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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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zweifellos nicht mehr nach Buthner reisen. Mir scheint sogar, dass man ihn so schnell wie möglich wieder in die Gegenwelt zurückschicken sollte, sonst haben wir es bald mit einem echten Notfall zu tun. In Hass-Verbim haben sie für diese Situation jedenfalls nicht die nötige technische Ausstattung. Du weißt, wie sehr sie hier allen Zaubern misstrauen   – wir können von Glück sagen, dass sie medizinische Magie wie Isolierzelte überhaupt besitzen. Wir müssen ihn also ohne weitere Verzögerung zurück ins Elfenreich schaffen.«
    »Wird der Arcont das denn gestatten?«, fragte Blue ängstlich.
    »Der Arcont wird mehr als erfreut sein, wenn er uns von hinten sieht«, sagte Madame Cardui. »Die Seuche hat Hass-Verbim noch nicht erreicht, das heißt, je eher er uns los wird, desto besser auch für ihn. Wir können Pyrgus ja in seinem Zelt transportieren. Du wirst sehen, meine ich, dass der Arcont in jeder nur denkbaren Weise kooperieren wird.«
    Blue, die noch immer durch das Fenster auf ihren Bruder starrte, sagte leise: »Das würde aber heißen, dass wir Henry seinem Schicksal überlassen   …«
    »Vielleicht ja nicht«, sagte Madame Cardui.
    Blue sah sie an.
    Madame Cardui sagte: »Wir können unseren ursprünglichen Plan nicht weiterverfolgen, außer dass wir weiterhin annehmen müssen, dass Henry immer noch in Buthner ist. Ich möchte deshalb vorschlagen, dass eine von uns mit Pyrgus ins Elfenreich zurückkehrt und die andere nach Buthner weiterreist.«
    »Ich werde nach Buthner gehen«, sagte Blue schnell.
    Zu ihrer Überraschung äußerte Madame Cardui keinerlei Widerspruch. »Ich glaube, das musst du auch, meine Liebe. Ich bin viel zu alt, um in einer Wüste herumzuwandern, während ich sicher sehr erfolgreich dafür sorgen kann, dass Pyrgus wieder in die Gegenwelt geschickt wird. Ich glaube, du bist es, die weiterreisen muss, und ich glaube auch, du musst allein reisen, obwohl es mich quält, dich solch einem Risiko auszusetzen. Aber wenn du mit einer Wache reist, wird das jeden Kontakt mit den Einheimischen verhindern, und ich kann mir nicht vorstellen, wie du ohne einheimische Hilfe Henry finden willst. Und ohne eine riesige Portion Glück.« Sie lächelte düster. »Du musst natürlich verkleidet reisen   – eine attraktive junge Frau, die allein reist, das schreit geradezu nach Ärger   –, aber ich denke, das wird dir gefallen.«
    Trotz ihrer Sorgen erwiderte Blue das Lächeln. »Das glaube ich auch.« Als sie noch nicht Kaiserin war, war sie berüchtigt dafür gewesen, als Junge verkleidet Orte aufzusuchen, die ihr eigentlich untersagt waren. Ihr Lächeln erstarb. »Madame Cynthia«, sagte sie ruhig, »können Sie mir einen Rat geben, wo ich anfangen soll?«
    »In der Wüste, Liebes«, antwortete Madame Cardui ihr prompt. »Das ist der einzige Teil von Alans Vision, auf den man sich, glaube ich, nach wie vor verlassen kann. Ich bin mir im Klaren darüber, dass Buthner zu achtzig Prozent von Wüste bedeckt ist, wie unser Freund, der Arcont, bemerkt hat, aber ich fürchte, das ist unsere einzige Hoffnung. Ich glaube, unsere
einzige
Chance besteht jetzt darin, dass du Kontakt zu den Wüstennomaden aufnimmst und sie davon überzeugst, dir zu helfen.«
    »Sind das die Blutsäufer, Kopfjäger und Kannibalen, diese Nomaden?«, fragte Blue ausdruckslos.
    Madame Cardui lächelte dünn. »Ich hoffe, diese Berichte sind etwas übertrieben, meine Liebe«, sagte sie.

ZWEIUNDFÜNFZIG
    I st das die Gruft?«, fragte Lorquin. Die Sonne stand niedrig am Horizont, sodass die Ruine auf dem Sand einen langen, verzerrten Schatten warf. Aber es war ohne Zweifel die Gruft. Wie Lorquin sie auf der Basis von Henrys vagen Beschreibungen hatte finden können, war ein Rätsel, das an ein Wunder grenzte.
    »Ja«, sagte Henry gepresst. Er hatte schlicht und einfach Angst. Auch wenn sein Bein immer noch erheblich schmerzte, konnte er wieder laufen und auch sein Arm schien gut verheilt zu sein. Aber der Gedanke, erneut dem Vaettir begegnen zu müssen, erfüllte ihn mit Schrecken. Ihm dämmerte, dass seine Angst noch einen anderen Grund hatte. Es war offensichtlich, dass er ohne Lorquin in der Wüste nicht überleben konnte. Der Junge hatte nicht nur sein Bein geheilt, es war auch Lorquin, der in dieser Wildnis Nahrung für sie aufspürte. Es war Lorquin, der für Wasser sorgte. Es war Lorquin, der sich hier zurechtfand, obwohl es aus Henrys Sicht absolut keine Orientierungspunkte gab. Wenn Lorquin jetzt verschwände, dann

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