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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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Gedankenverdreher von der Stange. Dieser Zauber war ganz offenbar Maßarbeit   – und zwar von einem Fachmann. Chalkhill verspürte eine Welle der Erregung. Man gab nicht Geld für einen Handwerkerzauberer aus, wenn man nicht etwas Wichtiges zu verbergen hatte.
    Er drehte sich um, aber er entdeckte, dass er immer noch im Bann war. Bei jedem Schritt auf Brimstones Haus zu verwandelte sich sein Hirn in Haferschleim. Unter zwanzig Meter Entfernung konnte er fast überhaupt nicht mehr denken. Er holte tief Luft und wich zurück, bis sein Kopf wieder klarer wurde.
    Was jetzt? Der Zauber würde natürlich langsam wieder nachlassen, aber bis dahin war Brimstone vielleicht schon zurück, und die Gelegenheit wäre verstrichen. Es konnte einen Tag oder noch länger dauern, bis sich eine neue ergab. Er besaß natürlich ein Gegenmittel   – alle Spione hatten ein Gegenmittel gegen Gedankenverdreher bei sich   –, aber er benutzte es ungern. Vielleicht, wenn er sich dem Haus aus einer anderen Richtung näherte   …
    Chalkhill ging einmal im Kreis und näherte sich demHaus von der anderen Seite. Der Trick funktionierte gut, bis das Haus tatsächlich in Sicht kam, und von da an war es wieder Zeit für Hirnhaferschleim. Die einzige andere Möglichkeit war der Zugang vom Fluss her, die Landung am Brimstone-Pier, aber die Wahrscheinlichkeit war sehr groß, dass der Zauber in alle Richtungen wirkte. Nur ein Idiot würde einen Teilschutz installieren, und Brimstone mochte alles Mögliche sein, aber ein Idiot war er nicht.
    Es musste wohl doch das Gegenmittel sein. Aber wo sollte er es einnehmen? Nicht auf der Straße, das war schon mal klar. Obwohl wegen der Seuche die meisten Straßen halb leer waren, gab es immer noch die Möglichkeit, dass gerade dann jemand vorbeikam. Und auch nicht auf dem Fluss; oder auch nur in dessen Nähe. Die Nachwirkungen waren schon ohne das Risiko zu ertrinken unangenehm genug. Schließlich entschied er sich für eine dunkle Gasse. Ein besserer Ort fiel ihm nicht ein.
    Die Gasse roch nach Urin und schrie geradezu danach, dass man dort überfallen wurde. Aber die Angst vor der Seuche hatte alle Obdachlosen vertrieben und so war sein einziger Gefährte ein magerer Kater, der ihn nur kurz und ohne großes Interesse beäugte und sich dann wieder der Mülltonne zuwandte, die er gerade durchstöberte.
    Chalkhill holte den Spionkasten aus seiner Tasche und entnahm ihm die goldene Phiole. Es war einer von den neuen, schnell wirkenden Sprayzaubern und er drückte die Düse trotz des Pochens an seinem Handgelenk herunter, bevor er Zeit hatte, wieder den Mut zu verlieren. Der Kater sah sich misstrauisch nach ihm um, als die Phiole zischte.
    »Yiii-haaah!«
Chalkhill heulte auf, als das Innere seines Schädels explodierte. Er warf sich gegen eine Gassenmauer, prallte heftig zurück und stürzte in einen Eingang. Die Tür hielt, wenn auch nur fast, sodass sein Schwung ihn wieder zurückwarf und er mit dem Gesicht auf das Pflaster fiel. Sein Fuß verfing sich in der Mülltonne. Wütendfauchte der Kater ihn an und raste davon. Chalkhill kam mühsam wieder auf die Füße, sein ganzer Körper schmerzte, und Blut tropfte aus seiner Nase. Er stand einen Augenblick da und atmete schwer.
    »Aaaaauuuu!«
Die zweite Welle traf ihn. Er drehte sich um sich selbst, wedelte mit den Armen und stieß gegen ein kleines, bleiverglastes Fenster.
    »Hau ab   – ich bin betrunken!«, schrie eine wütende Stimme von drinnen.
    Chalkhill warf sich zurück und stieß gegen die Mülltonne, die davonrollte. Das metallene Scheppern war geradezu unwirklich. In der Gasse gingen hinter den Fenstern die Lichter an. Seuche hin oder her, irgendjemand würde gleich herauskommen. Vielleicht war das alles nicht besonders schlau. Vielleicht   –
    »Waaaaaaaaaahhhhhh!«
Die dritte Welle.
»Yabba-dabba-dabba-dabba-dabba!«,
schnatterte Chalkhill. Funken tanzten vor seinen Augen. Die Welt drehte und drehte sich. Er begann zu halluzinieren und sah rosa Schlangen. Eine große Ratte, die seine Hilflosigkeit spürte, löste sich aus dem Dunkel und begann an seinem Knöchel zu knabbern. In einem plötzlichen, selbstmörderischen Impuls begann er mit gesenktem Kopf auf die nächste Wand loszustürmen.
    Dann war es vorbei, und Chalkhill blieb stehen. Die Wand hatte er nur gestreift. Er stand da, hatte Schmerzen und keuchte, während die Halluzinationen abebbten. Er hatte überall blaue Flecken und blutete, und die Ratte hatte etwas Fleisch von seinem

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