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Elfenliebe

Elfenliebe

Titel: Elfenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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eine zweite Phiole, um das Monastuolo-Serum fertigzustellen. Es sah richtig aus und es fühlte sich richtig an. Hoffentlich redete sie sich das in ihrer Verzweiflung nicht nur ein. Wenn es funktionierte, würden Jeremiah Barnes und seine neuen Spießgesellen in tiefen Schlaf sinken. Sobald sie Chelsea befreit hatten, konnten sie dann Tamani zu Hilfe holen. Er würde wissen, wie es weitergehen sollte. Laurel legte die Zuckerglasfläschchen vorsichtig in ihre Jackentasche und wollte die Wagentür öffnen. Sie hatten schon viel zu viel Zeit auf diesem Parkplatz verschwendet, um das Serum fertigzustellen.
    »Moment«, sagte David und legte ihr die Hand auf den Arm.
    Laurel warf einen raschen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett, die viel zu schnell zu ticken schien, aber sie wartete. David kramte in seinem Rucksack, und als er die Hand wieder herauszog, hielt er Laurel die kleine Sig Sauer hin, die Klea für sie vorgesehen hatte. Laurel musterte die Pistole kurz und sah dann wieder David an.
    »Ich weiß, du kannst sie nicht ausstehen«, sagte David leise und mit fester Stimme. »Aber es ist das Einzige, von dem wir mit Sicherheit wissen, dass es Barnes aufhalten kann. Und wenn du die Wahl zwischen seinem Leben oder Chelseas hast, wirst du die Kraft finden, das Richtige zu tun.« Er legte ihr die Pistole in die bebende Hand, die so sehr zitterte, dass Laurel den eiskalten
Griff kaum festhalten konnte. Doch sie nickte und steckte sich die Pistole in den Bund ihrer Jeans. Dann zog sie ihre Jacke darüber, damit man sie nicht gleich sehen konnte.
    Als sie aus dem Auto stiegen, schauten sie zum Leuchtturm hoch. Das oberste Stockwerk war hell erleuchtet. Dann gingen Laurel und David zu dem Weg, der zum Leuchtturm führte.
    Er lag einen Meter unter der Wasseroberfläche.
    »Oh nein«, murmelte Laurel, »die Flut habe ich ganz vergessen.« Sie starrte auf den Leuchtturm, der in hundert Metern Entfernung stand. Sie konnte es durch die aufgewühlten Fluten schaffen – so weit war es nun auch nicht –, aber das Salz würde sich in ihre Poren fressen. Es würde sie auf der Stelle schwächen und mindestens eine Woche wirken.
    Ohne ein Wort hob David sie hoch und trug sie zum Wasser. Nach kurzem Zögern ging er hinein und durchquerte mit seinen langen, starken Beinen die schäumende Strömung. Er rang nach Luft, als das bitterkalte Wasser ihm erst an die Knie und dann bis zu den Hüften reichte. Nach einer Minute klapperten seine Zähne, aber dann hielt er den Mund eisern geschlossen. Doch er konnte nichts dagegen tun, dass sein Körper immer wieder erschauerte. Laurel versuchte, ihr Gewicht so geschickt wie möglich zu verteilen, und umklammerte Davids Hals. Doch in dieser Nacht war sogar der Wind gegen sie, der ihnen von vorn entgegenschlug. Er zerzauste Laurels Haare und wühlte die Fluten auf.

    In der Mitte des Weges war das Wasser am tiefsten – es ging David schon bis zum Bauch. Als eine hohe Welle auf ihn niederging, stolperte er, und beinahe wären sie beide ins Wasser gefallen. Doch mit einem entschlossenen Stöhnen fand er das Gleichgewicht wieder und kämpfte sich zum Leuchtturm durch.
    Es kam ihnen vor, als wären sie eine Ewigkeit im Wasser gewesen, als David auf der Insel mit dem kleinen Leuchtturm an Land ging. Er stellte Laurel sanft auf die Beine, ehe er keuchend die Arme um seinen Körper schlang.
    »Vielen Dank«, sagte Laurel. Wie unzureichend waren diese Worte!
    »Nun, ich habe gehört, eine Unterkühlung pro Jahr soll gut für die Seele sein«, witzelte David, aber seine Stimme brach, als sein Körper so heftig zitterte wie noch nie.
    »Ich …«
    »Lass uns reingehen, Laurel«, unterbrach David sie. »Sie sollen merken, dass wir hier sind.«
    Kurz darauf standen sie vor dem Eingang. Die Tür war offen. Sie wurden erwartet.
    »Sollen wir klopfen?«, fragte David im Flüsterton. »Ich bin mit der Etikette bei Geiselnahmen nicht so vertraut.«
    Laurel prüfte, ob die Pistole noch an ihrem Platz war und die Phiolen heil in ihrer Jacke steckten. »Einfach aufdrücken«, sagte sie. Wenn ihre Stimme nur nicht so zittern würde!
    Als David die Tür weit öffnete, umfing sie Dunkelheit.

    »Hier ist keiner«, flüsterte David.
    Laurel ließ den Blick durch den Eingangsraum schweifen und zeigte auf einen winzigen Lichtstrahl an der gegenüberliegenden Wand. »Sie sind hier«, sagte sie und dachte an Jamisons Metapher von der Venusfliegenfalle. »Aber wir werden sie erst zu sehen bekommen, wenn wir nicht mehr

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