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Elfenliebe

Elfenliebe

Titel: Elfenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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»Wir müssen die Zeit nutzen.«
    »Na, dann will ich dich nicht länger aufhalten. Viel
Spaß«, sagte ihr Vater und gähnte. »Ich gehe wieder ins Bett.«
    Laurel lief zu ihrem Auto und fuhr so rasch wie möglich aus der Einfahrt. Je eher sie die Stadt hinter sich ließ, umso besser.
    Sie hatte sich entschieden, David nichts zu erzählen. Wegen der damit verbundenen Lügen hatte sie zwar ein schlechtes Gewissen, aber etwas Besseres war ihr nicht eingefallen. Er würde sich große Sorgen machen oder möglicherweise gar verlangen, dass sie nicht hinging.
    Wer weiß, vielleicht käme er sogar auf die Idee, sie mit seiner blöden Pistole begleiten zu wollen?
    Sie war wütend, weil er die Waffe ständig mit sich herumtrug. Sie konnte es ihm natürlich nicht vorwerfen – schließlich konnte er sich nicht einmal so geringfügig verteidigen wie sie selbst –, aber am Vorabend hatte er mehrmals an das verborgene Halfter gefasst, wenn jemand geklopft hatte. Was alle paar Minuten passiert war – schließlich war Halloween. Es war besser, wenn sie ihm gar nicht erst sagte, wohin sie fuhr. Sie waren beide zu nervös.
    Für Chelsea war ihr keine gute Ausrede eingefallen. Deshalb hatte sie ihre Freundin ganz im Dunkeln gelassen. Wenn sie Glück hatte, würde David sie gar nicht vermissen und Chelsea also auch nicht nach ihr fragen. Wenn nötig, würde sie das Fest eben eher verlassen. Dabei ging es ihr nicht nur darum, zurückzukommen, bevor David mit seinem Aushilfsjob fertig war, sondern sie wollte bei Einbruch der Nacht auch unbedingt zu Hause in Sicherheit sein.

    Es herrschte wenig Verkehr auf der Strecke nach Orick, aber Laurel behielt auch die Landschaft beidseits der Straße und den Rückspiegel im Auge, um zu überprüfen, ob sie verfolgt wurde. An der einsamen Tankstelle in Orick fuhr sie ab und hielt an, nachdem sie den Blick über den Parkplatz hatte schweifen lassen. Dann rannte sie auf die Toilette und holte ihr Kleid aus dem Rucksack. Sie hatte es bisher nur einmal anprobiert, und als sie den rauschenden Stoff jetzt über den Kopf zog und an ihrem schlanken Körper zurechtzupfte, wurde sie ganz aufgeregt. In der vergangenen Nacht waren die letzten Blütenblätter ausgefallen und ihr Rücken war wieder glatt. Nur eine kleine narbenartige Linie zog sich über die elfenbeinfarbene Haut, genau wie im letzten Jahr. Nachdem sie aus der Toilette gelugt und festgestellt hatte, dass der zur Tankstelle gehörige Laden fast leer war, schoss sie wieder zu ihrem Wagen zurück. Das Gewand flatterte um ihre Knöchel und Flip-Flops. Von der Tankstelle brauchte sie nur noch wenige Minuten bis zu der langen Zufahrtsstraße zum Blockhaus. Sie stellte das Auto hinter einer hohen Tanne ab, wo man es von der Hauptstraße nicht sehen konnte.
    Tamani wartete diesmal nicht am Waldrand auf sie, sondern im Vorgarten des Häuschens. Er lehnte am Törchen, in einen langen schwarzen Mantel gewandet. Die gewohnte Kniehose steckte in hohen schwarzen Stiefeln. Sein Anblick ließ sie schneller atmen.
    Nicht zum ersten Mal fragte sich Laurel, ob es ein Fehler war, heute herzukommen. Es ist noch nicht zu spät, du kannst deine Meinung noch ändern.

    Tamani rührte sich nicht, als sie auf ihn zuging, aber er verfolgte sie mit Blicken. Er sagte kein Wort, bis sie vor ihm stehen blieb, so nah, dass er sie hätte an sich ziehen können, wenn er es versucht hätte.
    »Ich war mir nicht sicher, ob du kommen würdest.« Seine Stimme brach ein wenig, als hätte er lange nicht gesprochen. Als hätte er die lange kalte Nacht hier verbracht, um auf sie zu warten.
    Was wusste sie schon?
    Sie könnte wieder gehen. Tamani würde ihr verzeihen. Irgendwann. Sie sah zu ihm hoch. Es war, als wäre er auf der Hut, als merkte er, dass sie kurz davor war, umzukehren.
    Ein Windstoß fegte durch die Bäume und wehte Tamani die Haare ins Gesicht. Mit einer Hand strich er die langen Strähnen hinter die Ohren. Einen Augenblick lang, als sein Oberarm vor seinem Gesicht lag, ließ er den gesenkten Blick von oben bis unten über sie schweifen – das tat er nur sehr selten. In diesem Bruchteil einer Sekunde veränderte sich etwas, doch Laurel wusste nicht genau, was.
    »Nach Avalon?« Tamani legte ihr sanft die Hand auf den Rücken und lockte sie in den Wald. Gleich würde es kein Zurück mehr geben, das spürte sie.
    Sie sah Tamani an, sie schaute in die Bäume.
    Dann überschritt sie die Grenze.
    Auf den Straßen von Avalon wimmelte es von Elfen. Obwohl Tamani sie

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