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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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und entdeckte, dass das fahle Wesen, das Lorquin Vaettir nannte, seine Gruft verlassen hatte.

DREIUNDFÜNFZIG
    E s war nicht so, dass Lorquin besonders schnell lief, es war nur so, dass er einfach nie langsamer wurde. Henry hatte es mit seinem schlechten Bein und wegen seiner zögerlichen Haltung schwer mitzuhalten. Er wollte absolut nicht dem Vaettir folgen, er wollte absolut nicht herausfinden, was ein Draugr war, aber er wusste nur allzu gut, dass seine Überlebenschance gleich null war, wenn er Lorquin, den Kleinen Blauen Buben, aus den Augen verlor. Eine beschämende Einsicht.
    Der Vaettir war etwas kleiner, als Henry ihn in Erinnerung hatte, aber nicht weniger Furcht einflößend. Er bewegte sich leicht und anmutig und wurde, wie Lorquin, nie langsamer. Sofern er das beurteilen konnte, steuerte er auf das Innere der Wüste zu. Obwohl er, als er die Gruft verlassen hatte, die Vorsicht selbst gewesen war, wie Lorquin vorhergesagt hatte, lief er nun, da sie in seinem Windschatten waren, voran, ohne sich umzusehen. Dennoch achtete Lorquin die ganze Zeit auf einen Sicherheitsabstand, was Henry sehr recht war.
    Die Sonne sank tiefer und tiefer und im Abendrot tauchten einzelne Sterne auf. Bald liefen sie in immer tieferer Dunkelheit und noch immer ließ Lorquin beim Tempo nicht nach. Er schien im Dunkeln besser sehen zu können als Henry und es kostete Henry einige Mühe, Schritt zu halten. Der Vaettir vor ihnen war nur noch ein beweglicher Fleck, aber dank seiner hellen Färbung verschwand er nicht völlig.
    Sie waren, soweit Henry es einschätzen konnte, nun schon fast eine Stunde in diesem Tempo unterwegs, als er einen Schimmer am Horizont bemerkte. Fünfzehn Minuten später entpuppte sich dieser Schimmer als die Flamme eines großen Lagerfeuers. Lorquin ließ sich zurückfallen und legte Henry warnend die Hand auf den Arm. »Der Vaettir hat seine Schuldigkeit getan«, flüsterte er. »Aber jetzt müssen wir aufpassen.«
    »Ich dachte, wir passen schon die ganze Zeit auf«, zischte Henry. Er hatte das schreckliche Gefühl, dass er gerade vom Regen in die Traufe kam.
    Lorquin sagte: »Jetzt trennen wir uns, EnRi, du und ich.«
    »Nein, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist«, sagte Henry schnell.
    Aber Lorquin ignorierte ihn. »Du gehst in die Richtung   –« Er deutete die Richtung an. »Mach einen Bogen, sodass du dich ihrem Sammelplatz von Norden her näherst.«
    »Sammelplatz?«
    »Versteck dich gut oder sie werden versuchen, dein Fleisch zu fressen   –«
    »Sie?«
Irgendwie hatte Henry das Gefühl, dass Lorquin nicht bloß den Vaettir meinte, dem sie gefolgt waren, und den geheimnisvollen Draugr   …
    »Du musst warten, bis ich so weit bin, EnRi, mein Gefährte«, sagte Lorquin. »Horch auf den Ruf des Nachtdolfes.« Er machte einen kehligen, leisen, gurrenden Laut, der gespenstisch klang und in der Nachtluft weithin zu hören war. »Das wird mein Signal sein.«
    »Dein Signal?«, wiederholte Henry mit wachsender Panik. Er wusste, er
wusste
einfach, dass das, was da auf ihn zukam, der Stoff aus einem Albtraum sein musste.
    »Auf mein Signal hin«, fuhr Lorquin in aller Ruhe fort, »musst du dich zu erkennen geben   –«
    Henry blieb stehen. Sich dem zu erkennen geben, was sich da um ein Lagerfeuer versammelte? Das war doch der blanke Horror! Warum sollte er sich bitte zu erkennen geben?Warum sollte er sich dem Lagerfeuer auch nur nähern?
    »Wedel mit den Armen und schreie, wenn es noch nötig ist, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, obwohl sie wahrscheinlich ohnehin wissen werden, dass du da bist, denn im Norden bist du in ihrem Aufwind.«
    Henry schloss die Augen. »Warum«, fragte er vorsichtig, »sollte ich ihre Aufmerksamkeit erregen wollen?« Sein Mund war so trocken, dass er kaum noch sprechen konnte, was allerdings überhaupt nichts mit der Hitze in der Wüste zu tun hatte.
    »Damit sie dich verfolgen können«, sagte Lorquin fröhlich zu ihm.
    »Und sie sind   …?«
    »Die Vaettire, EnRi«, sagte Lorquin geduldig.
    Das war ein Plural,
Vaettire
, bemerkte Henry, obwohl er nicht so tun konnte, als wäre das eine Überraschung. »Warum sollte ich wollen, dass mich die Vaettire verfolgen?«
    »Damit ich den Draugr töten kann«, erklärte Lorquin glücklich. »Sie bewachen den Draugr, aber wenn sie dich verfolgen   …« Er verstummte und lächelte.
    »Was ist denn, wenn sie mich erwischen?«, protestierte Henry mit klopfendem Herzen.
    Lorquin schüttelte den Kopf. »In unseren Liedern

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