vereisten Hügel hinabstieg.
    Skanga ärgerte sich darüber, so schwach zu sein. Sie musste schlafen. Ihre blinden Augen blickten zum weiten Himmel empor. »War es gut?«, fragte sie leise. Sie konnte nur die Farben der Magie sehen. Wie der Zauber für ein gewöhnliches Auge aussah, vermochte sie nicht einmal zu ahnen.
    Wieder erklang das Schildschlagen auf der Ebene. »Du hast den Namen Branbarts so unsterblich wie seine Seele gemacht«, sagte Birga feierlich.
    Skanga dachte an das Nichts. An die lockenden Stimmen der Yingiz und das tausendfache Sterben. Unsterblich waren sie nicht, die Seelen. Sie blickte zum Himmel hinauf. Vielleicht würde Branbart ihr verzeihen.
    Skangas Kniegelenke schmerzten, als habe man glühende Kohlen hinter ihre Kniescheiben gelegt. Welch einen rührseligen Unfug sie gerade gedacht hatte! Sie hatte es nicht nötig, dass Branbart ihr verzieh. Wenn seine Seele wiedergeboren wurde, wäre alle Erinnerung an sein vergangenes Leben ausgelöscht. Sie konnte dann von neuem damit beginnen, den König zu formen, wie sie es schon so oft getan hatte.

EUTERLÄUSE UND BÜCHERSCHLAG

    Ollowain schob die Lutin zur Seite. Deshalb also hatte Emerelle darauf bestanden, dass ein Schwertkämpfer mit in die Bibliothek kam! Ein riesiger gehörnter Schatten hatte sich schnaufend zwischen den Schreibpulten erhoben. Ein Minotaur! Ein Fleisch fressendes Ungeheuer, größer, stärker und vor allem unberechenbarer, als es selbst die Trolle waren.
    Die Bestie machte einen Schritt voran. Die Bewegung wurde von einem merkwürdigen, hölzernen Klacken begleitet.
    Ollowain blinzelte. Der Minotaur schien sich auf einen wuchtigen Kampfstab zu stützen.
    »Liuvar!«, rief Ganda. Es war das elfische Wort für Frieden. Welch eine kindische Idee, solch eine Bestie mit der Bitte um Frieden aufhalten zu wollen!
    Der Kentaur hob etwas, das um seinen Hals hing. Durchdringender Glockenklang ertönte.
    »Ganz hervorragend, Ganda. Jetzt hast du ihn auch noch auf die Idee gebracht, Verstärkung zu rufen. Als ob ein Minotaurnoch nicht genug Ärger wäre!« Vorsichtig näherte Ollowain sich der Bestie. Er hatte entschieden, dass es günstiger war, zwischen den Stehpulten zu kämpfen. Ihn würden sie weniger behindern als dieses Monstrum, das fast doppelt so groß war wie er.
    »Es hieß immer, man müsse die Wächter der Bibliothek um Frieden bitten«, flüsterte die Lutin kleinlaut.
    Der Minotaur schnupperte. »Habt ihr Würmer?«, fragte er schwerfällig.
    Ollowain hielt inne. Es war ein Ritual, sich vor einem Zweikampf gegenseitig Beleidigungen an den Kopf zu werfen. Trolle und andere Barbaren begannen gewöhnlich damit, unsägliche Dinge über die Mutter ihres Gegners und dessen Abstammung zu behaupten. Aber die Frage, ob man Würmer habe, war etwas ganz Neues. Der Schwertmeister überlegte kurz. Er sollte ähnlich primitiv und derb antworten. »Hast du Euterläuse?«
    »Nein.« Der Minotaur sprach langsam, als wolle er jedes Wort erst wiederkäuen, bevor er es über die Lippen ließ. »Natürlich nicht. Ich bin ein Stier.«
    Mit einem weiten Satz sprang Ollowain auf eines der Stehpulte. Der schmale Tisch war massiv und schwer; er bewegte sich nicht, als der Elf darauf landete. Der Schwertmeister beobachtete seinen Gegner misstrauisch. Entweder war der Minotaur sehr dämlich oder ein sehr selbstbewusster Kämpfer. Er blickte in

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