Elfenlord
Flammen und Sekunden später schon wieder heraus, auf einer Trage zwischen sich den ausgestreckten Pyrgus. »Versetzt ihn sofort in Stase«, befahl Madame Cardui.
»Einen Augenblick«, sagte Oberzauberarztheiler Danaus aufgeblasen. Er trug wie immer die zeremoniellen Gewänder seines Standes. Die Träger blieben stehen.
»Was ist denn?«, fragte Madame Cardui ungehalten. Sie konnte Danaus nicht leiden. Er war einer von der alten Garde im Palast, ungeheuer erfahren und wirklich sehr gut in seinem Job. Aber er neigte dazu, Leute zu schikanieren, war arrogant und hegte eine vollkommen überzogene Vorstellung von seiner eigenen Bedeutung.
»Einen lebenden Prinzen des Elfenreichs mit einem Unbeweglichkeitszauber in Stase zu versetzen, ist nur gestattet, wenn ein entsprechender Befehl des amtierenden Herrschers vorliegt«, sagte Danaus.
Madame Cardui starrte ihn böse an. »Der amtierende Herrscher ist nicht hier.«
»Exakt.«
Der Körper auf der Trage war nicht länger der eines jungen Mannes, nicht einmal der des reifen Erwachsenen, der in der Gegenwelt Schutz gesucht hatte. Pyrgus war jetzt geschrumpft, er sah faltig aus und alt, als ob sich die Krankheit, die von ihm Besitz ergriffen hatte, jetzt beschleunigte.
»Dies ist ein Notfall«, sagte Madame Cardui.
Oberzauberarztheiler Danaus bedachte sie mit einem herablassenden Lächeln. »Ich fürchte, es gibt in der Gesetzgebung keine Bestimmung für Notfälle.« Er ordnete seine Gewänder. »Vielleicht –« Er brach mit schreckgeweiteten Augen ab.
Nymph hatte ihm ihren Dolch an die Kehle gehalten. »Ich bin die Frau des Prinzen Pyrgus«, sagte sie eisig. »Vielleicht reicht es aus, wenn ich die Anordnung unterschreibe?«
Danaus schluckte sichtlich. »Ja«, sagte er, und seine Stimme war kaum mehr als ein Krächzen. »Das reicht vielleicht aus.«
Unbeweglichkeitszauber wurden normalerweise eingesetzt, um Leichen zu konservieren, und so wurde Pyrgus direkt zur Leichenhalle gebracht. Madame Cardui schauderte, und nicht allein, weil ihr kalt war. Sie selbst hatte keine Angst vor dem Tod – seltsam, wie diese schwand, wenn man älter wurde – und sie akzeptierte seine Unausweichlichkeit bei den Alten. Aber Pyrgus war, trotz seines jetzigen Aussehens, nicht alt. Auch wenn er ihr nicht gerade dankbar sein würde, wenn sie so etwas sagte, so war er doch kaum mehr als ein Junge gewesen, als ihn das Zeitfieber erwischte. Ihn jetzt zu sehen, verwelkt, eingefallen und ganz offensichtlich dem Tode nahe, war entsetzlich.
Zwar hatte Nymph ihren Dolch inzwischen wieder verschwinden lassen, stand aber nach wie vor dicht neben Oberzauberarztheiler Danaus. Der schien keiner weiteren Ermunterung zu bedürfen, und sein Team arbeitete mit stiller Professionalität. Dennoch beobachtete Nymph jede ihrer Bewegungen genau. Pyrgus hatte jetzt schon zu lange im Koma gelegen. Sie war nicht bereit, irgendeine weitere Verzögerung hinzunehmen.
Eine Isolierkammer war bereits aufgestellt worden, die aussah wie ein durchsichtiger Sarg. Aber bevor sie Pyrgus irgendetwas nutzen konnte, musste sie programmiert werden. Mit einer breiten Bürste begann eine Schwester, die Zauberbeschichtung aufzutragen. Während sie mit einiger Gelassenheit vor sich hin arbeitete, verspürte Nymph zunehmend Wut. Sie war weitaus wütender über Danaus, als sie bislang zu erkennen gegeben hatte. Der Mann war wegen Pyrgus’ Zustand vorgewarnt worden. Er hätte dafürsorgen sollen, dass alles vorbereitet war, statt sich mit irgendwelchen rechtlichen Petitessen aufzuhalten.
Die Zauberbeschichtungen waren kompliziert, weil unterschiedliche Flächen unterschiedliche Zauber benötigten, aber schließlich waren sie fertig.
»Warum legen Sie ihn nicht hinein?«, fragte Nymph, als die Schwester von einem anderen Mitglied des Teams ersetzt wurde.
»Wir brauchen den Katalysator«, sagte Danaus und betrachtete sie misstrauisch. Er fügte hinzu: »Dies ist eine schwierige Arbeit.«
Das war sie wahrscheinlich. Nymph stellte fest, dass sie von einem Nachtelf ausgeführt wurde. Seit Blue Kaiserin geworden war, arbeiteten immer mehr Nächtlinge im Palast. Es war jetzt offizielle Politik, aber Nymph fühlte sich immer noch leicht unwohl. Sie sah zu, wie der Mann einen Klebestreifen auf dem Boden der Truhe anbrachte. An einem Ende befestigte er ein kleines Schmuckstück und am anderen etwas, das wie ein Metallzünder aussah. Nichts, was er tat, kam Nymph besonders schwierig vor, aber sie nahm an, dass es bei der
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