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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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Anbringung um allergrößte Genauigkeit ging. Der Nächtling arbeitete offenkundig so sorgfältig wie schnell. Er blickte Danaus an und nickte, als er fertig war.
    Danaus nickte ebenfalls. »Zünder«, sagte er leise.
    Der Nächtling schnippte mit den Fingern, und ein kleiner Funke sprang von seinem Daumen an das Ende des Zünders über. Es gab ein stotterndes Geräusch und einen leichten Brandgeruch, als der Zünder aufflammte. Das Klebeband verschwand mit einem Lichtblitz, und das kleine Schmuckstück begann zu pulsieren und zu glühen. Sekunden später explodierte es in einem Schwall grünlichen Lichts und völlig geräuschlos.
    Danaus ging hinüber, um die Truhe zu inspizieren. Er schnüffelte an verschiedenen Stellen herum und beugte sich vor, um das Innere sorgsam zu untersuchen. Nach einerganzen Weile richtete er sich wieder auf. »Legt Seine Hoheit hinein«, sagte er.
    Schnell sagte Nymph: »Oberzauberarztheiler, stimmt es, dass dieses Verfahren ein gewisses Risiko birgt?«
    Danaus blickte sie ohne jede Gefühlsregung an. »Ja. Unbeweglichkeitszauber wird normalerweise eingesetzt, um Leichen oder leblose Objekte zu konservieren. Es gibt ein zu vernachlässigendes Risiko, wenn sie bei lebenden Systemen angewendet wird.«
    »Was heißt das?«
    »Statistisch messbar, aber gering.« Er zögerte und fügte dann hinzu: »Natürlich wäre Ihr Ehemann in weitaus größerer Gefahr, wenn wir ihn jetzt nicht in Stase versetzten. Wäre ich an dem Fieber erkrankt, dann wäre es das, was ich auch mir verordnen würde. Der Verlauf der Krankheit muss gestoppt werden, bis wir ein Mittel finden können.«
    »Gut«, sagte Nymph. »Machen Sie weiter.« Insgeheim fasste sie den Entschluss, den Oberzauberarztheiler Danaus zu töten, falls Pyrgus etwas passierte.
    Wenn er ihre Gedanken erahnte, so zeigte Danaus es nicht. Er nickte seinem Team zu, und Sekunden später lag Pyrgus eingeschlossen in der Kammer. Er sah jetzt auf verstörende Weise wie eine Leiche aus, obwohl Nymph das leichte Auf und Ab seiner Atmung sehen konnte. Aber selbst diese würde aufhören, wenn die Kammer aktiviert wurde. Alles würde aufhören. Pyrgus, der von der Zeit gefressen wurde, würde dann in der Zeit stehen bleiben.
    Danaus holte einen kleinen, achtzehn Zentimeter langen Zauberstab aus einer Tasche seines Gewandes und wedelte mit ihm auf der Höhe von Pyrgus’ Kehle über der Truhe. Die Truhe summte einen Augenblick lang, dann war es ruhig. Pyrgus’ Atmung war zum Stillstand gekommen. »Es ist vollbracht«, sagte Danaus.
    Vielleicht war es Pyrgus’ schiere Reglosigkeit, die Nymph so unerträglich fand. Sein Gesicht verschwamm, als ob Tränen ihre Augen vernebelten, dennoch weinte sie seltsamerweisenicht   – sie weinte nie. Ihr war übel, der Bauch krampfte sich zusammen vor Sorgen, sie wandte sich ab und spürte, wie sie schwankte.
    »Nymph, Liebes   …?«, sagte Madame Cardui.
    Es waren zu viele Leute im Zimmer. Sie kamen und gingen, immer in ganzen Horden, die wie seltsame Gezeiten an- und abschwollen. Irgendetwas mit dem Licht stimmte nicht, es flackerte unablässig.
    »Nymph?«, sagte Madame Cardui noch einmal.
    Sie musste an die frische Luft, weg vom Geruch des Todes. Sie würden Pyrgus wegbringen, nun, da sie ihn in Stase versetzt hatten. Sie würden die Kammer in seine Räume im Palast bringen und Wachen postieren, damit er auf keinen Fall gestört wurde. Sie würden ihre Suche nach einem Gegenmittel fortsetzen. Für sie gab es hier nichts mehr zu tun.
    »Nymph, was ist los?« Madame Cardui runzelte besorgt die Stirn.
    Nymph machte einen Schritt vorwärts, und die Welt drehte sich um sie herum.
    »Nymph!« Jetzt war es beinahe ein Schrei.
    Dann erklang die affektierte Stimme von Oberzauberarztheiler Danaus, sicher und fest. »Bleiben Sie, wo Sie sind, Madame Cardui«, sagte er. »Sie hat das Zeitfieber.«

ZWEIUNDSIEBZIG
    B lue fasste einen Entschluss. »Ich gehe hinein«, sagte sie.
    Ihr war der Gedanke gekommen, dass sie vielleicht in einen Mythos geraten war. Sie hatte sich (oder vielleicht hatte das auf subtile Weise der Purlisa) als heroische Gestalt aufgemacht, um das Monster zu erlegen. Oder sonst,das begriff sie jetzt, als tragische Figur, um von dem Monster gefangen zu werden. Bis jetzt war sie noch nie darauf gekommen, über die beiden großen mythischen Rollen hinauszudenken: erobernder Held oder gefangene Prinzessin. Tatsache war aber, dass sie keine dieser beiden Rollen annehmen musste. Es gab schließlich noch einen

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