Elfenliebe
Wall war nicht unüberwindbar.
Laurel dachte an die Wachtposten vor dem Haus. Wo waren sie? Die Schritte hielten am Treppenabsatz an. Er stand zwischen ihr und der Hintertür. Laurel nutzte den Moment und schnappte sich ein Küchenmesser von der Arbeitsplatte.
Das Fleischermesser. Super.
Vielleicht konnte sie ihn überrumpeln und mit dem Fleischermesser auf ihn losgehen. Ehe er sie fangen könnte, wäre sie schon zur Hintertür hinaus. Sie ging ein großes Risiko ein, aber das war ihre einzige Chance. Sie wäre in Sicherheit, wenn die Wächter sie aus dem Haus stürmen sahen. Laurel schlich zur Küchentür und hob das Messer. Die Schritte kamen näher.
Davids vertraute Gestalt bog um die Ecke. »Hilfe!«, schrie er und wich mit ausgestreckten Händen vor ihr zurück.
Laurel erstarrte. Sie umklammerte noch immer das Fleischermesser, während sie von Angst, Erleichterung und Scham überwältigt wurde. Angeekelt warf sie das
Messer auf die Arbeitsplatte zurück. »Wie bin ich denn drauf?«
David kam zu ihr, zog sie an sich und rieb ihre Arme.
»Das ist meine Schuld«, sagte er. »Ich bin zu früh. Aber ich habe deine Mom getroffen, als sie aus der Einfahrt fuhr, und sie hat gesagt, ich soll einfach reingehen. Ich hätte nachdenken und klopfen sollen oder …«
»Es ist nicht deine Schuld, David, sondern meine.«
»Unsinn, es ist einfach … alles. Die Orks. Halloween. Klea …« Er raufte sich die Haare. »Wir stehen beide total unter Strom.«
»Ich weiß«, sagte Laurel, beugte sich vor und legte ihm die Arme um den Bauch. Sie zwang sich, das Thema zu wechseln. »Kurz bevor du gekommen bist, war es ganz schön mit meiner Mom.«
»Ach, echt?«
Laurel nickte. »Seit einem knappen Jahr warte ich darauf, dass es langsam besser wird. Vielleicht … wird’s allmählich. «
»Es wird sich alles klären.«
»Hoffentlich.«
»Ganz bestimmt«, sagte David und strich mit dem Mund über ihr Gesicht bis hinters Ohr. »Du bist viel zu schön, als dass man dir lange böse sein könnte.«
»Das ist eine ernste Angelegenheit!«, sagte sie, aber ihr Atem ging schneller, als er zärtlich mit den Lippen über ihren Hals fuhr.
»Oh, das auch«, sagte er und ließ seine Hände über die nackte Haut ihres Rückens gleiten. »Außerordentlich ernst.«
Sie lachte. »Du meinst doch nie etwas ernst.«
»Alles, was mit dir zusammenhängt«, sagte er und ließ seine Hände auf ihren Hüften zur Ruhe kommen.
Sie schmiegte sich an ihn, und er legte ihr die Hände auf den Rücken, ehe er sie Sekunden später wieder zurückzog.
»Was ist?«, fragte sie.
Er zeigte auf den Boden. Zwei weitere Blütenblätter lagen auf dem Teppich.
»Die sollten wir vielleicht besser aufheben, bevor Chelsea und Ryan kommen«, neckte er sie.
»Sehr lustig. Morgen oder übermorgen ist es vorbei damit. Gott sei Dank.«
»Wir können auch versuchen, sie jetzt sanft abzurubbeln«, schlug David vor und zeigte mit dem Kopf zum Sofa.
»Das klingt verführerisch«, sagte Laurel und trommelte mit den Fingerspitzen auf seine Brust. »Aber Chelsea und Ryan können jeden Augenblick kommen.«
»Die kann man gar nicht schockieren«, sagte David grinsend. »So wie die in der Schule rummachen – die ganze Zeit.«
Laurel sah ihn nur mit hochgezogener Augenbraue an.
»Na gut.« Er küsste sie noch mal und ging zum Kühlschrank. »Gibt es hier vielleicht auch noch was anderes zu trinken außer Sprite? Mountain Dew, zum Beispiel?«
»Gute Idee«, spottete Laurel. »Das würde meinen Augen und Haaren wirklich eine tolle Farbe verleihen. Außerdem würde mir von dem Koffein voll schlecht.«
»Ich habe ja auch nicht gesagt, dass du das trinken sollst«, erwiderte David und öffnete eine Dose Sprite für sie. »Ihr könntet es nur netterweise für andere Leute vorrätig haben.« Er machte sich auch eine Dose auf und setzte sich auf einen Barhocker. »Chelsea glaubt doch nicht etwa, dass wir uns schick machen, um Bonbons auszugeben, oder?«, fragte er und rümpfte die Nase.
»Nein, ich habe sie sicherheitshalber gefragt«, antwortete Laurel. »Außer mir macht sich keiner schick.«
»Aber du hast es vor?«, fragte David skeptisch.
»Jep. Ich schicke mich zum Menschen auf.«
David verdrehte nur die Augen. »Hätte ich mir denken können, dass so was kommt.« Er sah ihr zerknülltes Spanischbuch an. »Hausaufgaben?«, fragte er. »Das scheint deinem Buch schlecht zu bekommen.«
»Ich habe es versucht, bis du mich abgelenkt hast und ich dich beinahe mit dem
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