Elfenliebe
besonders nah waren.
Oder es hatte überhaupt nichts zu bedeuten.
Abgesehen davon hatte sie andere Sorgen. Wie sollte sie das hinkriegen? David durfte nichts davon erfahren, so wie er letztes Mal reagiert hatte, als sie Tamani besucht hatte. Auf einmal fragte sie sich, wie viel der heutige Ausflug damit zu tun hatte, dass sie den ganzen langen Samstag auf dem Grundstück verbracht hatte. David würde es sicher nicht gefallen, wenn sie ihm sagte, dass sie schon wieder einen Tag in Avalon verbringen wollte – in Begleitung von Tamani.
Aber ein Fest in Avalon! Das konnte sie sich nicht entgehen lassen. Sie würde sogar hinwollen, wenn Tamani nicht mitkäme.
David anzulügen, fiel ihr nicht leicht, aber in diesem Fall war es wahrscheinlich das Beste. Man musste seinem
Freund schließlich nicht alles erzählen. Außerdem war David völlig fasziniert von Avalon. Es wäre geradezu selbstsüchtig, ihm davon zu erzählen, wenn er doch nicht mitkommen konnte. Die Elfen würden niemals einem Menschen Zutritt zu Avalon gewähren. Vielleicht war es wirklich am besten, wenn er gar nichts davon erfuhr.
Je länger Laurel darüber nachdachte, umso ängstlicher wurde sie bei dem Gedanken an das Fest. Sie schob die Einladung unter ihr Kopfkissen und setzte sich an ihren Schreibtisch, um sich mit den Zutaten für ihre Zuckerfläschchen abzulenken. Als das erste kaputtging – wie aufs Stichwort –, seufzte Laurel. Und fing von vorne an.
Der erste November war ein Samstag, da würde David wahrscheinlich arbeiten. Das war schon mal nicht schlecht. Doch Laurels Freundeskreis war leider sehr überschaubar. Wenn sie nicht zu Hause, in der Schule oder bei der Arbeit war, war sie stets mit David zusammen. Gut, und manchmal mit Chelsea.
Chelsea! Sie könnte behaupten, dass sie was mit Chelsea unternahm. Diese brillante Idee musste sie jedoch sofort wieder verwerfen. Chelsea log nicht mal im eigenen Interesse, geschweige denn für jemand anderen.
Dennoch konnte Laurel die Vorstellung nicht ertragen, die Feier zu verpassen. Sie hatte zwar keine Ahnung, wie es dort sein würde, aber sie wusste schon genau, was sie anziehen wollte. Dies war die beste Gelegenheit für das dunkelblaue Gewand, das sie am Ende ihres Aufenthalts in Avalon gefunden hatte. Damals
hatte sie zwar einen Anflug von schlechtem Gewissen verspürt, aber jetzt kam es ihr vor wie Kismet.
Laurel lächelte bereits in Vorfreude, legte das Diamantröhrchen beiseite und begutachtete ihr Werk. Seit sie das erste Fläschchen zerbrochen hatte, hatte sie überhaupt nicht mehr auf die immer gleich ablaufenden Versuche geachtet.
Auf ihrem Schreibtisch standen säuberlich aufgereiht vier perfekt geformte Zuckerfläschchen.
Am Freitag quälte sich Laurel in der Küche mit ihren Spanischhausaufgaben. Bis zur Abschlussprüfung blieben ihr nur noch sechs Wochen, aber die Konjugation der Verben im Plusquamperfekt war ihr immer noch ein großes Rätsel. Ihre Blütenblätter hingen schlaff herunter; zwei waren schon ausgefallen und Laurels Erleichterung überwog ihre Enttäuschung. Es fühlte sich gefährlich an, in Blüte zu stehen, wenn Orks hinter ihr her waren. In den letzten Wochen hatte sie niemand mehr bedroht, aber Laurel und David waren auch extrem vorsichtig gewesen. Sie trafen sich nur selten außerhalb von Laurels Haus, und Laurel schleppte ihre Ausrüstung stets im Rucksack mit, sogar in die Schule.
An ihren Aufgaben für Avalon hatte sie ebenfalls hart gearbeitet. Der Erfolg mit den Zuckerfläschchen hatte ihr Auftrieb gegeben, aber ihre Zuversicht schwand wieder, weil sie beim Brauen von Zaubertränken beständig scheiterte. Seit Montag hatte sie nicht einmal mehr ein weiteres Zuckerfläschchen fertiggestellt. Außerdem fehlten ihr mittlerweile wichtige Zutaten für das Monastuolo-Serum,
sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als Düngemittel oder Insektenschutzmittel zu mischen – die ihr gegen einen Ork wenig nützen dürften. Doch sie durfte nicht aufhören zu üben, schon gar nicht, weil es so viele Menschen betraf, ob es ihr gelang oder nicht.
Heute, an Halloween, war Laurel besonders nervös. Die Vorstellung, dass so viele Leute in Masken herumliefen, gefiel ihr überhaupt nicht. Was sollte die Orks davon abhalten, die ganze Stadt zu terrorisieren? Dazu kam, dass Laurels Eltern an einem Halloween-Programm teilnahmen, in dessen Rahmen Kinder in den ortsansässigen Geschäften nach Süßem oder Saurem fragen durften. Laurel hätte sich wohler gefühlt, wenn sie zu
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