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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Büchern und Berichten über dich. Meister Gengalos wird sich freuen, einen so bedeutenden Gast willkommen zu heißen. Er ist der Hüter des Wissens in diesem Bereich der Bibliothek.«
    Kleos schob geräuschvoll einige Tischpulte zur Seite. »Wo ist das Mädchen?«, rief er ärgerlich. »Sie wird doch keine Würmer verstecken!« Ganda trat hinter einem der Pulte hervor und hielt sich dicht an Ollowains Seite.
    »Ich habe keine Würmer«, sagte sie freundlich. »Du musst dir meinetwegen keine Sorgen machen.« Ollowain wunderte sich darüber, dass sie nichts unternahm, um den hünenhaften Wächter zu verspotten. Offensichtlich hatte sie beschlossen, in der Bibliothek etwas diplomatischer als sonst vorzugehen, dachte der Elf erleichtert.
    Ganda trug zwar noch das perlenbesetzte weiße Kleid, doch hatte sie wieder ihre eigentliche Gestalt angenommen. Ihr Fuchskopf kam Ollowain jetzt sehr befremdlich vor. Er hatte sich an das Gesicht des kleinen Mädchens gewöhnt.
    »Das ist ja eine Lutin!«, rief Chiron zutiefst erschüttert. »Du hast eine Lutin hierher gebracht! Wie konntest du nur!«
    »Das ist ja ein Kentaur«, äffte Ganda seinen Tonfall nach. »Und im Übrigen war ich es, die Ollowain hierher gebracht hat. Nur um die Tatsachen klarzustellen.« Sie leckte sich mit ihrer kleinen rosa Zunge über die Nasenspitze und bedachte den Pferdemann mit einem spöttischen Blick. »Ich bin neugierig herauszufinden, wer von uns der Bibliothek hier größeren Schaden zufügt. Eine Lutin, der ein Elf auf die Finger schaut, damit sie keine Bücher klaut, oder ein Kentaur, der große Haufen in den Gängen hinterlässt, weil sein Volk zu dämlich ist, sich auf einem Donnerbalken niederzulassen.«
    Bei der Vorstellung von einem Kentauren auf einem Donnerbalken musste Ollowain ein Grinsen unterdrücken. Er räusperte sich verlegen. »Sie meint es nicht, so. Sie ...«
    »Doch, doch. Sie meint es genau so«, unterbrach ihn Chiron. »Sie ist eine Lutin! Und ich hoffe, dass du genau das tun wirst, was sie sagt. Ihr auf die Finger schauen! Bücherdiebstahl ist das schlimmste aller Verbrechen. Diese Bibliothek ist das Gedächtnis unserer Welt. Was alle anderen längst vergessen haben, wir bewahren es. Wer hier etwas stiehlt, der mordet ein Stück der Erinnerung unserer Welt. Ja, solch ein Dieb ist sogar schlimmer als ein Mörder, auch wenn an seinen Händen kein Blut klebt. Ein Mörder löscht ein Leben aus, aber er kann nicht die Erinnerung an sein Opfer löschen. Ein Diebstahl hier vermag hingegen das letzte Wissen über längst vergangene Königreiche zu vernichten. Dann ist es, als hätte es sie niemals gegeben. Und wende jetzt nicht ein, ein Dieb würde seine Beute nicht vernichten. Wenn ein Buch verschwindet und wir nicht mehr wissen, wo es zu finden ist, dann betrachten wir es als vernichtet.«
    Er warf der Lutin einen vernichtenden Blick zu. »Die Hüter des Wissens sind für ihren Langmut bekannt, doch wenn du ein Buch entwendest, dann kennen wir dafür nur eine Strafe, die Strafe für besonders gewissenlose und heimtückische Mörder: den Tod. Und du ...«
    »Ja, ja, es reicht. Ich habe verstanden. Ich werde mich nicht an euren geliebten Schriften vergehen. Sehe ich vielleicht aus wie ein Bücherwurm?«
    Ollowain warf dem Minotauren einen besorgten Blick zu. Solche Scherze sollte sich Ganda lieber verkneifen!
    Der stierköpfige Hüne neigte den Kopf. Sein linkes Auge musterte sie aufmerksam, während das rechte weiterhin die Decke anstarrte.
    Der Schwertmeister hielt den Atem an.
    Kleos ließ die Augen rollen, dann verfiel er in ein bellendes Lachen, das die Pulte im weiten Saal erbeben ließ. »Nein, Mädchen. Du bist kein Bücherwurm. Wirklich nicht!« Der Minotaur hinkte ihr entgegen und tätschelte ihr mit der riesigen Pranke über den Fuchskopf. »Kein Wurm. Wirklich nicht!«
    »Wenn ihr mit den Vertraulichkeiten fertig seid, würdet ihr dann in Erwägung ziehen, mir zu folgen?« Chiron hatte ein wenig Abstand von ihnen genommen, ließ Ganda aber nicht aus den Augen. »Ich muss euch nun zu Meister Gengalos bringen, einem der Hüter des Wissens. Er wird darüber entscheiden, welchen Dienst ihr der Bibliothek erweisen könnt.«
    »Was für einen Dienst?«, wollte Ganda wissen. »Wir sind im Namen der Königin hier, um etwas in Erfahrung zu bringen. Du wirst doch wohl nicht unsere Mission behindern?«
    »Darüber habe ich nicht zu befinden.« Er wandte sich um. »Wenn ihr mir nun folgen würdet? Alle weiteren Fragen wird euch

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