Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan

Vom Netzwerk:

Vorstellung, er mache sich Sorgen um ihre Sicherheit, war absurd, selbst wenn er für Madame Cardui arbeitete.
    Blue beschloss, ihre Spekulationen einzustellen und sich nur an die Tatsachen zu halten.
    Erste Tatsache: Sie hatte keine Ahnung, ob Henry in der Höhle war oder nicht.
    Zweite Tatsache: Der Purlisa und sein Abt wollten beide, dass sie in die Höhle ging.
    Dritte Tatsache: Chalkhill wollte das ganz offensichtlich nicht. Sie schaute das Charno an, doch es fielen ihr diesbezüglich keine Tatsachen ein, außer dass es große Füße hatte.
    Blue drehte sich auf dem Absatz um. »Ich gehe jetzt hinein«, sagte sie ein zweites Mal.

DREIUNDSIEBZIG
    E s war, als hätte Euphrosyne aufgehört zu existieren, als hätten die Luchti aufgehört zu existieren, als ob die ganze Stadt aufgehört hätte zu existieren.
    »Aber Sie sind doch tot«, krächzte Henry. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Ja, ich weiß«, sagte Mr Fogarty ungeduldig.
    »Was ist passiert?«, fragte Henry.
    »Das hohe Alter ist passiert«, sagte Mr Fogarty zu ihm. »Meine Zeit war abgelaufen, nehme ich an. Ich weiß auch nicht genau – der Tod ist nicht so eindeutig, wie du glaubst.«
    »Nein«, sagte Henry. »Nein, das habe ich nicht gemeint.« Es fiel ihm schwer, zu glauben, was da gerade geschah.Aber die Stimme war ohne Zweifel die von Mr Fogarty. Und sie sprach zu ihm, ganz normal, nicht wie eine alte Bandaufnahme. Er konnte sich nicht vorstellen, wie Euphrosyne das hätte türken sollen. Oder irgendjemand anders. Er holte tief und fröstelnd Luft. »Ich meine, wo sind Sie?«
    »Gute Frage. Ich sitze jedenfalls nicht auf einer Wolke und spiele Harfe, so viel ist sicher.«
    Nach einer Minute begriff Henry, dass das die einzige Antwort war, die er bekommen würde, und sagte: »Nein, ich meine –« Er fiel sich selbst ins Wort. Er wusste, dass er wieder in dieses berüchtigte Gequassel verfiel, und das war wirklich blöd, wirklich. Wenn er mit Mr Fogarty sprach, wenn er mit jemandem sprach, der gestorben war und immer noch tot war und trotzdem irgendwie antwortete, dann war er in der Lage, etwas herauszufinden, etwas Wichtiges, über das niemand auf der Welt etwas wusste. Es war unglaublich, aber es geschah wirklich. Er setzte noch einmal an, diesmal mit festerer Stimme. »Können Sie sich genau daran erinnern, was passiert ist, als … als es passiert ist? Als Sie –«, er hustete taktvoll, »– entschlafen sind.«
    »Natürlich kann ich das«, sagte Mr Fogarty. »Ich bin tot, nicht senil.«
    »Können Sie es mir beschreiben?«
    »Schau mal, Henry, es gibt andere Dinge, über die ich jetzt mit dir reden mu-«
    Zum ersten Mal in seinem Leben fand Henry den Mut, ihn zu unterbrechen. »Bitte«, sagte er. »Das ist wirklich wichtig.« Einem Einfall folgend, fügte er hinzu: »Es könnte uns helfen, irgendwie, also … angemessen zu kommunizieren. Besser. Oder so.«
    Es klang irgendwie schwach, aber es schien doch eine Wirkung zu haben. Mr Fogarty sagte: »Also gut. Wir haben Zeit. Es war so: Ich wachte im Bett auf –«
    »Also hatten Sie gar kein Fieber? Sie waren nicht im Koma oder so?«
    »Nein, ich war wach.«
    »Und kein Fieber?«
    »Schau mal«, sagte Mr Fogarty, »wenn du mich weiterhin ständig unterbrichst –«
    »Entschuldigung. Entschuldigung. Nein, bitte, sprechen Sie weiter.«
    Mr Fogarty seufzte. »Ich bin im Bett aufgewacht und einige Minuten lang war alles in Ordnung, aber dann hatte ich das seltsame Gefühl, unter Wasser zu sein. Ich –«
    »Das war kein Rückfall, oder?«
    »Nein, das hatte nichts mit dem Fieber zu tun. Nichts, das mit dem Fieber vergleichbar wäre. Warum fragst du dauernd nach dem bescheuerten Fieber? Ich –«
    »Sind Sie sicher?«
    »Oh, Herrgott noch mal, Henry!«
    »Entschuldigung. Entschuldigung. Sprechen Sie weiter. Ich werde nicht – ich werde kein –«
    »Es war eher wie das Gefühl zu sinken. Ich war schwach, aber das war keine Überraschung. Falls du je das Fieber bekommst, wirst du merken, dass es dich schwächt. Aber dies war anders. Ich hatte ein Gefühl, als würde mein Körper schrumpfen. So ein Gefühl hatte ich noch nie gehabt. Dann verschwamm alles vor meinen Augen: Das war der Moment, in dem ich mich wie unter Wasser fühlte.«
    Zu Henrys Überraschung zögerte er, dann sagte er: »Verzeih bitte, dass ich dich angefahren habe. Es ist ja nur normal, dass du neugierig bist. Frag ruhig, wenn du möchtest.«
    Henry blinzelte. Der Tod schien Mr