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Elfenliebe

Elfenliebe

Titel: Elfenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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Hause gewesen wären, wo sie – und ihre Elfenwächter – auf sie aufpassen konnten. Doch dafür hätte sie ihren Eltern von den Orks erzählen müssen, was sicher nicht gut ankommen würde. Zumal Laurels Mutter sich ohnehin rund um die Uhr im Schockzustand zu befinden schien, nur weil Elfen wirklich existierten. Nein, es war besser, wenn die beiden nichts erfuhren. Und die Orks hatten es bekanntlich nicht auf Laurels Eltern abgesehen, sondern auf sie selbst.
    Als könnte ihre Mutter Gedanken lesen, kam sie die Treppe hinunter und schenkte sich einen Becher Kaffee ein, der vom Frühstück übrig geblieben war. »Ich gehe wieder ins Geschäft«, sagte sie, wobei sie darauf achtete, Laurels Blüte – oder was davon noch übrig war – nicht anzusehen. »Heute wird es spät. Du hast doch ein paar Freunde eingeladen, die dir helfen, Bonbons auszugeben, oder?«

    »Sie kommen in einer halben Stunde«, antwortete Laurel. Diese geniale Idee war von ihr. Sie konnte nicht alle beschützen, aber immerhin konnte sie dafür sorgen, dass Ryan und Chelsea nichts passierte. Laurel fürchtete zwar nicht, dass die Orks für die beiden eine echte Gefahr darstellten, aber irgendwas an diesem Abend machte sie besonders paranoid.
    »Viel Spaß«, sagte ihre Mutter und pappte den Deckel auf den Kaffeebecher. Sie nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. »Bäh, der schmeckt ja ekelhaft. Die Bonbons sind übrigens da oben.« Sie zeigte auf einen Hängeschrank.
    »Super! Danke, dass du sie besorgt hast.« Laurel lächelte vielleicht ein wenig zu sehr, aber sie wollte nichts unversucht lassen.
    »Kein Problem. Und es sind genug da, du kannst ruhig auch welche essen.« Sie zögerte und ihre Blicke trafen sich. »Also, ich meine natürlich nicht dich persönlich. Du isst sie ja sowieso nicht. Aber David vielleicht oder Chelsea und Ryan – ich muss jetzt los.« Sie rauschte an Laurel vorbei, auf der Flucht vor der unangenehmen Situation. So war es ständig. Erst ging alles gut, aber dann wurde Laurels Mutter daran erinnert, wie sonderbar das Leben geworden war. Laurel seufzte. Diese Momente schlugen ihr aufs Gemüt. Sie wollte sich gerade in ihrer Enttäuschung suhlen, als ihre Mutter sich hinter ihr räusperte.
    »Äh«, sagte sie zurückhaltend. »Du löst dich irgendwie auf.« Mit einem undeutbaren Blick starrte sie auf die drei Blütenblätter, die Laurel ausgefallen waren,
während sie ihre Hausaufgaben machte. Ihre Mutter wollte wohl erst aus dem Haus stürzen, änderte jedoch ihre Meinung und hob eins der Blätter auf. Laurel saß ganz still und hielt die Luft an. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Ihre Mutter hielt die lange Blüte – die mit Sicherheit länger war als bei jeder anderen Pflanze, die sie je gesehen hatte – ans Fenster und gegen das Sonnenlicht. Als sie endlich etwas sagte, schaute sie Laurel an. »Darf ich … hast du was dagegen, wenn ich diese Blüte mit ins Geschäft nehme?«, fragte sie leise, fast schüchtern.
    »Überhaupt nicht!«, sagte Laurel und wand sich, als sie hörte, wie ihre Stimme durch die Küche dröhnte – zu begeistert, zu fröhlich.
    Aber ihre Mutter schien das gar nicht zu merken. Sie nickte und legte die Blüte vorsichtig in ihre Handtasche. Als sie auf die Uhr sah, holte sie scharf Luft. »Jetzt bin ich aber wirklich spät dran«, sagte sie und stürmte zur Tür. Nach zwei Schritten drehte sie sich noch mal um. Als kämpfte sie gegen eine unsichtbare Schranke, lief sie zu Laurel zurück und umarmte sie. So richtig.
    Es war nur ein kurzer Moment – zu kurz –, aber die Umarmung war echt. Ihre Mutter ging ohne ein weiteres Wort. Ihre Absätze klackerten über den Holzboden, als sie die Tür öffnete und hinter sich zuschlug.
    Lächelnd saß Laurel auf ihrem Stuhl. Es war ein kleiner Schritt, der am nächsten Tag schon nichts mehr zu bedeuten haben konnte, aber sie war bereit, ihn als solchen anzunehmen. Sie spürte noch die Berührung ihrer Mutter am Rücken, und ein Hauch ihres Parfüms hing
in der Luft, so vertraut, wie wenn ein lang vermisster Freund heimkehrt.
    Auf einmal ging die Haustür auf. Das Geräusch riss sie so ruckartig aus ihrer Träumerei, dass sie eine Seite zerknüllte und beinahe aufgeschrien hätte. Sie duckte sich hinter die Kochinsel in der Mitte des Raumes. Leise Schritte kamen auf sie zu. War es einem Ork gelungen, den Schutzwall rund um ihr Haus zu durchbrechen? Jamison hatte gesagt, nur die stärksten Orks hätten eine Chance durchzukommen, aber der

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