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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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war: Wieso konnte er auf dem Kopf der größten Schlange der Welt sitzen, ohne wie ein Charno gefressen zu werden?
    Es war alles zu viel für Blue. Zu viele Fragen und viel zu wenig Antworten. Aber es gab eine Antwort auf die einzige Frage, die wirklich von Bedeutung war. Henry war nicht hier.
    »Ich gehe jetzt«, sagte Blue kurz angebunden und drehte sich um, um die Höhle zu verlassen.
    Die Schlange zuckte und ein Teil ihres gigantischen Schwanzendes blockierte den Ausgang.
    Blue wandte sich wieder um. Die Schlange starrte sie mit riesigen, schimmernden Augen an. Der Clown hatte sich nicht gerührt. Seine Beine baumelten an beiden Seiten ihrer Nase herab.
    »Gehorcht dieses Ding dir?«, fragte Blue. »Sag ihm, es soll mich rauslassen!«
    Zurück in die Gänge, Blue, ohne das verbrauchte Katzit und ohne Leuchtfaden, der dich leiten kann?
, flüsterte es in ihrem Kopf. Sie schob die Gedanken beiseite. Eins nach dem anderen.
    »Gehorchen?«, fragte der Clown und tat erstaunt. »Er ist in der Pubertät, der Gute. Kein Pubertierender gehorcht.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Kommt nie nach Hause. Treibt sich mit den falschen Typen herum. Schwängert süße kleine Schlangenmädchen.« Er spitzte den Mund und riss die Augen auf. »Tut absolut nichts, was ich ihm sage.«
    Blue zog das Halekmesser aus ihrem Gürtel, drehte sich um und stieß es der Schlange mit einer schnellen Bewegung in den Schwanz.
    Der Energieausstoß war gewaltig. Sie floss von dem Messer ab wie ein Blitz, zuckend und knisternd. Ein überwältigender Geruch nach Ozon erfüllte die Luft. Der Clown schnellte plötzlich hoch und sah hinunter, als hätte ihn etwas in den Hintern gebissen, glitt dann von seinem Platz auf dem Kopf der Schlange herunter und sprang behände auf den Boden. »Huh! Das hat gekitzelt!«, rief er.
    Blue zog das Messer heraus. Die Kristallklinge war unversehrt, aber dumpf und leblos, als wäre jeder Funken Energie, den sie einmal enthalten hatte, jetzt restlos abgeflossen. Die Schlange sah sie neugierig an. Sie hatte nicht einmal im Ansatz gezuckt.
    Blue ließ das nutzlose Halekmesser fallen und rannte davon. Sie konnte die Höhle nicht auf demselben Weg verlassen, auf dem sie sie betreten hatte, aber vielleicht gab es noch andere Ausgänge. Vielleicht war das Licht doch Sonnenlicht, das durch die Decke der Nebenhöhle fiel. Sie rannte darauf zu.
    Ohne Hast wand die Schlange sich um Blue herum und hielt sie fest.

EINUNDACHTZIG
    D as ist nicht in Ordnung«, sagte Henry.
    »Was ist nicht in Ordnung, EnRi?«, fragte Lorquin. Seit Stunden marschierten sie schon durch den Wüstensand und die Sonne brannte erbarmungslos auf sie herunter. Immerhin konnte sie Henry nicht mehr so zusetzen wie früher. Seine Abenteuer mit Lorquin und sein Aufenthalt bei den Luchti schienen ihn sehr viel widerstandsfähiger gemacht zu haben.
    »Dass du mit mir kommst«, sagte Henry. »Das hier könnte richtig gefährlich werden.«
    Lorquin sagte: »EnRi, du warst mein Gefährte, als ich zum Mann wurde. Und jetzt gehört es sich, dass ich dein Gefährte bin.« Er lächelte ihn plötzlich breit an. »Und außerdem, wie willst du dich denn ohne mich zurechtfinden?«
    Da war in der Tat etwas Wahres dran. Obwohl Henry sich von den Luchti eine Reihe von Tricks abgeschaut hatte: Sich in der Wüste zu orientieren, war nicht dabei gewesen. So sehr er sich auch anstrengte, er konnte die Muster, die Lorquin dort ausmachte, einfach nicht erkennen. »Wie auch immer«, sagte er, »ich möchte, dass du dich raushältst, wenn wir in Schwierigkeiten geraten sollten. Du zeigst mir bloß, wie ich zu den Bergen komme, und dann   …« Er brach ab. Er hatte eigentlich sagen wollen:
Und dann kannst du zu deinem Volk zurückkehren.
Aber dann kamen ihm auf einmal mehrere Dinge in den Sinn. Erstens wollte er gar nicht, dass Lorquin zu seinem Volk zurückkehrte. Er liebte dieses Kind inzwischen (den
Mann
, würde Lorquin entschieden einwenden) und er wollte schlicht und einfach nicht, dass er wieder verschwand. Lorquin war wie der kleine Bruder, den Henry nie gehabt hatte. Das alles gehörte jetzt zu seiner aktuellen Lebenssituation. Dazu gehörte auch, dass er, wenn er Blue rettenwollte (vor was?), jede nur erdenkliche Hilfe brauchen konnte, selbst die eines Jungen. Henry war kein Held. Wo immer er konnte, ging er Kämpfen aus dem Weg. Für Blue würde er zwar alles tun, aber er kannte seine Grenzen. Und einmal angenommen, sie konnten Blue aus der Klemme, in die sie sich

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