Elfenlord
Finger kriegen können, aber die meisten werden immerhin davon absehen, Sie umzubringen. Sie müssen die Barackensiedlungen meiden, es sei denn, Sie haben eine bewaffnete Eskorte, und zwar eine gut ausgerüstete. Ich sehe aber …?« Er verstummte diplomatisch.
»Keine Eskorte«, bestätigte Madame Cardui. »Keine Wache, keine Diener. Wir reisen, wie man so sagt, inkognito.«
»Sehr beeindruckend«, sagte der Arcont. Er blickte zu Blue hinüber, dann wieder zurück. »Nun, Sie haben zweifellos Ihre Gründe. Aber wenn Sie vorhaben, die Townships zu besuchen, möchte ich Ihnen doch mit Nachdruck vorschlagen, mir zu gestatten, Ihnen eine Eskorte zur Verfügung zu stellen.«
»Ich weiß nicht, ob wir das wirklich tun werden«, sagte Madame Cardui zu ihm. »Was können Sie mir über die Wüste erzählen?«
Blue spitzte sofort die Ohren. Bislang hatten sowohl Pyrgus als auch Madame Cynthia felsenfest behauptet, keine Ahnung zu haben, wo sie nach Henry suchen sollten. Bei Pyrgus konnte sie sich darauf verlassen, dass er ihr die Wahrheit sagte – er war der schlechteste Lügner der Welt –, aber Madame Cardui hatte ihr Leben der Lüge geweiht. Sie behielt alles Mögliche schon fast instinktiv für sich. Wenn sie sich für die Buthnerwüste interessierte, dann hatte das wahrscheinlich seinen Grund.
»Nicht sehr viel«, sagte der Arcont. »Sie bedeckt sieben Achtel der Oberfläche des Landes. Mehrere MillionenQuadratmeilen von … eigentlich nichts. Sand. Ein paar Wasserlöcher – man kann sie kaum Oasen nennen. Gelegentlich ein Kloster. Skorpione. Vereinzelt Untote – Gruftwesen, so was in der Art. Die Nomaden nennen sie Vaettire.«
»Ach, dann gibt es also Nomaden?«, fragte Madame Cardui.
»Anscheinend«, sagte der Arcont. »Gott allein weiß, wie es ihnen gelingt zu überleben. Extrem primitiv, wie man so hört. Gibt alle möglichen Geschichten über sie. Kannibalismus. Kopfjäger. Blutsäufer. Man weiß wirklich nicht, was man glauben soll. Irgendetwas in ihrer Nahrung sorgt dafür, dass sie blau werden, mit Haut und Haar. Alle Informationen, die ich erhalten habe, lassen darauf schließen, dass die Nomadenstämme noch gefährlicher sind als die Townships, aber sie meiden normale Leute, wo sie nur können, sodass die Chancen, auf sie zu stoßen, äußerst gering sind, selbst wenn Sie in die Wüste gehen. Sie planen doch nicht, in die Wüste zu gehen, oder?«
»Unwahrscheinlich«, sagte Madame Cardui sanft.
»Jetzt erzähl ich Ihnen mal etwas wirklich Interessantes über Buthner«, sagte der Arcont plötzlich. »Einst – und das ist viele, viele Jahre her: Vorgeschichte würden Sie wohl dazu sagen – einst beherbergte es die wohl höchstentwickelte Zivilisation auf diesem Planeten. Wir haben hier eine archäologische Gesellschaft, das Verbim-Institut –« Er lächelte. »Ich bin der Ehrenvorsitzende und ich trage zu seiner Finanzierung bei. Das Institut hat in den sichereren Regionen Buthners mehrere Grabungen durchgeführt und die Funde sind höchst bemerkenswert. Es scheint, als wäre Buthner – und Teile von Hass-Verbim natürlich, denn damals waren es keine einzelnen Länder – einst der Mittelpunkt eines gewaltigen Reiches gewesen.« Er wandte sich halb zu Blue. »In vielem vergleichbar mit Eurem Reich, Majestät, so wie es jetzt ist.«
»Wirklich?«, sagte Blue höflich.
Das war natürlich eines der Steckenpferde des Arconts, denn er beugte sich vor, um zu sagen: »O ja. Und nach allem, was wir wissen, technisch außerordentlich weit entwickelt. Magische Technologie. Ich weiß, dass einige Wissenschaftler das nicht gelten lassen, aber ich glaube wirklich, dass sie sogar noch weiter entwickelt gewesen sein könnten als wir heute.«
»Ich dachte, dass der Gebrauch von Magie in Buthner verboten ist«, warf Madame Cardui ein. »Oder gilt das nur im Kriegszustand?«
»O nein«, sagte der Arcont. »Da haben Sie völlig recht, Cynthia. In Buthner herrscht generell absolutes Misstrauen gegenüber der Magie – noch viel ausgeprägter sogar als in meinem eigenen Land. In einigen Gegenden laufen Sie schon Gefahr, auf der Stelle erschossen zu werden, wenn Sie auch nur mit einem Zauberkegel angetroffen werden.« Er zögerte. »Sie haben doch nicht vor, irgendetwas Magisches mit über die Grenze zu nehmen, oder?«
»Nein«, sagte Madame Cardui, ohne zu zögern.
Der Arcont sah erleichtert aus. »Ah, gut.« Er lächelte. »Wir wollen ja wirklich keinen diplomatischen
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