Elfenliebe
Tränen ausbrechen. Aber dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. »Ich bin so froh, dass du in Sicherheit bist«, flüsterte David.
»Ich lebe noch«, erwiderte sie skeptisch. »Sicherheit ist etwas anderes. Was machen deine Knie?«
David schüttelte den Kopf. »Morgen tun sie wahrscheinlich schrecklich weh, aber immerhin kann ich laufen.«
»Gut.« Laurels Atem kam immer noch in hastigen Zügen. Doch dann erinnerte sie sich an diesen einen schwachsinnigen Augenblick und schlug ihm mit der Hand vor die Brust. »Was zum Teufel hast du dir eigentlich dabei gedacht, dich zu ergeben?«, fragte sie.
David grinste kleinlaut. »Was anderes ist mir nicht eingefallen.«
»Bitte tu so was nie wieder!«
David sagte lange Zeit nichts, zuckte die Achseln und wandte sich zum Gehen. »Komm, lass uns abhauen.«
»Gleich«, sagte Laurel und strich ihm mit dem Finger über die Wange. »Geh schon mal vor, ich komme nach«, flüsterte sie. »Ich muss meine Blüte noch verstecken. Aber erzähle ihr nichts, kein Wort«, fügte sie streng hinzu. »Ich traue ihr nicht.«
»Sie hat uns vor den Orks gerettet«, widersprach David. »Sie war fantastisch!«
»Das ist mir egal! Wir kennen sie nicht und sie weiß etwas. Du darfst ihr absolut nichts verraten!« Für David war es etwas anderes, er hatte nichts zu verbergen. »Und jetzt geh endlich, ehe sie Verdacht schöpft. Sag ihr, ich habe meine Handtasche verloren.«
»Ich will dich nicht allein lassen.«
»Es dauert doch nicht lange«, sagte Laurel. »Ich muss nur die Schärpe wieder darum binden. Bitte geh. Sie guckt schon.« Klea war am Fuß des Hügels angekommen und spähte durch die Dunkelheit nach oben. »Wenn sie dich nicht gleich kommen sieht, klettert sie wieder hoch.«
Nachdem er sie lange angesehen und ihr fest die Hand gedrückt hatte, machte David sich an den Abstieg.
Laurel löste den lockeren Knoten an ihrer Taille und knickte die Blütenblätter. Die verletzte Stelle auf ihrem Rücken schmerzte noch immer wie eine offene Wunde. Mit zusammengebissenen Zähnen zog sie die Schärpe
fest darüber. Kaum hatte sie die Bluse über die Blüte gezogen, eilte sie aus dem Wald. Am liebsten wäre sie gerannt. Im trüben Mondlicht taumelte sie den Hügel hinunter und hätte beinahe geschrien, als sie über einen Ork stolperte. Sie wich zurück und mühte sich, auf die Beine zu kommen, als sie merkte, dass er sich nicht bewegte. Als sie zu ihm zurückschlich, stellte sie fest, dass es sich um den Ork handelte, dem sie das Monastuolo-Serum ins Gesicht geschmiert hatte. Anscheinend wirkte es im Freien doch nicht so schlecht.
Sie musste rasch eine Entscheidung fällen. Klea würde den bewusstlosen Ork sehen wollen – wahrscheinlich würde sie ihn umbringen. Aber sein Gesicht war voller roter Streifen, wo er von dem Serum getroffen und verbrannt worden war. Daraus würde Klea schließen, dass Laurel oder David etwas gegen den Ork unternommen hatten. Und wenn Klea etwas über Laurel erfuhr, konnte alles nur noch schlimmer werden. Laurel konnte Klea nichts von diesem Ork erzählen, ohne ihren Zaubertrank zu verraten. Zitternd stand sie auf und ging weiter den Hügel hinunter. Sie sah sich nicht mehr um, obwohl sie sich fragte, wie lange die Wirkung anhalten würde. Je schneller sie hier wegkamen, umso besser.
Davids Auto stand noch genau da, wo sie es verlassen hatten. Das Vorderrad war tief im Matsch versunken, die Scheinwerfer beleuchteten die dunkle Nacht und die Türen standen weit offen.
»Ziemlich festgefahren«, sagte Klea, die nur kurz den Blick hob, als Laurel dazustieß. »Aber ich denke, wir zwei ziehen den Karren schon aus dem Dreck, was,
David?« Sie schlug ihm leicht auf den Arm. »Du siehst ganz schön stark aus.«
David räusperte sich, als wollte er etwas sagen, brachte jedoch kein Wort heraus.
»Setzt du dich ans Steuer, Laurel«, bat Klea, während sie die Ärmel hochkrempelte.
Vom Fahrersitz aus beobachtete Laurel, wie David und Klea vor der Motorhaube stehen blieben und sich an der Stoßstange zu schaffen machten. Sie wusste immer noch nicht, was sie von all dem halten sollte. Vor fünf Minuten hätte sie keinen Pfifferling mehr für ihr Leben gegeben – ohne Klea wäre es vorbei gewesen. Was sollten sie also tun? Sie konnten die Frau, die ihnen das Leben gerettet hatte, doch nicht am Straßenrand stehen lassen, nur weil sie Laurels Namen kannte? Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sie zu ihrem Ziel zu bringen. Falls sie es schafften, den
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