Elfenliebe
Fleischermesser erledigt hätte.«
»Oh ja, das war lustig. Müssen wir demnächst noch mal machen.«
Laurel stöhnte und vergrub den Kopf in den Armen. »Ich hätte dich töten können.«
»Nichts da«, sagte David grinsend. »Ich war bestens vorbereitet.« Er griff nach hinten und zog die schwarze Pistole hervor.
Laurel hüpfte vom Hocker. »David! Du hast diese Pistole mitgebracht?«
»Ja«, antwortete er völlig unbekümmert.
»Die will ich nicht im Haus haben, David!«
»Hey, Moment mal«, sagte er und steckte die Pistole
rasch wieder in ein verstecktes Halfter, das er hinten auf Hüfthöhe trug. »Dein Haus ist sicher … nun ja, so sicher, wie irgendetwas heutzutage überhaupt sein kann. Aber« – er sah sich um, als könnte es sein, dass sie belauscht würden – »Chelsea und Ryan übernachten heute hier. Und weil du wegen Halloween so nervös bist, bin ich auch etwas entnervt. Ich wollte bereit sein, für den Fall… für alle Fälle eben. Ehrlich gesagt dachte ich, du würdest dich auch sicherer fühlen. Da habe ich mich wohl vertan.«
Als er aufblickte und Laurel ansah, begegnete er ihrem bösen Blick mit entschuldigender und doch entschlossener Miene. Sie sah zuerst weg. »Es tut mir leid, aber ich hasse diese Teile.«
Er zögerte. »Wenn du unbedingt willst, bringe ich sie ins Auto.«
Es war nachvollziehbar, dass er etwas zu seiner Verteidigung haben wollte, aber ihre Abneigung gegen Waffen gewann die Oberhand. »Das wäre wirklich nett«, sagte sie leise. Als die Klingel schrillte, zuckte Laurel zusammen. »Sie sind da«, sagte sie verdrossen. »Versteck das Ding jetzt einfach. Ich will es nicht mehr sehen.«
Sie war gerade an der Küchentür, als David sie am Arm packte. »Deine Blüte«, flüsterte er. »Ich kümmere mich um die Blätter auf dem Boden.«
»Mist! Komme gleich!«, rief Laurel Richtung Haustür. Sie wickelte die Schärpe von ihrem Handgelenk und band sie eilig um ihre Taille. Im Augenblick musste sie die schlaffen Blütenblätter rasch außer Sicht bringen. Später konnte sie ins Bad gehen und alles ordentlich umwickeln.
David warf die abgefallenen Blätter weg, während Laurel die Tür öffnete. Sie lächelte Chelsea und Ryan herzlich an und hoffte, dass sie nicht merkten, wie aufgesetzt ihre Freude war. »Hallo, ihr zwei!«
Die beiden grinsten albern. Sie trugen neonfarbene Haarreifen mit Leuchtaugen, die an langen Sprungfedern über ihren Köpfen wippten.
Laurel zog eine Augenbraue hoch. »Toll«, sagte sie trocken.
»Nicht so toll wie das da«, sagte Chelsea und zeigte auf etwas in Laurels Rücken.
»Was?« Laurel drehte blitzschnell den Kopf, weil sie auf einmal voller Panik fürchtete, ihre Blütenblätter würden hochstehen. Doch kaum hatte sie das gemacht, wurde ihr etwas auf den Kopf gesteckt, und sie musste die Augen nach oben verdrehen, um ihr eigenes Exemplar schwankender Leuchtaugen zu sehen. »Vielen Dank«, sagte sie zuckersüß.
»Ach, hab dich nicht so«, sagte Chelsea. »Das macht voll Spaß!«
Laurel wandte sich skeptisch an Ryan.
»Sieh mich nicht so an«, sagte er. »Das ist alles auf Chelseas Mist gewachsen.«
»Na gut, ich lasse sie auf«, sagte Laurel mit einem verschwörerischen Grinsen. »Vorausgesetzt, ihr habt David auch so ein Ding mitgebracht.«
Chelsea hielt einen vierten Haarreifen hoch.
»Perfekt.« Laurel winkte Chelsea ins Haus und spähte in die Dämmerung, ehe sie die Tür hinter Ryan schloss.
Einundzwanzig
D ie Morgenluft war schneidend kalt und die Sonne kroch gerade im Osten als hellrosa Schatten über den wolkigen Horizont. Laurel schlüpfte auf der Veranda in ihre Jacke, zog den Schlüsselbund aus der Tasche und versuchte, bei alldem so leise wie möglich zu sein.
»Wo willst du hin?«
Laurel schrie auf und ließ die Schlüssel fallen. So unauffällig konnte sie nicht gewesen sein.
»Entschuldigung«, sagte ihr Vater, der den Kopf durch die Haustür steckte. Ihm standen die Haare zu Berge und er sah müde aus – ein Morgenmensch war er noch nie gewesen. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«
»Geht schon«, sagte Laurel und hob die Schlüssel wieder auf. »Ich gehe zu Chelsea.« Ihrem Vater hätte sie auch sagen können, wohin sie wirklich ging, aber so war es einfacher und die Chance geringer, dass David es herausfand.
»Stimmt, das hast du ja gestern Abend schon gesagt. Und warum in aller Herrgottsfrühe?«
»Chelsea ist heute Abend mit Ryan verabredet.« Die Lüge kam ihr erstaunlich leicht über die Lippen.
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