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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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schwebte Comma anmutig dicht an der Decke der Trainingshalle. Das eng anliegende Trikot betonte die geschmeidige Muskulatur seines Körpers, während er in verschlungenen und anmutigen Figuren herabstieß und wieder aufstieg. Eines Tages würde er eine verheerende Wirkung auf die Mädchen ausüben. Blue schüttelte den Kopf. Wem wollte sie eigentlich etwas vormachen? Er übte jetzt schon eine verheerende Wirkung auf Mädchen aus. Acht von ihnen, alle Mitglieder des Kaiserlichen Balletts, hielten sich in der Trainingshalle auf, und jede Einzelne sah ihm schwärmerisch zu.
    Dann nahm eines der Mädchen gekonnt Anlauf und stieg zu ihm auf. Ihr langes, dunkles Haar war zu einem festen Knoten gebunden, und sie hatte die Art von Körper, die man nur durch jahrelanges Training erlangt. Ihre Augen waren glasig, als sie sich konzentrierte, um in Schwebetrance zu kommen.
    Comma griff nach ihr und nahm ihre Hand. Blue starrte entzückt zu ihnen auf, während die beiden federleicht in die Tanzschritte eines klassischen Pas de deux hineinglitten. Sie bewegten sich zunächst sanft, dann schneller, aber immer anmutig, strebten auseinander, stiegen auf, umschlossen sich zu einer kurzen Umarmung, dann ging es aufwärts, himmelwärts. Blue erkannte einen Satz aus Februas ›Heliconius‹, einem ihrer Lieblingsstücke. Sie fragte sich einen Moment lang, ob die Tänzer ihn mit einem Kuss beenden würden, und als sie es taten, bemerkte sie die neidischen Blicke auf den Gesichtern der anderen Mädchen.
    Das dunkelhaarige Mädchen schwebte langsam wieder zum Boden zurück, da sie ihre Trance nicht mehr aufrechterhalten konnte, aber Comma blieb mit Leichtigkeit in der Luft. Er hatte ganz augenscheinlich ein Talent, das ihn weit bringen würde. Blue betrat die Halle und sofort liefen die Ballettmädchen zu ihr, um sie mit kunstvollen und elegantenKnicksen zu begrüßen. Blue erwiderte ihr Lächeln und sagte dann leise: »Bitte geht.« Die Mädchen zerstreuten sich wie Tauben, verließen sie mit kleinen, schnellen Schritten. Über ihrem Kopf sank Comma sanft zu ihr herab.
    »Sicherheitsmaßnahmen?«, fragte Blue ohne Vorwarnung, als er aufsetzte. Sie bemerkte, dass er trotz der Anstrengungen bei der Levitation kaum einen Tropfen Schweiß verloren hatte.
    Früher hätte er einen Aufstand gemacht, verlangt, sofort zu erfahren, was es mit ihrem Besuch auf sich hatte, ihr vorgeworfen, sein Training zu stören, und Licht wusste, was noch alles. Der neue Comma dagegen lächelte nur, nickte und ging leichtfüßig, um die Doppeltüren mit ihren selbsttätigen Zaubern zu schließen. »Jetzt sind wir sicher, Blue«, sagte er. »Gibt es eine Krise?« Er blinzelte und fügte hinzu: »Abgesehen von denen, über die ich bereits Bescheid weiß.«
    So viele Krisen. Aber wenigstens konnte sie ihm jetzt vertrauen. Sie begriff plötzlich, dass sie ihm sogar völlig vertrauen konnte. Comma war immer noch jung, aber er war intelligent und ruhig, mit einem überraschenden und zugleich unaufdringlichen Verständnis für die Elfenreich-Politik. Was sehr günstig war, wenn sie bedachte, worum sie ihn bitten wollte. Sie schenkte ihm ein warmes, liebevolles Lächeln. »Wenn es eine gibt, wirst du sie bewältigen müssen.«
    Er runzelte leicht die Stirn, war aber intelligent genug, um zu verstehen. »Du verlässt den Palast?«
    Blue nickte. »Es ist möglich, dass ich eine ganze Weile fort sein werde.«
    Comma wartete, die Blicke auf ihr Gesicht geheftet.
    Blue sagte: »Ich möchte dich als Amtierenden Kaiser einsetzen, während ich fort bin.«

ZWEIUNDDREISSIG
    P yrgus wartete.
    Ihm fiel ein altes Sprichwort aus dem Elfenreich ein:
Der Purpurpalast schläft nie
. Es war als Devise gemeint gewesen   – eure Herrscher arbeiten unermüdlich zu eurem Wohle   –, aber nun konnte er auch den buchstäblichen Sinn des Sprichwortes begreifen: Verlasse deine Räume, wann du willst, zu jeder Tages- und Nachtzeit, und die Gänge sind voller Gewimmel   – Diener   … Wächter   … Boten   … Er beobachtete sie nun aus dem Schatten eines Torbogens heraus. Anders als auf den Straßen der Stadt hatte die Seuche zu keiner Veränderung im Palast geführt. Es war ein beinahe ununterbrochener Strom, ein endloses Gewimmel.
    Aber nur beinahe. Wenn man Geduld hatte, gab es Gelegenheiten, unerkannt unterzutauchen. Er wusste das aus seiner Kindheit, als er sich seinem Vater immer wieder entzogen hatte und weggelaufen war   – normalerweise vor der einen oder anderen Strafe. Man

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