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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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diese getarnte Charno-Person hatte ihr den Leuchtfaden weggenommen und war verschwunden und jetzt musste sie ohne Hilfsmittel den Weg aus diesem Labyrinth finden. Das wäre ihr vielleicht sogar gelungen   – sie hatte einen ziemlich guten Orientierungssinn und ein ausgezeichnetesvisuelles Gedächtnis   –, aber ohne das Katzit in ihrem Nervensystem war sie völlig blind. Ihr Sehvermögen begann schon nachzulassen. Wo sie vorher noch meterweit den felsigen Gang hatte entlangschauen können, vermochte sie jetzt gerade noch ein paar Schritte weit zu blicken. Dahinter verschwand alles wie in einem immer dichter werdenden Nebel.
    Konnte sie es wagen, noch mehr Katzit einzunehmen?
    Glücklicherweise hatte die Kreatur ihr den Rucksack dagelassen. Sie kramte jetzt darin herum, fand das Katzit und fühlte, wie ihr das Herz in die Hose sank. Die übrigen Kristalle hatten sich verklumpt und waren dabei zu verschmelzen. Katzit reagierte manchmal so, wenn man die Kristalle nicht getrennt hielt, was sie   – verdammt   – nicht getan hatte. Sie konnte sich ein Stück abbrechen   – das konnte sie immer noch   –, aber kein kleines Stück. Die verschmolzenen Kristalle waren viel größer als die ursprünglichen. Was bedeutete, dass sie eine gewaltige zweite Dosis einnehmen müsste   … oder überhaupt keine.
    Blue zwang sich, ruhig zu bleiben. Das Ganze hatte eine gute und eine schlechte Seite. Die gute war, dass eine starke Dosis Katzit sehr lange vorhalten würde, wahrscheinlich viel länger, als sie für die Erkundung dieser Gänge brauchen würde, für die Rettung von Henry, wenn er da war, und für die Flucht. Die schlechte war, dass eine so große Dosis Katzit sie mit ziemlicher Sicherheit töten würde.
    Nach einer langen Pause beschloss sie, dass sie ausprobieren würde, wie weit sie mit dem Rest Katzit in ihrem Organisumus kam. Es hatte keinen Sinn, mehr zu riskieren, als unbedingt nötig war. Schließlich konnte sie, wenn auch schlecht, immer noch sehen und sie vermochte auch nicht zu ermessen, wann genau das Katzit ganz aus ihrem Organismus verschwunden wäre. Vielleicht hatte sie ja Glück und der Rest würde reichen, bis sie das Notwendige getan hatte.
    Eine Stunde später wusste Blue, dass es nicht reichen würde. Sie kroch, jetzt beinahe blind, auf den Knien durch einen schmalen Gang, schob sich Zentimeter für Zentimeter eher tastend als sehend vorwärts und war sich darüber im Klaren, dass sie inzwischen vollkommen die Orientierung verloren hatte. Einen Augenblick lang erfasste ein übermächtiges Gefühl der Trostlosigkeit sie. Würde es irgendetwas ändern, wenn sie noch mehr Katzit nahm? Selbst wenn sie dann wieder sehen könnte, wäre sie immer noch orientierungslos. Als dieses Wesen ihr den Leuchtfaden gestohlen hatte, nahm es ihr auch alle Hoffnung auf Orientierung. Wie konnte sie denn hoffen, Henry zu finden? Wie konnte sie denn hoffen, ihn zu retten? Und selbst wenn es ihr wie durch ein Wunder doch gelang: Wie konnte sie hoffen, den Weg nach draußen zu finden?
    Doch dieser kurze Augenblick des Zweifels ging vorüber und etwas von ihrem alten Selbstvertrauen kehrte plötzlich wieder zurück. Sie war schließlich in keiner schlimmeren Lage, als sie es ohnehin erwartet hatte. Wenn sie das Risiko einging, noch etwas Katzit einzunehmen, hatte sie immer noch die Möglichkeit, zu tun, was sie sich vorgenommen hatte.
    Sie wollte gerade nach den Kristallen greifen, als sie vor sich einen winzigen Lichtpunkt sah.
    Es war zu schön, um wahr zu sein. Wenn dort wirklich Licht war, konnte das wohl nur eine weitere Stelle mit diesem fluoreszierenden Pilz sein. Aber da war keine grünliche Aura. Das Licht war rein und klar, wie Sonnenlicht. Sie begann vorsichtig darauf zuzukriechen. Minuten später wusste sie ganz sicher, dass dies kein Pilz war. Noch ein paar Minuten und sie konnte aufrecht stehen, konnte sich sicher vorwärtsbewegen, ohne sich auf das schwächer werdende Katzit verlassen zu müssen. Sie begann zu laufen. Sie wusste, sie sollte mehr Vorsicht walten lassen, aber das Licht erschien ihr wie ein Zeichen der Hoffnung und ihr Herz schlug heftig. Dies könnte vielleicht sogar ein Durchbruchan die Oberfläche sein, ein Ausgang, eine Chance für einen Neuanfang, ein   –
    Blue rannte aus dem Gang und gelangte in eine große unterirdische Höhle. Sie war gut beleuchtet, aber nicht von der Sonne draußen   – das Licht kam aus einer Öffnung, die in eine zweite, kleinere Kammer führte. Es war zu

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