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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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wartete, dann ergriff man die nächstbeste Gelegenheit und stürzte los. Mit ein bisschen Glück sah einen keiner.
    Er hätte voraussehen müssen, dass Blue mitkommen wollte. Aber seine Aufmerksamkeit war so auf den einen Punkt gerichtet gewesen, dass ihm das überhaupt nicht in den Sinn gekommen war. Andernfalls hätte er natürlich den Mund gehalten, aber dafür war es jetzt zu spät. Er musste ohne sie wegkommen. Sie würde wütend werden, wenn sie es herausfand, aber besser so, als dass sie alles ruinierte.
    Das Schlimme war, dass Blue ihm wirklich leidtat. Sie liebte Henry   – das wusste er schon seit Jahren   –, und Henry war jetzt in größerer Gefahr als jemals zuvor in seinem ganzen Leben. Es musste sie zerreißen, dass sie nicht wusste, was los war. Noch schlimmer war, dass man ihr nicht gestattete zu helfen.
    Der Gang war plötzlich leer. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, trat Pyrgus aus dem Torbogen, lief hundert Meter in südlicher Richtung und schlüpfte dann in einen wenig benutzten Korridor für die Diener. Er bewegte sich zügig voran und horchte aufmerksam auf Geräusche, falls sich jemand nähern sollte. Natürlich würde kein Diener ihn aufhalten   – er war nach wie vor ein Prinz des Elfenreiches und außerdem war bekannt, dass er die Seuche hatte   –, aber es war am besten, wenn ihn überhaupt niemand sah. Die Leute redeten. Es wäre eine Katastrophe, wenn die Nachricht von seinem Vorgehen Blue ereichte.
    Auf halbem Wege durch den Korridor trat er durch einen Eingang in eine leere Kammer und wartete, wobei er die Tür einen Spalt offen ließ. Blue war nicht dumm, und sie kannte ihn seit Ewigkeiten. Es wäre sehr typisch für sie, einen ihrer elenden kleinen Agenten anzuweisen, ihm zu folgen, wenn er seine Räumlichkeiten verließ.
    Sekunden wurden zu Minuten, während er lauschte und die Luft anhielt. Nach einer Weile begann er sich zu entspannen. Vielleicht hatte er sie falsch eingeschätzt. Vielleicht hatte sie gelernt, ihrem großen Bruder zu vertrauen.
    Er wollte gerade wieder in den Gang hinaustreten, als er ein Geräusch hörte. Pyrgus erstarrte. Er legte sein Auge an den Spalt. Sein Sichtfeld war begrenzt und der Gang war nur schwach beleuchtet, aber einen Augenblick später schlüpfte schweigend eine schattenhafte Gestalt vorbei, ein Trinianer, seiner Größe nach zu urteilen. Pyrgus grinste. Die kleine Schwester traute ihm nach wie vor überhaupt nicht.
    Er wartete, bis er sicher war, dass der Spion fort war, dann verließ er vorsichtig die Kammer und lief den Weg zurück, den er gekommen war. Aber statt in den Hauptgang mit seinem geschäftigen Treiben zurückzukehren, schlüpfte er durch einen Torbogen und durchquerte eine leere Galerie, die ihn zu einem zweiten Korridor für die Diener führte, der parallel zum ersten verlief.
    Er zögerte. Da kam jemand. Er konnte den schweren Atem hören, schlurfende Schritte und ein seltsames metallisches Scheppern. Sicher nicht noch ein Spion. Er riskierte einen schnellen Blick den Korridor hinunter. Eine alte Putzfrau näherte sich, schleppte einen leeren Eimer und einen Wischmopp mit sich. Pyrgus trat ins Dunkel zurück und sie lief an ihm vorbei, ohne auch nur einen Blick in seine Richtung zu werfen.
    Pyrgus wartete, bis die Schritte der Frau verklungen waren, dann schlüpfte er in den Korridor. Er war mit diesem Teil des Palastes nicht völlig vertraut, entdeckte aber schnell, dass Blues Spion ihm einen Gefallen getan hatte, als er ihn in diese Richtung geschickt hatte. Der Korridor endete an einer düsteren Holztreppe. Sie führte in einen Lagerraum, der Zugang zu den Kellergängen unter der Haupteingangshalle bot. Es war ein Bereich, in dem Pyrgus sich gut auskannte   – er hatte sich hier unten oft genug versteckt, als er noch ein Kind gewesen war.
    Er lief eilig weiter, bis er auf eine zweite Treppe stieß, die ihn in die unbenutzten Räume der Palastküche führte. Der Ort hatte etwas Gespenstisches, aber er ignorierte das und schob eine schwere Tür auf, durch die er auf genau den Gang gelangte, nach dem er gesucht hatte. Er endete an einer verschlossenen Tür, die nach draußen führte. Pyrgus grinste und steckte seinen Generalschlüssel ins Schloss. (Schließlich gab es doch ein paar Vorteile, wenn man einmal Kronprinz gewesen war!) Die soliden alten Zauber erkannten ihn sofort und ließen die Riegel zurückgleiten. Einen Augenblick später war Pyrgus draußen und roch die frische, saubere Luft des Flusses um die

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