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Elfenliebe

Elfenliebe

Titel: Elfenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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rauskönnen.«
    Dennoch durchquerten sie langsam den unteren Raum und zogen vorsichtig die Tür zum Treppenhaus auf. Von oben schien ihnen trübes Licht entgegen. Laurel setzte den Fuß auf die erste Stufe.
    »Nein«, sagte David und hielt sie mit der Hand auf der Schulter auf. »Lass mich vorgehen.«
    Schuldgefühle nagten an Laurel. Selbst nach allem, was sie ihm angetan hatte, war er noch bereit, sein Leben für sie aufs Spiel zu setzen. Sie schüttelte den Kopf. »Er soll mich zuerst sehen. Gehen wir lieber auf Nummer sicher.«
    Sie waren erst fünf Stufen weit gekommen, als David scharf Luft holte. Laurel warf einen Blick zurück und entdeckte, dass zwei Orks hinter ihnen den Leuchtturm betreten hatten. Es handelte sich jedoch nicht um die schmutzigen, verwahrlosten Kerle, die sie bei Ryan verfolgt hatten. Diese beiden trugen saubere schwarze Jeans und schwarze, langärmelige Hemden. Außerdem zielten sie mit chromglänzenden Pistolen auf David und Laurel – dabei wussten sie alle, dass das gar nicht nötig war. Sie konnten sie mühelos zweiteilen.
    Der eine war auf bizarre Weise asymmetrisch. Seine linke Körperhälfte war welk und knorrig, während die
rechte auch einem Weltklasse-Bodybuilder gut gestanden hätte. Das Gesicht des anderen Orks sah bemerkenswert menschlich aus, aber die Schulterknochen waren verdreht und verbogen, sodass die eine Schulter nach vorne zeigte und die andere nach hinten. Dadurch waren auch die Beine in Mitleidenschaft gezogen, er schlurfte sonderbar dahin.
    David sah Laurel mit großen Augen an, aber sie schüttelte den Kopf und ging weiter die Treppe hoch. Oben wurden sie von zwei weiteren bewaffneten Orks empfangen. Das Begrüßungskommando sah den beiden Schurken schon ähnlicher, die David und Laurel im vergangenen Jahr in den Chetco River geworfen hatten. Sie hatten hängende Wangenknochen, schiefe Nasen und Augen, die nicht zueinander passten. Der eine hatte seinen wilden Rotschopf streng aus dem furchterregenden Gesicht gekämmt. Aber es konnten natürlich nicht Barnes’ alte Kumpane sein, denn die hatte Tamani ja erledigt. Laurel schenkte ihnen keine Beachtung und bog um die Ecke.
    »Chelsea!« Der Anblick ihrer Freundin raubte ihr den Atem.
    Chelsea war mit verbundenen Augen an einen Stuhl gefesselt. Jemand hielt ihr eine Pistole an die Schläfe. »Na, endlich«, murmelte sie.
    Laurel ließ den Blick von Chelsea zu dem Mann schweifen, der auf ihren Kopf zielte, und sah das Gesicht und die Augen, die sie in ihren Albträumen verfolgten – noch nach über einem Jahr.
    Jeremiah Barnes.

    Er sah noch genauso aus – ganz genauso, von den breiten Rugbyspielerschultern zu der leichten Hakennase und den dunkelbraunen Augen, die von der gegenüberliegenden Seite des Raumes fast schwarz wirkten. Er trug sogar wieder ein zerknittertes weißes Hemd und eine Anzughose, was den unheimlichen Eindruck des Déjà-vu noch verstärkte. Laurel hatte das Gefühl, in ihrem ureigensten Albtraum gefangen zu sein.
    »Die kleine, feine Miss. Hat sogar ihren alten Menschenfreund zum Sterben mitgebracht. Ich muss sagen, ich bin beeindruckt.«
    Die anderen Orks glucksten. Laurel ballte möglichst unauffällig die Faust um die beiden Glasphiolen in ihrer Jackentasche, zerdrückte sie und mischte so die beiden Elixiere. Das Zuckerglas stach in ihre Hand, aber sie zwang sich, normal zu atmen, während das Serum reagierte und ihr die Finger verbrannte. Denn jetzt entwickelte es sich zu heißen Dampfschwaden, die Barnes hoffentlich nicht bemerken würde. Sie brauchte nur ein paar Minuten … falls es lief wie vorgesehen. Bitte lass es funktionieren, flehte sie in Gedanken. »Hier wird niemand sterben, Barnes. Was wollen Sie?«
    Barnes lachte. »Was soll ich schon wollen? Rache, Laurel.« Er lächelte drohend. »Wie wäre es damit? Ich schieße dir in die Schulter, damit du weißt, wie sich das anfühlt. Dann fahren wir zu deinem alten Blockhaus, und du zeigst mir, wo das Tor ist. Und wenn du dann immer noch nicht tot bist, erlöse ich dich vielleicht von deinem Elend.«
    »Und was passiert mit meinen Freunden?«, fragte
Laurel. Ihre Blicke trafen sich, böse sahen sie sich an. »Falls ich einverstanden bin«, sagte sie mit fester Stimme. »Was geschieht dann mit ihnen?«
    Das Serum verbrannte ihr die Finger, und Laurel sehnte sich danach, die Hand aus der Tasche zu ziehen und die Flüssigkeit abzuwischen. Aber das war zu riskant. Sie biss die Zähne zusammen und starrte den ungeschlachten Ork weiter

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